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Kunst & KulturLiteratur › Das Epos des Heliand - „Kulturschatz“ in Kriftel gehoben

Das Epos des Heliand - „Kulturschatz“ in Kriftel gehoben

Bürgermeister Seitz tritt mit „Heliand"-Rezitator Wilhelm Meyer auf - Weitere Rezitationsabende sollen Kreisweit folgen

05.12.11 || altKRIFTEL - Im kulturellen Beiprogramm der VdK-Jahresabschlussfeier gab es eine Premiere: Nach seinem Grußwort mit Lesung sowie auch persönlich gehaltenen guten Wünschen der Gemeinde Kriftel für die VdK-Mitglieder zu Advent und Weihnachten 2011 trat Bürgermeister Christian Seitz mit Rezitator Wilhelm Meyer auf und hielt die notwendige Einführung in die darauf folgende Rezitation des Ersten Teils der altsächsischen Evangeliendichtung „Heliand" - Erster Teil Jesu Geburt und Jugend, 1. Eingang. Dem Bürgermeister gelang es mit seiner meisterhaft, kurzen Einführung, die rund 150 Gäste Jahrhunderte zurückzuführen, in die Zeit Karls des Großen und seines Nachfolgers Ludwig der Fromme, der den Anstoß zu dieser Dichtung gab.

Freude auch bei Bürgermeister und Rezitator Wilhelm Meyer: Die Premiere mit Einführung und Rezitation des „Heliand"-Textes (Auszug) gelang. Foto: BD

So auf christliche Dichtung und Historisches eingestimmt, verfolgte das Publikum die freie Rezitation mit hoher Spannung. Es gelang dem Rezitator, der sich seit vielen Jahren mit christlichen Themen auseinandersetzt, den Auszug aus dem Eingang der Dichtung rezitativ-dramaturgisch flüssig vorzutragen. Am Ende starker Beifall und Anerkennung für Bürgermeister und Rezitator Wilhelm Meyer sowie Nachfragen im Publikum zu Text und Art des Vortrags des Ganzen. Diese Einführung mit Rezitation war eine Premiere in der Gemeinde und vermutlich auch im gesamten Main-Taunus-Kreis. Der gemeinsame Auftritt soll in wenigen, weiteren Weihnachtsfeiern in und außerhalb der Gemeinde fortgesetzt werden. (bd/gemkri)

altSeite aus der Münchner Handschrift. Foto: Wikipedia

Anmerkung der RheinMainTaunus-Onlinemagazin-Redaktion zum besseren Verständnis des „Heliand":


Die Niederschrift des „Heliand" ist, wie einige Forscher datieren, etwa auf das Jahr 830 n. Chr. Zu datieren, andere sagen er sei in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstanden. Dabei handelt es sich um ein frühmittelalterliches altsächsisches Großepos und wichtiges Glied im historischen Kontext der Entstehung der deutschen Sprache und Literatur. In fast sechstausend (5983) stabreimenden Langzeilen wird das Leben Jesu Christi in der Form einer Evangelienharmonie nacherzählt. Das Epos ist nach dem Liber evangeliorum des Otfrid von Weißenburg das umfangreichste volkssprachige literarische Werk der "deutschen" Karolingerzeit.

Um den niederdeutschen Lesern/Hörern der Evangeliendichtung ein intuitives Nachvollziehen und Verstehen des übertragenen Textes zu ermöglichen, reicherte der unbekannte Verfasser verschiedene Handlungselemente mit Bezügen zur frühmittelalterlichen sächsisch-germanischen Lebenswelt an. Der Heliand wird daher oft als Musterbeispiel für Inkulturation (Verhaltensmuster) angeführt.

Erhalten ist das Werk in zwei fast vollständigen Handschriften - die in der Bayerischen Staatsbibliothek in München und in der British Libary in London aufbewahrt werden - und drei bzw. vier kleineren Fragmenten. Diese liegen ebenfalls die Bayrische Staatsbibliothek, im Deutschen Historischen Museum in Berlin und in der Vatikanischen Bibliothek in Rom. Im Frühjahr 2006 wurde ein weiteres Fragment aus dem 9. Jahrhundert in der Bibliotheca Albertina in Leipzig entdeckt. (Quelle Wikipedia)