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Fitnessüberprüfung: Durch Sport dem Stressalltag entgegen

Risiken ausschalten, Leistung optimieren - Krankenkassen übernehmen Vorsorgeuntersuchungen           von Karin Willen

16.03.14 || altFRANKFURT (15. März 2014) - Sport sorgt für den gesunden Ausgleich im stressigen Alltag, und viele Zivilisationskrankheiten können heute durch Bewegung geheilt oder gelindert werden. Doch was ist für wen das Richtige, und wer sollte was meiden? Das müssen Fachleute klären. Die deutschen Sportmediziner empfehlen Neulingen und Wiedereinsteigern vor Aufnahme einer sportlichen Betätigung sich ärztlich untersuchen lassen, um mögliche Vorerkrankungen zu erkennen und damit verbundenen Risiken vorzubeugen. Jetzt übernehmen auch die ersten Krankenkassen die Kosten dieser Vorsorgeuntersuchung.

Medizinische Beratung durch einen Sportmediziner beim Sportler-Check-up. Foto (2): BKK mobil

Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann, Institut für Sport- und Bewegungsmedizin e.V. Hamburg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, DGSP: "Es darf nicht unterschätzt werden, dass Bewegung trotz der zweifellos positiven Langzeiteffekte durchaus akute Gefährdungen verursachen kann, wenn bei bestehender Vorerkrankung die Belastung zu intensiv durchgeführt wird."

Die Hälfte der Fastenzeit ist jetzt fast um und es ist noch immer Zeit für die guten Vorsätze, doch wieder etwas für Fitness und gesunden Lebensstil zu tun. Gut so! Denn inzwischen ist mehrfach belegt, dass Bewegung gesund hält und die Selbstheilungskräfte aktiviert. Doch wer sportlich durchstarten will, sollte vorab gesundheitliche Risiken ausschließen, vor allem, wenn er lange nur sein Sitzfleisch "trainiert" hat oder seine Leistung ambitioniert steigern will. In beiden Fällen können Gefahren langfristig auch bei Gesunden lauern. Denn wer dem untrainierten Körper am Anfang zu viel zumutet, riskiert mitunter mehr als einen Muskelkater am Tag danach. Befinden sich Belastung und Belastbarkeit nicht in Balance, können Langzeitfolgen drohen wie Arthrose, Entzündungen von Sehnen oder Schleimbeutel, sogar Ermüdungsbrüche. Auch Herz und Nieren sind bei sportlicher Überlastung möglicherweise in Gefahr, insbesondere, wenn der Sportler kurz vorher eine Infektion hatte oder gerade infiziert ist.

Mindestens alle Personen mit Hinweisen oder Risiken auf bereits bestehende chronische Erkrankungen müssen sich vor Aufnahme eines regelmäßigen Trainings fachlich untersuchen lassen, fordert die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP, der Deutsche Sportärztebund) schon lange. Das gilt besonders für Diabetiker, Patienten mit Herzinsuffizienz und bei Rückenschmerzen.

Das Belastungs-EKG ist Teil des erweiterten Sportler-Check-ups.

Aber auch alle über 35-Jährigen, die einen Sport zum ersten Mal aufnehmen oder ihr Training optimieren wollen, sollten sich sportärztlich durchchecken lassen. So schließen sie gesundheitliche Risiken aus, und der sportmedizinische Check up ermittelt die individuell günstigsten Belastungsintensitäten für ein optimales Training. In der Untersuchung stehen Herz, Kreislauf und Bewegungsapparat auf dem Prüfstand. Sie besteht mindestens aus einem Basis-Modul und wird je nach Fall erweitert. Die Sportler erhalten bei dem Sportarztbesuch gezielte Hinweise auf Schwachstellen und bekommen konkrete Tipps zur Trainingssteuerung.

Zu einer solchen Sportvorsorgeuntersuchung gehört in der Regel eine Anamnese, die körperliche Untersuchung, die Abnahme sport- und gesundheitsrelevanter Laborwerte, eine Lungenfunktionsuntersuchung und eine leistungsdiagnostische Untersuchung mittels Ergometrie. Auch eine Laktatleistungsdiagnostik bei einem entsprechend qualifizierten DGSP-Sportarzt gehört zum Untersuchungsspektrum. Sie wird für eine gezielte Trainingssteuerung empfohlen.

Die deutschen Sportärzte empfehlen, sich alle zwei Jahre fachlich durchchecken zu lassen. Denn regelmäßige sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen können zum Beispiel auch die verborgenen Ursachen für den plötzlichen Herztod aufspüren, den leistungsfähige und beschwerdefreie Sportler wie ein Blitz aus heiterem Himmel erleiden können. Dabei handelt es sich oft um unauffällige koronare Herzerkrankungen. Die Untersuchung stellt zudem fest, ob und welche bewegungstherapeutischen Maßnahmen für chronisch Erkrankte jeweils am besten geeignet sind.

Da mittlerweile auch die Kassen damit kalkulieren, die Gesundheitskosten durch Prävention zu minimieren, beteiligen sich die ersten gesetzlichen Krankenkassen mit 140 bis 180 Euro an den Kosten dieser Sport-Vorsorgeuntersuchung. Das sind bis zu hundert Prozent der privatärztlich ausgestellten Rechnung. Dazu hat die DGSP Verträge mit den entsprechenden Kassen geschlossen. Somit können sich annähernd acht von 69, 7 Millionen gesetzlich Versicherten die gesamten Kosten oder zumindest den Großteil ihrer Rechnung der sportmedizinischen Untersuchung alle zwei Jahre erstatten lassen.

Die DGSP verhandelt derzeit mit weiteren Krankenkassen um die Beteiligung an diesen vorsorgemedizinischen Leistung. In der Zwischenzeit können viele Versicherte laut DGSP mit Kulanz ihrer Kasse rechnen, wenn sie individuell nach einer Kostenbeteiligung fragen.

Voraussetzung für einen Zuschuss ist allerdings, dass die Untersuchung von einem zertifizierten und kassenzugelassenen Sportmediziner der DGSP vorgenommen wird. Die Liste der Fachmediziner ist auf der Website der DGSP nach Postleitzahlen geordnet einsehbar (unter http://www.dgsp.de/_downloads/allgemein/2013-08-15_Untersucher-gesamt.pdf). In der Liste sind auch die Sportärzte aufgeführt, die für das Zusatzmodul Laktatdiagnostik zertifiziert sind.

Von den privaten Kassen übernehmen einige Versicherer je nach individuellem Tarif die Kostenerstattung für Sporttauglichkeitsuntersuchungen. Um zu erfahren, ob und wie die jeweilige Privatkasse sich an den Kosten beteiligt, empfiehlt der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. den Versicherungsnehmern, vor der Untersuchung den Versicherer zu kontaktieren.

Optimal sportlich betätigen durch sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung


Das leistet die sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung:
Im Basismodul der Sporttauglichkeitsuntersuchung klärt der Sportarzt mit Ihnen, wie Sie sich optimal Ihrer individuellen Fitness entsprechend sportlich betätigen können.

Basismodul

• Anamnese
fragt nach aktuellen und vergangenen körperlichen Beschwerden, bisherigen Behandlungen, Medikamenteneinnahme, körperlichen Belastungen während der Arbeit und in der Freizeit, Ernährungsgewohnheiten, psychischem Befinden
• körperliche Untersuchung
vor allem orthopädische Untersuchung ggf. mit Lungenfunktionstest, der ermittelt, wie gut Atmung und Blutkreislauf in der Lage sind, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen
• Ruhe-EKG
misst die Herzleistung mit dem Elektrokardiogramm im Liegen
• Beratung
Gespräch über Lebensstilveränderung und Trainingsplanung
Leistungsorientierte Sportler, Einsteiger mit Risikofaktoren sowie chronisch Kranke brauchen meist eine weitergehende Diagnostik.
Erweitertes Modul
• Belastungs-EKG
misst Leistung und Veränderungen der Herz-Kreislauffunktion unter Belastung wie Fahren auf dem Ergometer
Zusatzmodule
• Spiroergometrie
analysiert die Atemgase bei körperlicher Belastung auf dem Ergometer und damit die Ausdauerleistungsfähigkeit
• Laborwerte
ermitteln aus dem Blut die nötigen sport- und gesundheitsrelevante Werte
• Laktatleistungsdiagnostik
misst nach Entnahme von Blut aus dem Ohrläppchen das Salz der Milchsäure aus dem Kapillarblut auf verschiedenen Belastungsstufen nach Laufband- oder Ergometertraining, wobei gleichzeitig die Herzfrequenz aus dem Oberflächen-EKG gemessen wird

Diese gesetzlichen Kassen erstatten bis zu hundert Prozent des Check ups:

Technikerkrankenkasse: sportmedizinische Untersuchung
BKK RWE: sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung im Rahmen des Sportpakets
BKK Mobil Oil: Sportler-Check-Up
BKK vor Ort: SportCheckup++
So wird es gemacht: Einfach nach der Untersuchung die Rechnung einreichen.

TIPP:
Wenn Sie bei einer anderen Kasse versichert sind, fragen Sie nach einer Kostenübernahme oder zumindest einer Beteiligung an den Kosten. Auch wenn die Kassen noch keine Verträge mit der DGSP geschlossen haben, verhalten sie sich in dieser Frage oft kulant. Denn Prävention rechnet sich langfristig für sie.