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Gesichtsausdrücke können sie deuten

Kursana Villa informierte beim Forum Demenz über den richtigen Umgang mit Betroffenen

07.03.13 || altFRANKFURT (07. März 2013) - Wer sich in der Betreuung oder Pflege mit an Demenz erkrankten Menschen beschäftigt, sollte bewusst auf seine Körpersprache achten und Zeit sowie Phantasie für den Aufbau von Vertrauen mitbringen, denn die Betroffenen reagierten sehr sensibel auf emotionale Signale. „Sie können unsere Verfassung lesen und sie durchschauen uns, wenn wir schlechtes Befinden vertuschen wollen." Diese Erfahrungen hat die Kommunikationstrainerin Dr. Svenja Sachweh gesammelt und jetzt den Besuchern einer Fachtagung zum Thema Demenz in der Kursana Villa Frankfurt mit auf den Weg gegeben. Sachweh, die auch der Ethik-Kommission der Deutschen Alzheimer Gesellschaft angehört, räumte in ihrem Vortrag mit Vorurteilen gegenüber an Demenz erkrankten Senioren auf.

Die Buchautorin wies die pflegenden Angehörigen, Betreuerinnen und Pflegekräfte im Auditorium daraufhin, dass die Betroffenen zwar die Fähigkeit verlieren würden, Gesichter zu identifizieren, aber Gesichtsausdrücke durchaus noch deuten könnten. Weil dementiell Erkrankte meist mehr mitbekämen, als viele denken würden, sollte man sich nach Ansicht der Neurolinguistin gut überlegen, was man im Beisein der Betroffenen sage. Da seien Fragen zwischen Angehörigen oder zwei Pflegekräften wie etwa „hat sie denn schon abgeführt?" völlig tabu. Im Umgang mit an Demenz Erkrankten sind nach Darstellung von Svenja Sachweh eher die Typen Bernadiner, denn aufgeregte Hühner gefragt. Für Betroffene seien Menschen mit einem gemütlichen Charakter, einer eher tieferen Tonlage und mit Geduld besser, als Leute mit zackigen, ruckartigen Bewegungen, die rasant einen Satz nach dem anderen formulierten und den Senioren mit einer hohen Stimme und kindlichem Unterton begegneten.

Zum Thema Personal und Umgang mit Demenzkranken sagte Hans-Walter Kappes, Direktor der Kursana Villa in der Eschersheimer Landstraße 125, dass in „seiner Premium-Pflegeeinrichtung" auch das Team der Hauswirtschaft, die Techniker und die Servicekräfte geschult würden, da sie den Betroffenen ja auch begegneten. Kappes erläuterte den Gästen der Fachtagung die Angebote der Kursana Villa mit Premium-Wohnen und Komfort-Demenz-Pflege.

Erich Schützendorfer, Diplom-Pädagoge der Fachhochschule Niederrhein, plädierte bei der Kursana-Fachtagung für die Entdeckung der Langsamkeit und Passivität im Alter. Wer mit Demenzkranken zu tun habe, sollte mehr auf deren Wünsche hören, sie beispielsweise in der Serviette als gedachte Tagezeitung blättern lassen und sie nicht sofort wieder aus ihrer Welt rausholen. Überhaupt sei Passivität oder auch zweckfreies Handeln im hohen Alter beliebter, als ständig ins Aktivitäten-Programm gezerrt zu werden. In den Bastelgruppen der Pflegeeinrichtungen haben die alten Menschen nach Ansicht von Schützendorf ohnehin selten große Freude, denn sie kennen das Basteln nicht, da sie in ihrer Kindheit und Jugend viel arbeiten mussten und dafür keine Zeit hatten. Und weil vielen Alten diese Erfahrungen fehlten, gäbe es in den kreativen Runden in den Pflegeeinrichtungen auch eher Frust, denn Erfolgserlebnisse, sagte der Diplom-Pädagoge.

Erich Schützendorf empfahl den Zuhörern, in einer Verfügung schon frühzeitig schriftlich festzulegen, was ihnen persönlich Freude bereite. Auf seinem Wunschzettel, was er im Falle von Demenz später erleben möchte, stehe beispielsweise, dass er zu einer Großbaustelle mit Bagger, Kran, Lastwagen oder Abrissbirne gebracht werden möchte, wo er den ganzen Tag zuschauen wolle.

Die Welt der Demenzkranken beschriebt Erich Schützendorf als ein Meer der Verwirrungen, in dem die Betroffenen mitunter poetisch und phantasiereich seien, bei ihrem Untertauchen aber leider allzuoft gestört und in einen funktionalen Alltag gepresst würden. Zur Verstärkung seiner These hatte der Pädagoge den Gästen der Kursana-Fachtagung kleine Filmbeispiele aus anderen Pflegeeinrichtungen mitgebracht, in denen etwa eine alte Frau mit einer Scheibe Wurst statt einem Tuch ihre Brillengläser putzte und später im Licht der Lampe mit ihren Gläsern wie durch ein Kaleidoskop ein buntes Spektrum sah und dabei Freude hatte. Beim nächsten Mal wurde der Dame dies allerdings durch „helfende Hände", so Schützendorf, verboten und ihr gezeigt, wie man die Gläser mit dem Tuch richtig reinigen kann.

Den Fachkräften in der Betreuung und Pflege sowie den Angehörigen von Demenzerkrankten sagte Erich Schützendorf, dass sie unbedingt auch auf sich selbst sehen sollten, weil die Arbeit, das Verlassen der „Rettungsboote" und das Abtauchen in das Meer der Verwirrung Kraft koste. Es gehe dabei um die zentrale Frage, was brauche ich, um die Betroffenen begleiten zu können, ohne unglücklich zu werden. Das Personal benötige Inseln und „Eigenzeit", um die richtige Balance zu finden, so Schützendorf.

Einer, der beruflich seine Balance gefunden hat, ist Ulrich Fey aus Friedberg. Er wechselte vom Sportredakteur zum „Clown im Pflege- und Seniorenheim", wie er es nennt und lebt in seiner bunten Rolle mit der roten Nase so richtig auf. Ulrich Fey nimmt seine Aufgabe ernst, infantilisiert nie und findet, „der Clown wird von allen ernst genommen". Er glaubt, dass er zu demenzkranken Menschen einen guten Zugang habe, weil es Parallelen gäbe. Der Clown sei ein Wesen aus der Zwischenwelt, völlig ungefährlich und „ihm ist die Vernunft total egal". Die Begegnungen seien offen und ohne Ziel, freiwillig und ohne Berücksichtigung jeglicher Prägungen, betont Fey. „Bei mir können die Senioren Grenzen überschreiten." Das merkt Ulrich Fey alias Clown Albert täglich in den Pflegeeinrichtungen, wenn die älteren Menschen mit ihm singen oder verrückte Dingen machen, die sie sich sonst nie trauen. Einmal habe eine an Demenz erkrankte Frau zu ihm gesagt: „Sie sind der Einzige, mit dem ich vernünftig reden kann." Da musste der Clown lachen.

Über Kursana:


Die Villa Frankfurt gehört zu den 116 Einrichtungen, die der größte private Anbieter von Seniorenpflege und -betreuung betreibt. Kursana wurde 1985 gegründet. 6.300 Mitarbeiter pflegen und betreuen rund 13.600 Senioren. Alle Kursana Residenzen und Domizile sind TÜV-zertifiziert und erreichten bei den Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) einen Notendurchschnitt von 1,2 (sehr gut). Kursana ist ein Unternehmen der Dussmann Group mit Sitz in Berlin, die mit fast 60.000 Mitarbeitern in 21 Ländern und einem Jahresumsatz von über 1,6 Milliarden Euro weltweit zu den größten privaten Multidienstleistern zählt. (go/fodeku)