01.09.22 || FRANKFURT (31. August
2022) - Ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation infiziert sich bei einem Auslandseinsatz mit einem hochpathogenen Infektionserreger der höchsten biologischen Sicherheitsstufe und reist zunächst
beschwerdefrei nach Deutschland zurück. Am fünften Tag nach seiner Einreise entwickelt er grippeähnliche Symptome und meldet sich bei seinem zuständigen Gesundheitsamt. Dieses informiert daraufhin
das Kompetenzzentrum für hochpathogene Infektionserreger (KHPI) in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Mit diesem Szenario hatte gestern Morgen, 31. August, eine Übung zum Schutz der Bevölkerung begonnen. Neben dem KHPI, das am Gesundheitsamt Frankfurt ansässig ist, waren alle Einsatzkräfte einbezogen, die auch im Realfall involviert wären: die Branddirektion Frankfurt mit ihrem Infektions-Rettungswagen (I-RTW), die Sonderisolierstation der Universitätsklinik Frankfurt und das Sicherheitsstufe 4 Labor der Virologie in Marburg.
„In einer Stadt wie Frankfurt am Main, die durch ihren internationalen Flughafen mit der ganzen Welt verbunden ist, kann ein solches Szenario jederzeit eintreten", sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer. „Mit unserem Kompetenzzentrum für hochpathogene Infektionserreger und all seinen Partnern sind wir gut aufgestellt, mit einer solchen Lage umzugehen und damit die Bevölkerung auch über die Grenzen Frankfurts hinaus zu schützen. Mit dem KHPI haben wir vor Ort ein Zentrum mit großem Renommee in Deutschland und Europa."
Ablauf der Übung von der Meldung bis hin zur Sonderisolierstation
Die Übung setzt sich folgendermaßen fort: Nachdem der Anruf des zuständigen Gesundheitsamts beim KHPI eingegangen ist, informiert dessen Einsatzleitung die Sonderisolierstation der Universitätsklinik
über den aufzunehmenden Patienten. Sie alarmiert den I-RTW der Feuerwehr und den Transportarzt, der für die Begleitung des Patienten in dem Spezialfahrzeug verantwortlich ist. Nach Inaugenscheinnahme
des Patienten in dessen Wohnung entscheidet die Einsatzleitung des KHPI, den Patienten zur weiteren medizinischen Versorgung und zum Schutz des medizinischen Personals sowie der Bevölkerung unter
Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen auf die Sonderisolierstation der Universitätsklinik in Frankfurt zu verlegen. Der Transportarzt begleitet den Patienten auf dem Weg im I-RTW von seiner Wohnung in
die Universitätsklinik, wo er von den Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegerinnen und Pflegern der Sonderisolierstation aufgenommen wird.
Eine besondere Herausforderung für die Einsatzkräfte stellt dabei das Tragen von Gebläse-Schutzanzügen dar, die eigens für diese Lage unter Mitwirkung des Frankfurter Gesundheitsamtes und der Branddirektion entwickelt wurden. Sie dienen dazu, eine mögliche Ansteckung der Einsatzkräfte mit dem hochpathogenen Infektionserreger zu verhindern.
Das Kompetenzzentrum für hochpathogene Infektionserreger wurde 2001 vom Hessischen Sozialministerium ins Leben gerufen. Unter Federführung des Frankfurter Gesundheitsamtes übernimmt das KHPI bei Verdacht auf eine solche Erkrankung das Management aller Abläufe. „Tatsächlich haben wir seit Gründung des KHPI nicht nur geübt. Vielmehr haben sich unsere Konzepte während der SARS-Pandemie, bei Lassa-Fieber und bei dem bislang größten Ebola-Ausbruch 2014 bereits in der Praxis bewährthochinfektiöse Patienten auch künftig reibungslos versorgen: Folgefälle sind nicht aufgetreten", sagt Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts. „Um zu können und die Gefahr einer Übertragung auf die Bevölkerung gar nicht erst entstehen zu lassen, sind Übungen wie die heutige essenziell." (ffm)