28.10.16 || FRANKFURT (27. Oktober 2016) - Äppelwoibücher kann es gar nicht genug geben, um für das Frankfurter Lieblingsgetränk Werbung zu machen. Waren es früher Monographien, also Autoren, die alleine
geschrieben haben, so gibt es zwischenzeitlich immer mehr Anthologien, also eine Handvoll oder mehr Menschen bemühen sich über das Geheimnis Äppelwoi, deren Ursprungsprodukte, Herstellung und
verbundene Skurrilitäten reflektierend zu schreiben.
In das große Sammelsurium dieser Editionen reiht sich „Süss, Sauer, Pur - unterwegs in der Frankfurter Apfelweinkultur" ein. Herausgegeben wurde das Oeuvre von Andrea Diener und Stefan Geyer bei der Henrich Druck und Medien GmbH in Frankfurt. „ Das neue Buch ist zwar auch auf die Apfelweingemütlichkeit fixiert, ohne die kommt Apfelweinkultur auch gar nicht aus. Aber es gehört auch stets dazu, etwas über Keller, schlecht gereinigte Schläuche, falsche Lagerung und unklare Herkunft zu erfahren. Und es gehört dazu zu erfahren. warum es in vielen Frankfurter Apfelweinwirtschaften sowieso keinen Apfelwein aus Frankfurt mehr gibt", so Andreas Maier, gebürtiger Wetterauer und heute Hamburger in seinem Vorwort.
Zwölf Autorinnen und Autoren begeben sich auf die Suche nach Wahrheiten und die Apfelweinkultur und ihre rätselhaften Begleitumstände. Von der harten Bank einer „Wertschaft" zu den Geheimissen des gemeinen Bembels und den Abgründen von nicht nur alten Kellnerseelen, von Sachsenhausen über Streuobstwiesen nach Seckbach, von der Normandie bis in den Frankfurter Stadtwald - in 22 kurzweiligen Beiträgen wird die vielseitige Welt des Apfelweins erkundet und skizziert. Zum Beispiel sind den Kellnern am liebsten die Stammgäste und künftigen Rentner - meint Alfred Semf in seinem Beitrag. Es gebe aber Gäste , die bei einer „Zeche" von 16,90 Euro zehn Cent Trinkgeld geben. Das sei schon fast demütigend und die Bedienung habe es dann nicht oft nicht so eilig, die Bestellung aufzunehmen. „da sind die mir lieber, die gar nichts geben", sagt ein älterer Kellner. Ungeniert verlangen manche auch einen „Äppler", ein Jammer- wie viele Getränke und Essensboten denken und in den Chor einstimmen, „bei uns wird alles immer beliebiger".
Michael Prayon-Blaschke schreibt über das „Mispelchen", einem Brandbeschleuniger aus 4 cl Calvados und einer Mispelfrucht. Zwar wüssten die meisten gar nicht, was überhaupt eine Mispel ist, aber es klinge gesund und nährstoffreich. Dass darin immerhin 20 Prozent Alkohol versteckt ist, vergesse man schnell und beim dritten „Mispelchen" werde das sowieso zur Nebensache.
Eine Berühmtheit über die Stadt hinaus ist Monika Maurer, „die Herrin über die Bembel". In einem Regionalkrimi dient ihre Töpferei in Sachsenhausens Wallstraße sogar als Schauplatz merkwürdiger Vorkommnisse, weiß Autor Stefan Geyer. Die gelernte Musikerin und Töpfermeisterin erklärt gerne, woher das Wort für Bembel kommt. Schließlich stehen und hängen in den Regalen an den Wänden über und über solche bäuchigen Apfelweintrinkgefäße mit blauen Mustern.
Andreas Maier weist in seinem Vorwort schlussendlich darauf hin, dass die eigentliche Idee des Apfelweingetränks nicht substantiell aus der Gemütlichkeit stamme, wie viele Autoren meinten. „Ganz substanziell bestehen Wesen und Idee des Apfelweins aus dem Apfelwein selbst. Und das sollte nicht vergessen werden".