16.07.17 || HEIDELBERG (15. Juli 2ß17) -
Harry Haller, ein mit sich selbst höchst unzufriedener Mensch, dessen Bildungsanspruch das Kleinbürgertum seiner Umgebung ankotzt, versucht, der stickigen Luft zu entkommen, die den Dichter in ihm
nur noch anwidert. Fünf Schauspieler des Heidelberger Theaters bringen Hermann Hesses „Steppenwolf" auf die Bühne und unterhalten das Publikum, in dem Marco Albrecht In der Titelpartie glänzt,
zweieinhalb Stunden lang mit einem so dahin gelebten Leben.
In der erbärmlichen Behausung des Provinznests spielt Albrecht die Titelfigur als innerlich zerrissenen, unangepassten Eigenbrötler und weltfremden Dichter Harry Haller, dem er von Beginn an die Züge eines verkannten Schriftstellers gibt, der mit sich und der ganzen Welt hadert.- Als begleitende Personen, die Haller in seiner selbst gewählten Einsamkeit über den Weg laufen, hat der Dichter ihm einige Figuren an die Seite gestellt: Die Prostituierte Hermine (Sheila Eckhardt), die ihm helfen will, seinen Neffen (Raphael Gehrmann), der über ihn schreibt, Katharina Quast als Maria, Fabian Oehr als Pablo und den Falken (Hexe), der ihn auf seinem höllischen Lebensweg begegnet.
Das Bild entstand während
der Proben im Theater Heidelberg. Foto: Theater Heidelberg/Annemone Taake
Eines Tages ist Haller dann verschwunden. Aber nicht, ohne ein Manuskript zu hinterlassen, das der Nachwelt von seiner Einsamkeit, seinem Zivilisationsekel, seiner geistig-seelischen Erschöpfung und seinem entleerten Leben erzählt, dem er ein Ende setzen will. Es wird nichts draus. In einer ihm bis dahin fremden Amüsier- und Triebwelt, die ihn alles Wölfische verlieren und in eine weder Regeln noch Gesetze kennende unbekannte Welt eintauchen lässt und damit aller belastenden Lebensfragen aufs Einfachste enthebt. Die Lebenskrise Hallers wirft einen bezeichnenden Blick auf die Bedrängnis des Autors, der mit schonungsloser Selbstanalyse bergab geht, aber trotz allem der Hoffnung glücklicherweise immerhin noch eine Chance gibt.
Marco Albrecht gibt mit kahlem Kopf und schlotterndem Nachthemd die des Daseins müde Hauptfigur, die weder aus noch ein weiß und die Bühne bis zur Pause sprachlich, mimisch und gestischvoll
beherrscht. Eine suggestive, bannende schauspielerische Leistung, der das Publikum bis zum Ende gebannt folgt.
Sheila Eckhardt steht als erfahrene Verführerin seiner Leistung in nichts nach. Raphael Gehrmann gibt den Neffen, Fabian Oehl den Pablo und Katherina Quast die Maria.
David Hohmann schuf für den „Steppenwolf" ein adäquates Bühnenbild, Bernadette Sonnenbichler gab ihr Heidelberger Regiedebüt und Tanja Kramberger entwarf die Kostüme. Das vorwiegend jugendliche Publikum dankte mit lautstarkem Beifall vor allem dem Hauptdarsteller für die Interpretation von Hesses viel Autobiographisches enthaltendem, berühmtem Werk, das längst zum Schulstoff gehört. Es lockt alle Verehrer des Dichters ins Heidelberger Haus und wartet auf sie auch in der bevorstehenden neuen Spielzeit 2017/ 18.
Aufgrund der großen Nachfrage gehen ab sofort die Steppenwolf-Vorstellungen am 05. und 12. November 2017 in den vorgezogenen Vorverkauf. Karten gibt es an der Theaterkasse, Theaterstraße 10, unter Telefon 06 21 - 58 20 000, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. oder online im Webshop.