12.01.13 || FRANKFURT (11. Januar 2012) - Wenn es an der geschichtlichen Aufarbeitung der Frankfurter Wirtschaft und städtischen Geschichte noch fehlen sollte, so ist diese Lücke nunmehr geschlossen:
„Impulse für Frankfurt und die Region" heißt der Titel des Werkes, dass die kommunale Mainova AG, Hessens größtes Energieunternehmen, nunmehr der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Dieses Buch, eine
fundierte wissenschaftliche Aufarbeitung über 180 Jahre Unternehmensgeschichte, zeigt dass die Energie -und Wasserversorgung in Frankfurt eine ähnlich bewegte Geschichte hat wie die Stadt selbst.
„Mir ist es eine Herzensangelegenheit, eine solange Zeit Energien der verschiedensten Art vorzustellen", sagte Vorstandsvorsitzender Dr. H. Constantin Alsheimer bei der Würdigung des
Jubiläumsoeuvre.
So finden sich in dem 300 Seiten starken Buch von Thomas Bauer und Tilo Maier die Inbetriebnahme der ersten Frankfurter Gasfabrik 1828 durch zwei Kaufleute in der Mainzer Landstrasse zu Beginn der
Ära der modernen Energieversorgung. Sechs Jahre später entstand die zentrale Wasserversorgung, genannt die „Hoffmannsche Wasserleitung". Ihr Erbauer Philipp Jakob Hoffmann war übrigens der Vater
von
Heinrich Hoffmann, dem Autor des „Struwwelpeter".
Blick in das
Mainova-Buch mit den 300 Seiten
Dann ging es weiter 1839 mit den ersten 16 städtischen gasbetriebenen Straßenlaternen, die die 1177 Rüböllampen langsam ablösten. Mit jährlich 78 Kubikmetern Gas pro Einwohner liegt 1886 Frankfurt
in Deutschland beim privaten Gasverbrauch an erster Stelle.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lieferten sich Strom und Gas - wie auch heute - einen zunehmenden Wettbewerb. Ein Arbeitskampf der Gasarbeiter führte 1920 dazu, dass es eine Woche lang in der Stadt
kein Gas gab, weil die Beschäftigten eine Lohnerhöhung um 15 Prozent forderten. Die Betriebsleitung warnte die Bevölkerung in der Streikzeit vor einer Explosionsgefahr bei geöffneten Gashähnen. Die
galoppierende Inflation trieb den Gaspreis 1923 auf 19o Millionen Mark pro Kubikmeter.
Nicht zu kurz kommt in dem Buch auch die Nazi-Zeit. So erfährt der Leser einiges über die Entlassung jüdischer Mitbürger, die Beschäftigung von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus Polen und Frankreich, über die Luftangriffe auf Frankfurt, die die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Strom erheblich beeinträchtigte.
Blicken wir weiter in die sechziger Jahre. Sie waren geprägt vom steigenden Lebensstandard. Symbole dafür waren Kühlschränke und Fernsehapparate. Sie eroberten die privaten Haushalte. Die Stromabgabe vervierfachte sich zwischen 1949 und 1961, statt Stadtgas hält Erdgas Eingang in immer mehr Frankfurter Bezirke.
Das städtische
Elektrizitätswerk an der Speicherstrasse um 1920. Foto: Mainova/Societätsverlag
Die Vereinigung der Versorgungsbetriebe Stadtwerke Frankfurt mit der Maingas AG war 1998 der Startschuss für die Mainova, ein wichtiges Element der Frankfurter Firmengeschichte. Die Chronik durchzieht wie ein roter Faden die stete Diskussion über die richtige Form der Trägerschaft. Was ist besser, private oder öffentlich-rechtliche Organisationsform wurde immer wieder gefragt und ob es eher eine zentrale oder dezentrale Energieversorgung sein soll. Auch ob es einen Wettbewerb in diesem Sektor geben soll war stets ein Thema in der Geschichte der Stadt. Eines steht jedoch fest: es gab immer mehr als einen Energieversorger.
„Der Blick zurück ist spannend und ermutigend, die Autoren lassen Parallele zu den heutigen Herausforderungen erkennen", resümierte Vorstands-Chef Alsheimer, in dem er abschließend die Feststellung des großen Sohnes der Stadt Frankfurt Johann Wolfgang von Goethe zitierte, die da heißt: „Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist".
Das Buch illustriert mit 530 Fotos ist im Societätsverlag erschienen, im Buchhandel erhältlich und kostet 24.9o Euro.