16.01.15 || FRANKFURT (15. Januar
2015) - Wollte der Bürger 2014 sein Geld anlegen, so war sein Verhalten von Unsicherheit geprägt. Bringe ich mein Geld auf die Bank zu null Prozent Sparzinsen, vertraue ich es Aktien an mit
wechselhaften Kurssprüngen, wie geht es mit dem Euro weiter bei fallender Tendenz - so die Ausgangsfakten. Das setzt sich auch im Januar 2015 fort und möglicherweise auch in den folgenden Monaten.
Was vielleicht noch übrig bleibt ist ein Engagement in Immobilien. Diese Frage beantworten Bankberater meist mit einem überzeugenden Ja. Vor allem Preissteigerungen bei besseren Wohnanlagen haben in
der Vergangenheit gute Rendite gebracht. Da scheint jetzt aber - zumindest was den Frankfurter Immobilienmarkt angeht - ein Verlangsamen bis Stetigkeit eingetreten zu sein. Das berichtet der
Gutachterausschuss für Immobilienwerte für den Bereich der Stadt Frankfurt, zu der Bürgermeister Olaf Cunitz in einer Pressekonferenz eingeladen hatte. Der Run bei Immobilienwerten geht nach
Mitteilung von Michael Debus, dem Vorsitzenden des Gutachterausschusses und Rainer Müller-Jökel, dem Leiter des Stadtvermessungsamtes und ebenfalls Mitglied in dem Ausschuss, wegen der leergefegten
Märkte in den guten Lagen zunehmend auf mittlere Wohnanlagen als lohnendem Investmentstandort.
So wurden in einigen stadtnahen mittleren Lagen Baulandpreise für Mehrfamilienhausbebauung bezahlt, die um 30 Prozent über den Bodenrichtwerten lägen. In guten Lagen stiegen die Preise dagegen um rund 10 Prozent. Die Preissteigerungen bei Eigentumswohnungen betragen je nach Baujahresstufen zwischen 5 und 10 Prozent. Die mittleren Kaufpreise für Neubauten liegen stadtweit bei 4 .000 Euro/pro qm Wohnfläche, im Ostend bei 5.000 Euro, in der Innenstadt bei 5.800 und im Westend bei durchschnittlich knapp 7.000 Euro. Für Eigentumswohnungen in Vorkriegsjahren werden in Frankfurt rund 3.500 Euro bezahlt. Die teuerste Wohnung erzielte einen Kaufpreis von 2,6 Millionen Euro, der höchste Quadratmeterpreis lag bei 15.000 Euro. Besonders begehrt nach wie vor das Westend und Sachsenhausen.
Der Umsatz bei verkauften Wohngebäuden (Ein - und Mehrfamilienhäuser) stieg zahlenmäßig um 20 Prozent, der Geldumsatz nahm um 15 Prozent zu. Die Gründe für die gestiegene Verkaufsbereitschaft sind
sowohl in persönlichen Motiven wie auch in der Marktbeurteilung von einigen Eigentümern zu sehen, dass die Preise in bestimmten Lagen sich dem Zenit nähern.
Kaum verändert haben sich die Anzahl der verkauften Gewerbeimmobilien, der Umsatz von 3 Milliarden ist aber bemerkenswert. Darunter fallen einige Großprojekte, wie z.B. MyZeil oder das frühere
Degussa-Gelände.
Die Frage, ob sich in Frankfurt bereits eine Immobilienblase entwickele, wo „eine Flut alle Boote heben" wies Bürgermeister Cunitz zurück. Es sei 2015 in Frankfurt mit einer zunehmenden Bevölkerungszahl zu rechnen, außerdem seien bestimmte Siedlungsgebiete wie das Europa-Viertel oder auch das Gelände am Riedberg bald voll bebaut. „Bei uns stimmt die Preisentwicklung mit der wirtschaftlichen Entwicklung überein", so Cunitz. Man sollte daher nicht nachlassen, Bauland anzubieten und wohnungswirtschaftliche Maßnahmen weiterzuführen.