18.04.19 || KÖNIGSTEIN (18.
April 2019) - Von Tag zu Tag werden nicht nur die Tage länger, sie werden auch schöner und die Wärme lockt nach draußen. Die Sonne lockt besonders in diesen Tagen zum Osterspaziergang in den Wald.
Katastrophenbilder und malerische Waldidylle, forstliche Betriebsamkeit und beruhigendes Vogelgezwitscher, Klimastress und vielversprechender Neubeginn. All das findet man gegenwärtig in Hessens
Wäldern - oft dicht beieinander.
„Die Witterung 2018 war eine Katastrophe für den Wald", sagt Forstamtsleiter Ralf Heitmann. Sturm und Dürre verursachten erheblichen Schäden. Geschwächte Bäume boten optimale Entwicklungsbedingungen
für Waldschädlinge wie Borkenkäfer oder Pilze. Sie vermehrten sich massenhaft und sorgten dafür, dass unzählige Bäume abstarben oder zum Schutz anderer gefällt werden mussten.
Lichtblick im Frühjahr: das Busch-Windröschen bedeckt aktuell
vielerorts den Waldboden.
Heitmann erklärt: „Zum Jahreswechsel waren die Prognosen für 2019 schon denkbar schlecht. Die Stürme Eberhart und Franz im März bescherten uns weitere Windwürfe. Sie haben die Situation noch einmal verschärft. Mit zunehmendem Tageslicht und steigenden Temperaturen erwachen zudem die Lebensgeister der Borkenkäfer, die dem Wald nun wieder schwer zusetzen."
„Wir müssen das Windwurfholz und Bäume, die frisch von Käfern befallen sind, schnell ernten und aus dem Wald schaffen", erklärt Produktionsleiter Sebastian Gräf. Das ist momentan allerdings
schwierig. Durch die großen Holzmengen, die die Waldbesitzer nun entgegen ihrer Planungen zum Verkauf anbieten müssen, ist der Holzmarkt überflutet. Verbleibt das befallene Holz im Wald, wird es zum
Risiko für gesunde Bäume.
Leberblümchen sind seltene Farbtupfer im Frühlingswald. Foto (2): K.
Bartsch, HessenForst
In den Waldbereichen mit Nadelbäumen liegen deshalb jetzt Arbeitsschwerpunkte von HessenForst. Hier werden auch über die bevorstehenden Feiertage hinweg einzelne Wege gesperrt sein. „Wir hoffen auf
das Verständnis aller Waldbesucherinnen und Waldbesucher. In diesem Frühjahr ist es uns nicht möglich, alle Wege rechtzeitig freizugeben. Es ist sehr wichtig, gesperrte Bereiche nicht zu betreten.
Hier herrscht wirklich Lebensgefahr", so der Forstamtsleiter.
In vielen Wäldern gibt es jedoch Bereiche, wo Erholungssuchende auch in diesem Jahr die Farbenpracht und Vielfalt der Frühblüher, das üppige Grün der jungen Blätter und den Gesang der Waldvögel
genießen können.
Katastrophe und Chance zugleich: Eine Freifläche nach Sturm
oder Käferbefall soll
zum klimastabilen Mischwald der Zukunft werden. Foto (1): F. Koch, HessenForst
Heitmann empfiehlt beim Osterspaziergang den Blick auf den Waldboden: „Der Teppich aus Busch-Windröschen, Lerchensporn und Schlüsselblumen lässt den kritischen Gesundheitszustand des Waldes für einen Moment vergessen. Das ist Balsam für die Seele."
Die Försterinnen und Förster haben seit August letzten Jahres zusammen 40.000 Kubikmeter Schadholz aufgearbeitet. Nach Abtransport des Holzes bleiben im Forstamtsbereich einige baumlose Flächen
zurück.
„Waldbaustelle", Foto (1)r: Kai Schnigula
Nicht alle Freiflächen werden bepflanzt. Vielerorts wird die natürliche Verjüngung der Bäume genutzt. Kleine Bäumchen werden dort gepflanzt, wo die Naturverjüngung ausbleibt oder nicht an den Standort angepasst ist.
„Zuerst bepflanzen wir Flächen mit sehr guter Nährstoffversorgung. Hier wuchern schnell Gräser, Brombeere und Holunder", erklärt Produktionsleiter Gräf. Wenn die Forstleute hier auf Naturverjüngung warten, haben kleine Bäumchen keine Chance. Sie verschaffen ihnen so einen Vorsprung.
„Die Wiederbewaldung bietet uns die Chance, nachfolgenden Generationen mit artenreichen Mischwäldern eine klimastabile Lebensgrundlage zu hinterlassen. Diese Chance wollen wir nutzen", gibt Forstamtsleiter Heitmann zu bedenken. (HessenForst)