24.01.20 || FRANKFURT (24. Januar 2020) -
Jahr für Jahr überrascht seit 2013 der Direktor des Museums angewandte Kunst Prof. Matthias Wagner K die Besucher mit außergewöhnlichen Ausstellungen, mit Künstlern in den Bereichen Design, Mode und
Performativen. Für ihn ist das Museum ein lebendiger Ort des Entdeckens, dabei legt er den Fokus auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen. Bei der Vorstellung seines
Programms für 2020 betonte er, dass es wieder ein ambitioniertes Programm sein soll. Die Gestalterinnen der neuen Ausstellungen bezeichnete er als „starke Frauen," eine Illustratorin, eine
Tonkünstlerin und als Highlight eine Designerin. Bei der Letzteren wird Kleidung durch einen kulturellen Kontakt zu Mode. Es geht ihr nicht nur ihrem japanischen Vorbild Rei Kawaboku nachzuahmen,
sondern spielerisch und lustvoll den männlichen, durch westliche Schönheitsideale gelenkten Blick zu stören, allerdings aber dabei Aufsehen zu erregen.
Designerin und Mode-Ikone Michelle Elle liebt und sammelt die Entwürfe der Japanerin leidenschaftlich. Das Museum für angewandte Kunst zeige Elle's Sammlung in ihrem Kölner Alltag und lässt sie
selbst die Geschichten der jeweiligen Stücke erzählen: Vom Moment der Entdeckung über den Erwerb bis hin zum Erleben auf dem eigenen Körper und den unterschiedlichsten Reaktionen, die das Tragen bei
anderen provoziert. „Life doesn't frighten me" („Das Leben macht mir keine Angst") - so der Titel auch der Ausstellung (vom 27.Februar bis 15.März) - sagt die gebürtige Haitianerin. Tatsächlich
gehört Mut dazu, Kawakubo zu tragen und sich damit gegen gesellschaftliche Normen zu positionieren. Sie fordert gleichsam ihre Betrachter in ihren etwa 50 Objekten heraus, ihr eigenes Körpererleben
zu reflektieren.
Die nächste Ausstellung heißt: „Ich wünsche Open House", in der sich Ingrid Gordon präsentiert (27.Februar bis 15. März) . Ihre Auffassung von Kunst: In einer Zeit des rasanten technologischen
Wandels, des fortschreitenden Populismus sowie der Angst vor Kriegen und Katastrophen, liegt ihr Potenzial in individuellen Wünschen. Veränderung von Missständen fange nicht mit eingeengtem Wissen
oder bestimmten Fähigkeiten an, sondern zu allererst mit dem Wunsch, etwas verändern zu wollen. Die Illustrationen der international renommierten belgischen Künstlerin dienen hier als Ausgangspunkt
für diese Reflexion, sie zeigen sich mal lebensgroß, mal winzig klein. Sie zeigt Gesichter ernster Kinder, wehmütiger Männer und nachdenklicher Frauen.
Während der gesamten Laufzeit verwandelt die für die Ausstellung konzipierte Klangsituation „ die sound 48H silence" die Architektur des Museums in einen Klangkörper: Sie mündet am letzten Wochenende in einer 48-stündigen Live-Performance mit namhaften internationalen MusikerInnen. Besucher jeden Alters werden zum sinnlichen Erleben, Verweilen und Wandeln eingeladen. Das Museum angewandte Kunst gibt sich als ein lebendiges und pulsierendes, aber auch stilles und kontemplatives Open House.
Die dritte neue Ausstellung im Museum bestückt Anette Lenz unter dem Titel „A propos"( 25. April bis 30.August). Sie lebt in Paris und zählt zu den einflussreichsten Gestalterinnen der Gegenwart. Das
angewandte Museum in Frankfurt im Schaumainkai 17 widmet ihr erstmals in Deutschland eine Ausstellung. Aus dem Misstrauen gegen kommerzielle Werbung entwickelte sie nach dem Vorbild des
Gestalterkollektivs Grapus völlig neue Strategien für die öffentliche Kommunikation. Die Künstlerin gab mehreren französischen Städten, Theater und Museen eine neue Identität oder wie man neumodisch
sagt eine „Corporate Identy" , entwickelte in ihrem Spiel mit Typografie, Farbe und teilweise auch Fotografie außergewöhnliche Plakatserien, Ausstellungsdesigns und Bücher. Sie kann als Vorreiterin
einer neuen Generation von Grafik- Designerinnnen gewertet werden. In ihrer Ausstellung verwandelt sie die Museumsräume in begehbare grafische Welten, die die visuelle Kommunikation nicht als Kauf -
sondern als sinnlichen Denkanstoß erleben lassen.
Weitere Ausstellungen und Veranstaltungen sind u.a. „Schalen. Metamorphosen einer Grundform". Hier geht es um die archetypischen Formen mit Beispielen aus China, Koreas, Japan und Südostasien,
gefertigt über vier Jahrtausende hinweg in unterschiedlichen Materialien und Techniken(ab September 2020). Eine Konzertreihe mit Neukompositionen vom Isenburg Quartett ( 24. Juni und 11. November).
Und eine Podiumsreihe „Grafikdesign denken - Grafikdesign sprechen". Dabei stellt sich die Frage, ob wir der Wirkungsmacht von Grafikdesign gerecht werden, wenn wir es bloß als eine formale
Angelegenheit bewerten. Es geht dabei um den Stellenwert, den man dem Grafikdesign einräumt. ( Mai 2020).
In einem Rückblick auf Zahlen und Fakten aus 2019 konstatierte Direktor Wagner K, dass das vorige Jahr - von den Besucherzahlen her gesehen - zu dem erfolgreichsten gehört. 167.144 Besucher hatten das Museum besucht, 25.397 mehr als 2018. Erinnert sei daran, dass in den Jahren 208 bis 2012, vor Prof. Wagner K, im Durchschnittl54.000 hatte. Positiv sei auch die Entwicklung bei den Besuchern von Kindern und Jugendlichen in 2019. Hier wurden 10.694 registriert, 300 mehr als ein Jahr davor. Erstaunliche Zahlen weisen auch die Veranstaltungen und Angebote der Create-Abteilung auf. Nach Einschätzung des Direktors wird sich die positive Entwicklung in diesem Jahr fortsetzen.
Zum Abschluss der Jahres-Pressekonferenz versicherte Prof. Wagner K auf Nachfrage, dass er keinen Arbeitswechsel von Frankfurt weg beabsichtige. „Frankfurt bleibt die internationalste Kulturstadt in
Deutschland. Hier wird unsere Arbeit bei Menschen und Institutionen aber auch auf monetärer Art geschätzt".
Der heute 59-jährige Matthias Wagner K ist ein international anerkannter Kurator, Ausstellungsmacher und Autor und für Frankfurt seit 2012 ein wahrhafter Gewinn. 2018 wurde er von der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach zum Honorarprofessor im Fachbereich für Design ernannt. Darüber hinaus ist er Mitglied im Netzwerk deutscher Kuratoren des Goethe-Instituts. 2015 wurde im Juni 2018 er vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zum Senator des DLM (Deutsches Ledermuseum Offenbach) ernannt und in den Hochschulrat der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main berufen.
Öffnungszeiten: DI, Do-So 10-16 Uhr, Mi 10- 20 Uhr. Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 6 Euro.
Weitere Infos unter: Telefon: 069 - 212 31286 oder www.museumangewandtekunst.de