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Zwölf Meter unter dem Pflaster lag ein Meeresstrand

Spektakuläre Entdeckungen des Frankfurter Denkmalamtes beim Aushub des Hotel- und Tiefgaragenneubaus am Opernplatz - Fischfossilien aus dem frühen Paläolithikum          von Karl-Heinz Stier

03.07.14 || altFRANKFURT (02. Juli 2014) - Dass unter dem Pflaster des Frankfurter Opernplatzes sich einmal ein Meeresstrand befand, sich Fische tummelten und Pflanzen wuchsen - wer hätte das je gedacht! Doch wissenschaftliche Mitarbeiter der archäologischen Denkmalpflege brachten das sprichwörtlich jetzt an den Tag.

Fossiles Fischskelett mit Abdruck während der Bergung.

So fing es an: im Rahmen eines Hotel - und Tiefgaragenneubaus am Opernplatz wurde eine 20 Meter tiefe Baugrube ausgehoben und 2013 vom Denkmalamt archäologisch begleitet. Neben Überresten der Frankfurter Stadtgeschichte fanden sich hier im sogenannten Frankfurter Ton ab einer Tiefe von rund 12 Meter unter der heutigen Oberfläche pflanzliche und tierische Reste - darunter waren auch vollständig erhaltene Fischfossilien. Diese Funde - bisher etwa 50 an der Zahl - stammten aus dem frühen Paläolithikum, aus einer Zeit, wo es noch keine Menschen gegeben hatte.

altDie Baugrube zwischen Hochstraße und Obernplatz wächst jetzt in die Höhe. Zuvor aber wurde tief in die Erde, unter Aufsicht der archäologischen Denkmalpflege, gegraben. Dabei grub man sich bis ins Paläolithikum (Altsteinzeit - beginnt vor etwa 6 Millionen Jahren) vor. Ein Meeresstrand, Fische und Pflanzen wurden u.a. gefunden. Unser Bild zeigt einen Blick in die Baugrube des Hotel - und Tiefgaragenneubaus am Opernplatz von der Hochstraße aus gesehen. Am Ende der Baugrube stand vor dem 2. Weltkrieg das Requisitenhaus des Frankfurter Opernhauses (heute „Alte Oper" und nach dem Krieg wurde ein Hochhaus gebaut in dem die Bundesanstalt für Flugsicherung untergebracht war. Text und Foto: Ralph Delhees

Da neben Fischen und Schnecken auch Pflanzenreste gefunden wurden, lässt sich auf einen ufernahen Lebensraum schließen mit zumindest zeitweise sauerstoffarmen Bodenwasserverhältnissen beziehungsweise eingeschränkten Frischwasserverbrauch oder gar Überschwemmungen und Vermischungen von Süß- und Salzwasserströmungen, die aus dem „Mainzer Becken" geflossen waren und Fische verenden ließen.

Nah Angaben von Dr. Andrea Hampel vom Denkmalamt der Stadt Frankfurt sind Nachbildungen von Lebewesen und Pflanzen sehr mühsam. Zunächst steht die aufwendige Präparierung der 10 bis 40 Zentimeter großen Fische und der Pflanzenreste noch aus. Dazu müssen die Funde auf Harz umgebettet werden und erst danach ist eine wissenschaftliche Bearbeitung möglich. „Trotzdem kann schon jetzt auf die bemerkenswerte Erhaltung nicht nur des Skeletts, sondern auch der ursprünglichen Körperformen hingewiesen werden", meinte Dr. Hampel.

Nähere Hinweise ermöglichen vor allem Gehörsteine von Fischen, mit denen man Gattungen und Art bestimmen kann. Die Bergung selbst war außerordentlich schwierig, da die verstreut auftretenden Funde innerhalb der luftdichten Tonschichten nur schwer erkennbar sind. Das gilt auch für Florareste.

altFossiles Fischskelett mit Körperabdruck während der Bergung. Fotos (2): Denkmalamt der Stadt Frankfurt

Die Baugrube am Opernplatz ist nicht die erste Entdeckung der archäologischen Denkmalpflege. So wurden 1903 bis 1905 beim Bau der „Niederräder Kläranlage" über 150 Arten fossiler Pflanzen gezählt, allein 30 Koniferen-Arten. (Heute existieren davon gerade mal noch neun).

Nach dem seit Anfang Juni gezeigten „Atzmann" sind die Fische ein weiterer aktueller Fund aus Frankfurter Boden. Mit diesen Funden beginnt nach Mitteilung von Prof. Dr. Egon Wamers, Direktor des Archäologischen Museums eine Folge von Präsentationen des Archäologischen Museums und des Denkmalamtes, die unter dem Motto „Neues aus der Stadtarchäologie" in lockerer Folge herausragende und spektakuläre Funde aus dem reichen Ertrag der Denkmalpflege, aber auch Entdeckungen in den Depots oder Spannendes aus der wissenschaftlichen und restauratorischen Arbeit des Museums bekannt gemacht werden.

Auf die Frage, ob die Frankfurter Fischfossilien mit den Messeler Entdeckungen vergleichbar sind, meinte Frau Dr. Hampel: „Wir können eigentlich hier in Frankfurt nur von einem Stadtkulturerbe sprechen. In Messel lagern die Fossilien in Schiefer, außerdem können wir uns mit dem Weltkulturerbe bei Darmstadt nicht messen. Dennoch sind wir stolz, solche außergewöhnlichen Funde in Frankfurt gemacht zu haben".

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