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"Ihr Wort hatte Gewicht" -Stadt Frankfurt trauert um Ruth Lapide

Große Verdienste um den interreligiösen Dialog und die deutsch-jüdische Aussöhnung erwarb die Theologin und Historikerin

01.09.22 || altFRANKFURT (31. August 2022) - Die Stadt Frankfurt am Main trauert um die jüdische Theologin und Historikerin Ruth Lapide, sie war am Dienstag, 30. August, im Alter von 91 Jahren verstorben. Ruth Lapide wurde aufgrund ihrer Verdienste um den interreligiösen Dialog und die deutsch-jüdische Aussöhnung Trägerin der Ehrenplakette der Stadt.

Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte: „Ruth Lapide glaubte an Gott. Vor allem aber glaubte sie an die Menschen, an die Kraft der Aussöhnung. ‚Wenn nicht wir, wer dann‘ - so begründete sie ihre Rückkehr nach Deutschland, in das Land der Täter. Ihr Wort hatte Gewicht, nicht nur im Dialog zwischen Christen und Juden, den sie maßgeblich prägte. Mit Ruth Lapide verlieren wir mehr als eine streitbare Theologin. Wir verlieren eine Instanz. Und ich persönlich eine großartige Ratgeberin. Ich werde die zahlreichen Gespräche mit ihr vermissen."

„Ruth Lapide war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Als Religionswissenschaftlerin besaß sie nicht nur eine außergewöhnliche fachliche Expertise, sondern bewahrte sich trotz detaillierter Kenntnisse der historischen Verästelungen von Juden- und Christentum stets eine Perspektive, die das Verbindende betont. Mit ihren großen Verdiensten um den christlich-jüdischen Dialog lieferte Ruth Lapide für die Entwicklung der bundesdeutschen Erinnerungskultur einen maßgeblichen Beitrag", fügte Kulturdezernentin Ina Hartwig hinzu.

Ruth Lapide erhielt 2015 die Ehrenplakette aufgrund ihres jahrzehntelangen Einsatzes für die Verständigung zwischen Juden und Christen, für die Versöhnung mit dem Staat Israel und für die Annäherung der drei großen monotheistischen Religionen. Sie war mit dem 1997 verstorbenen Religionswissenschaftler Pinchas Lapide verheiratet.

Beide lernten sich in den 1950er Jahren in Jerusalem kennen, wohin sie vor dem Hitler-Faschismus geflohen waren. Ruth Lapide wurde 1929 als Mitglied einer jüdischen Familie in Franken geboren; Pinchas 1922 in Wien. Als sich beide 1974 zur Rückkehr in den deutschsprachigen Raum entschlossen, wählten sie Frankfurt zu ihrer neuen Heimatstadt. Ruth Lapide verfasste gemeinsam mit ihrem Mann mehrere Bücher. (ffm)