30.11.16 || WIESBADEN (29.
NOVEMBER 2016) - Mit „Duft und Wahnsinn" war das Konzert des XIII. Musikherbstes Wiesbaden in der Schiersteiner Christophoruskirche überschrieben, an dem die Sopranistin Dorothee Mields, Hille Perl
(Viola da Gamba), Lee Santana (mit Laute und Theorbe" und die Rezitatorin Christa Leiffheidt den zweiten Abend des Musikherbstes gestalteten, an dem nicht nur von führenden Interpreten ihres Fach
dargebotene englische Songs und italienische Madrigale mit Werken von Purcell, Eccles, John Dowland und Christopher Simpson zur Aufführung kamen, sondern auch weniger bekannte von Antonio Martin y
Goll, Barbara Strozzi, Giulio Caccini und Girolamo Kapsberger. Ausführende waren die zu den bekannten Interpreten ihres Fachs zählenden Instrumentalisten und die Rezitatorin Christa Leiffheidt, die
Prosa und Gedichte von Heine, Rose Ausländer, Shakespeare, Rilke, Hilde Domin und Erich Fried vortrug.
Unter dem Titel „Die Geburt des Orchesters" bestritt das European Union Baroque Orchestra, das sich aus hochqualifizierten jungen Barockmusikern aus ganz Europa zusammen setzt, mit reichhaltigem
Programm den nächsten Abend. Mit ihrer intensiven Ausbildung in historischer Aufführungspraxis begeisterten die jungen Leute, die unter ihrer Leiterin Margaret Faultless auf Tournee sind, auch in
Wiesbaden. Zuvor gastierten sie in Bukarest, fesselten auch dort mit ihrem Können und strahlten eine Frische und Lebendigkeit aus, die vor 3oo Jahren wohl kaum besser hätte gewesen sein dürfen.
Das Bild
zeigt das European Union Baroque Orchestra. Foto: Repro aus Programmheft Musikherbst
Im vollbesetzten Saal brachten sie Werke von Torelli, Lully, Purcell, Vivaldi und Muffat zu Gehör und entzückten das Auditorium mit Temperament, Schwung und bestens aufeinander abgestimmtem Spiel. Man hofft, dass diese nach langer Pause wieder mögliche Begegnung nicht die letzte sein wird. Die Violinistin Margaret Faultless leitete das Ensemble mit untrüglichem Gespür für die richtigen Tempi, starken Rhythmus und ausgesprochenem Gefühl für musikalische Feinheiten und sichtbarer Freude an gemeinsamem Musizieren, die einfach hinriss.
Das Wiesbadener Publikum freute sich über diese Wiederbegegnung und genoss die Barockmusik-Highlights des EUBO Orchestra in vollen Zügen. Schwer zu sagen, was am meisten fesselte: War es Baptiste Lullys Suite aus „Atys" oder Purcells Suite aus der „Fairy Queen"? Muffats Sonate in g-Moll oder Vivaldis wunderbares Concerto für zwei Oboen? Der Beifall war jedenfalls stürmisch, forderte nach einer Zugabe und machte eindeutig klar; dass sich die Hörer schon heute auf das nächste Konzert freuen, für das sich das barocke Orchester neu formieren wird.
Das Bach-Ensemble Wiesbaden und die Sopranistin Heidrun Kordes, die vielen Besuchern von ihrem Engagement am Staatstheater her noch in bester Erinnerung ist und heute als Gesangslehrerin und
Konzertsängerin arbeitet, bestritten den vierten Teil des diesjährigen „Musik-Herbstes". Begeisterter Beifall des voll besetzten Hauses dankte den Künstlern für einen bezaubernden Abend, der sie mit
bekannten und beliebten Werken aus Mozarts Feder verwöhnte. Die „Sängerin aus Leidenschaft", an deren Jahre zurück liegende erste Auftritte im Großen Haus sich so mancher Besucher vielleicht noch gut
erinnert, bereicherte den festlichen Abend mit bekannten Opern-Arien, die dank der großen Gestaltungskraft und Beweglichkeit ihrer Stimme seit Jahren immer wieder entzücken.
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Im Casino-Saal begann sie den Abend, dem ein harmonisches Zusammensein der Gäste mit den Künstlern folgte, mit der düsteren Ouvertüre aus Mozarts „ Don Giovanni" und der Arie „Crudele! Ah no" der
verunsicherten Donna Anna. Aus der Oper „Lucia Silla" ließ sie „Bella mia fiamma" folgen, das der Komponist bereits mit 17 Jahren schrieb, und anschließend die Arie „ Fra il pensier". Für den
Abschluss des Musikherbst-Konzerts hatte Frau Kordes Werke aus der Oper „Idomeneo" gewählt, in der Elektra den Tod herbei sehnt, da sie ahnt, dass ihre Liebe zu Idamante nicht in Erfüllung gehen
kann. Das Bach-Ensemble brachte Verdis dramatische Töne vorbildlich zu Gehör. Die Sopranistin beglückte vor allem diejenigen unter den Zuhörern, die ihren Werdegang von Anfang an mit Interesse
verfolgt hatten und bis heute nach Möglichkeit keinen ihrer Konzertabende versäumen. Kann eine Sängerin sich besseres wünschen?
Der fünfte Teil , „Shakespeare - Lesung und Konzert" mit dem Schauspieler Thomas Sarbacher und dem Barock-Ensemble „Parnassi musici" findet am Sonntag, 4.12. 19.30 Uhr unter Mitwirkung und Leitung von Martin Lutz in der Christophoruskirche in Wiesbaden-Schierstein statt.