21.01.09 || Die Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigt bis 26. April das noch wenig bekannte Spätwerk des abstrakten Malers Ernst Wihelm Nay. Nachfolgen setzen wir uns, aus Anlass der Frankfurter Ausstellung, mit dem Leben von Ernst Wilhelm Nay (1902 Berlin - 1968 Köln) auseinander.
Er zählte spätestens ab Mitte der 1950er-Jahre zu den renommiertesten Vertretern der abstrakten Malerei in Deutschland. Seine Beschäftigung mit Malerei begann als Autodidakt. Nachdem er sich 1924 mit drei Bildern bei Karl Hofer vorgestellt hatte, wurde er von Hofer als Stipendiat in seine Malklasse an der Hochschule für bildende Künste in Berlin aufgenommen, wo Nay sein Studium 1928 als dessen Meisterschüler beendete.
Nach Sommeraufenthalten an der Ostsee entstand ab Mitte der 1930er-Jahre Nays erste große Werkgruppe der Dünen- und Fischerbilder, kraftvolle dynamische Kompositionen mit stilisierten Landschaften und Figuren. 1937 wurden bei der Aktion „Entartete Kunst" zehn Werke Nays von den Nationalsozialisten aus öffentlichem Besitz beschlagnahmt. Nay wurde in Deutschland mit Ausstellungsverbot belegt. Von 1940 bis 1945 nahm Nay am Zweiten Weltkrieg teil, fand jedoch unter strenger Geheimhaltung immer wieder Gelegenheit zu malen.
Nach dem Krieg lebte Nay bis 1951 in Hofheim im Taunus, wo er auf Vermittlung von Hanna Bekker vom Rath ein Atelierhaus beziehen konnte. Hofheim und das Blaue Haus waren bereits vor und dann auch
nach dem Krieg Treffpunkt moderner Künstler und ihrer Anhänger. Hier entstanden die vorwiegend kleinformatigen Hekate-Bilder, deren expressive abstrakte Formen mit eingewobenen Figuren- und
Landschaftsassoziationen Nay in der darauf folgenden Phase zugunsten von klar konturierten Formen aufgab.
Im Jahr 1951 zog Nay mit seiner zweiten Frau Elisabeth nach Köln, das bis zu seinem Tod sein Lebensmittelpunkt blieb. Eine seiner stärksten Werkphasen begann 1954 mit den Scheibenbildern, mit denen
ihm nicht nur den Durchbruch in Europa mit Teilnahmen an den ersten drei documenta-Ausstellungen und der Biennale in Venedig, sondern auch in den USA gelang. In den Scheibenbildern löste sich Nay von
allen eckig-kantigen Formen.
In kristallklarer, heller Farbigkeit komponierte er große und kleine Scheiben und ihre Zwischenformen zu einer bewegten Farbchoreografie auf der Fläche. Auf die Werkgruppe der Augenbilder, die ab 1963 entstand und deren Höhepunkt die Arbeiten für die documenta III im Jahr 1964 darstellen, folgte ab 1965 die letzte Werkphase der Elementaren Bilder, die durch Nays Tod 1968 beendet wurde. (skhf)