19.06.14 || FRANKFURT (18. Juni
2014) - Es war nicht der Wein selbst, seine Lage, Prädikate und Qualitäten, die beim Wettbewerb bewertet wurde, sondern was gut im und ums Weingut ist, sozusagen das „Drumherum", also die relativen
Aspekte der Kundenzufriedenheit und Kundenorientierung. Auslober und Veranstalter waren die Sparda Bank Hessen und die Hochschule Geisenheim, die erstmals den Deutschen Weingutpreis an die - wie es
offiziell heißt - „kundenfreundlichsten Weingüter" Deutschlands vergaben. Bewertungskriterien waren u.a. die mediale Werbung einschließlich Homepage, die Sortimentsstruktur, der Vor-Ort-Eindruck, das
Reklamationsverhalten und Beratung, auch mit Telefon bis hin zur Innen - und Außenarchitektur. Die Teilnehmerzahl war auf 80 Unternehmen begrenzt, vor allem wegen des hohen organisatorischen
Aufwandes der Vor-Ort-Besuche.
Sieger wurde mit fast 96 Prozent der zu erreichenden maximalen Punktzahl das Staatsweingut Meersburg am Bodensee. „Trotz der herausragenden Lage des Weingutes ist die Atmosphäre für die Kunden auf angenehme Weise bodenständig und das Streben nach der Zufriedenheit der Kunden wird in fast allen Bausteinen deutlich", heißt es im Urteil der Studierenden von Geisenheim und der Jury, letztere besetzt mit kompetenten Weinexperten, der Medien und der Deutschen Weinkönigin Nadine. Die Jury legte die Grundsätze der Bewertung fest.
Vizemeister wurde ein hessisches Weingut - die Staatsweingüter Kloster Eberbach aus dem Rheingau. Aus dem Urteil: „Die Medienpräsenz und Kommunikation mit dem Kunden sowie das lebendige Nebeneinander von Tradition und Moderne vermitteln größere Professionalität. Bis hin zu einem vorbildlichen Reklamationsverhalten wird Kundenorientierung hier großgeschrieben". Der dritte Platz ging an das Familienweingut Julius Zotz aus Heitersheim in Baden, dessen außergewöhnlicher Service hervorgehoben wurde. Unter den ersten Acht war noch ein weiterer hessischer Betrieb: Peter Jakob Kuhn aus Östrich-Winkel mit 18 ha Riesling-Rebfläche und Bio-Anbau.
Die ersten 3 Preisträger mit der Deutschen
Weinkönigin Nadine Poss. Dieter Kreiner (Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach, Eltville), Maria Schäfer (Staatsweingut Meersburg/Bodensee), Julian Zotz und Martin Zotz (beide Weingut Julius
Zotz, Heitersheim). Foto: SpardaBank
Dreh - und Angelpunkt des Projekts sind die teilnehmenden Studierenden der Hochschule Geisenheim. Der Deutsche Weingutpreis ist für sie eine neue Methode der Lehre, bei der Wissensvermittlung, praktische Anwendung und aktive Unternehmensberatung Hand in Hand gehen. Die Studierenden sind es, die alle Bewertungsschritte verantworten.
Insgesamt wurden über 150 Einzelkriterien aus zehn Themengebieten geprüft und aus Kundensicht bewertet. Ein Bewertungskonzept wurde bereits über mehre Jahre entwickelt, die fortlaufende Weiterbearbeitung der Methodik ist Teil des Konzepts. Mit den klassischen Lehrformen im Hörsaal hat das Projekt nicht viel gemeinsam. Unter dem Motto „Raus aus dem Hörsaal - rein in die Praxis" besuchten die Studenten die teilnehmenden Unternehmen und machten sich ein Bild vor Ort. Auch die feierliche Preisverleihung in der Zentrale der Sparda Bank Hessen in Frankfurt wurde durch studentische Teams geplant und geleitet.
Die Bewertungsform des Wettbewerbs sei zugleich eine neue Methode der unternehmerischen Beratung - wie Sparda Bank und die Hochschule gemeinsam betonen. „Wir wollen damit das Auftreten und die Kommunikation in der Wahrnehmung der Kunden verbessern", so der Geisenheimer Professor Dr. Robert Göbel, Initiator des Projekts. Er sieht den Nutzen auch für die Unternehmen, die nicht so gut abgeschnitten haben, denn eine detaillierte Auswertung erlaubt ihnen eigenständige Verbesserungen. „Die Gewinner werden als Leuchttürme in Sachen Kundenfreundlichkeit zur Weiterentwicklung der Weinbranche beitragen". Sparda-Vorstands-Chef Jürgen Weber wies darauf in, dass sein Bankinstitut sich nicht nur auf die finanzielle Unterstützung beschränke, sondern sich auch ideell und aktiv in das Projekt einbrachte.
Boris Rhein, hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, würdigte in seiner Rede das Engagement der beiden Institutionen. „Die Auslobung de Weingutpreises zeigt einmal mehr, welch beachtliche Erfolge man mit der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft - mit Unterstützung der Finanzwirtschaft - erzielen kann".
Das Projekt „Deutscher Weingutpreise" wurde ins Leben gerufen, weil in der Weinwirtschaft nach wie vor eine ausgeprägte „Produktorientierung" die Kommunikation zwischen Konsument und Produzent erschwert. Um eine höhere Kundenzufriedenheit zu erreichen, darf das Qualitätsstreben der deutschen Winzer daher nicht beim Wein aufhören, sondern muss sich auf alle Unternehmensbereiche erstrecken. Die Kunst besteht darin, alle erlebbaren Elemente auf einem qualitativ einheitlich hohen Niveau zu präsentieren - heißt es in den einleitenden Bemerkungen der Geisenheimer Hochschule.
Der Deutsche Weingutpreis verzichtet auf eine finanzielle Dotierung der Gewinner, sondern ist eine Auszeichnung, die viel Positives über das jeweilige Weingut und seine Kundschaft aussagen will und das Renommee der Winzer mehren will.