06.09.13 || FRANKFURT (05. September 2013) - In den Fitness-Studios werden Stunde um Stunde viele Tonnen bewegt, im Freien sind die Jogger und Radfahrer Tag und Nacht unterwegs, um sich fit zu
halten oder ein paar Kilos zu verlieren. Wie man das angehen muss, steht in jeder Zeitschrift - doch leider nach Ansicht von Professor Dr. Winfried Banzer, Sportmediziner an der Uni Frankfurt, leider
meistens falsch. Zum Auftakt des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention in Frankfurt, räumte er mit einigen Mythen auf, die sich um die Fitness verselbständigt
haben.
Es sei ein Irrtum zu glauben - so der Professor - dass ein morgendliches Ausdauertraining in nüchternem Zustand eine größere Gewichtsabnahme zur Folge hätte als ein Training nach einer kohlehydrathaltigen Mahlzeit. Beim Nüchtern-Training ist nur „eine deutlich reduzierte Intensität und damit ein geringerer Gesamtenergieverbrauch möglich", es bringe zudem zusätzlich immer die Gefahr der Unterzuckerung. Viel wichtiger sei es, die Leistungsfähigkeit des Herzkreislaufs zu verbessern als auf eine optimale Fettverbrennung zu achten.
Hartnäckig halte sich die These, man könne durch Sitzübungen bestimmte Problemzonen „schöner trainieren". So möchten viele Frauen ihre „Reiterhosen" oder Männer ihre Bierbäuche mit speziellen Übungen „wegtrainieren". Es deute aber alles darauf hin, dass die so etwas „leerer" gewordenen Fettdepots wieder aufgefüllt werden. „Situps" ließen dicke Bäuche nicht schmelzen. Optimal seien dagegen aerobe Trainingsformen wie Joggen, Walken oder Radfahren.
Professor Banzer warnte auch vor der Annahme, dass Joggen die Knie ruiniere. Das Kniegelenk sei ein dynamisches „Organ", das auf Reize mit Anpassung reagiere. Es lägen wissenschaftliche Hinweise
vor, dass Joggen das Kniegelenk stärke und vitaler mache. Forscher hätten herausgefunden, dass gerade bei denen, die am meisten laufen, das niedrigste Arthrose-Risiko festzustellen sei.
Was das Thema Sport und Alter angehe, so wies der Uni-Professor aus Frankfurt darauf hin, dass Menschen heute viel älter werden, es ihnen aber an Bewegung fehle. Bewegung trage aber zur Verbesserung
der Leistungsfähigkeit und Lebensqualität bei.
Ein weiteres Thema des Kongresses der Sportmediziner sind die zunehmenden Klagen über Rückenschmerzen. Es ziept, es sticht, es pocht. Fast jeder Bundesbürger klagt regelmäßig über Rückenschmerzen - auch viele Spitzensportler. Professor Frank Mayer von der Hochschulambulanz der Universität Potsdam forscht deshalb über innovative Diagnose-, Therapie - und Präventionsmöglichkeiten. Seine These: es werde zu schnell auf Operationen zurückgegriffen. Dabei sähen nicht nur die Patienten dieses Verfahren zunehmend kritisch. „Was wir benötigen, sind gut umsetzbare und wirkungsvolle Diagnostik - und Behandlungsanalysen". Dazu zählten motorische Tests zur Balancefähigkeit, die Analyse von Bewegungsabläufen, aber auch psychologische Erfassung von Schmerzwahrnehmungen und - verhalten. Im Frühjahr 2014 will er erste Ergebnisse dazu vorlegen.
Der Sportärztekongress, der unter dem Thema „Qualität und Evidenz in der praktischen Sportmedizin" steht und am 6. und 7. September in Frankfurt stattfindet, beschäftigt sich weiterhin mit Sport in der Onkologie, dem plötzlichen Herztod bei Sportlerinnen und Sportler und ob die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen übernehmen.
Der Sportärztebund ist mit seinen rund 9.000 Mitgliedern einer der größten wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland.