23.01.18 || FRANKFURT (18. Januar 2018) - Es ist das neue Flaggschiff der Steigenberger IntercityHotels in Deutschland: Die 4-Sterne Herberge auf der Südseite des Frankfurter Hauptbahnhofs, in der nach
dem Rohbau im Herbst letzten Jahres nunmehr im Inneren kräftig gewerkelt und soll Anfang 2019 die eröffnet werden. Insgesamt hat die Südseite ihr Erscheinungsbild in den vergangenen Jahren deutlich
verändert. Auf dem Karree zwischen Mannheimer, Karlsruher, Pforzheimer und Stuttgarter Straße werden ein Fernbusbahnhof, ein Parkhaus und das neue IntercityHotel gebaut, das mit 414 Betten zu den
größten dieser Hotelsparte in Deutschland zählt. Projektentwickler ist die CA Immo Deutschland GmbH. Das Parkhaus mitsamt Fahrradparkhaus befindet sich schon im Betrieb. Der erste Abschnitt des
Busbahnhofes wird ebenfalls bereits genutzt.
Der Baukörper des zukünftigen
Intercityhotel ist an der Ecke Mannheimer Straße/Ecke Karlsruher Straße abgeschrägt worden und stellt damit eine Reminiszenz an das ehemalige, im Krieg teilweise zerstörte Kontorhaus der
Kosmetikfirma Dr. Allbersheim-Khasana, dar. Unser Bild zeigt den derzeitigen Rohbau und im kleinen Bild wie das künftige 114 Bettenhaus ab kommendem Jahr aussehen wird. Foto und Repro: Ralph
Delhees
Anlass für die Akteure, sich in einer Pressekonferenz über die aktuelle Entwicklung und die Zukunftsperspektiven des Hauptbahnhofquartiers zu äußern. „Wir erleben auf dem Areal eine städtebaulich wünschenswerte Umgestaltung und der Verbesserung für alle dort agierenden Nutzer", so Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, Mike Josef. Die unbefriedigende Situation zwischen Gutleutviertel und Hauptbahnhof werde aufgelöst und der Stadtraum durch eine Bebauung neu gegliedert. „Das ist ein Mehrwert für alle Frankfurter und Besucher, die mit Bahn und Bus unterwegs sind". Der Planungsdezernent erinnerte an die lange Vorgeschichte, als auf dem jetzigen Hotelareal noch die Firma Dr. Allbersheim-Khasana, ein deutsch-jüdisches Unternehmen bis 1959 Kosmetika produzierte und verkaufte. Danach war das Gelände lange als Parkplatz unbefriedigend genutzt und „erst als das Areal ein glückliches Zusammenspiel zwischen städtebaulicher Planung und privatwirtschaftlicher Investitionen fand, kam es zu einem guten Ende" - so Mike Josef.
Dieser positiven Einschätzung schloss sich auch Thomas Wilms von der Steigenberger Hotels AG an, die zur Deutsche Hospitality gehört, deren Firmensitz in Frankfurt ist. „Ein freies Baugrundstück in
so zentraler Lage ist ein Glücksfall für die Stadt und für uns als Betreiber des hier entstehenden Hotels, zumal wir mit unserer Marke IntercityHotel die unmittelbare Bahnhofsnähe suchen- und das an
einem der wichtigsten Bahnhöfe Deutschlands fanden".
Für Projektentwickler CA Immo Deutschland betonte deren Geschäftsführer Dr. Ralf Schneider: „Wir haben uns gleich doppelt gefreut, dass wir gleich drei Bausteine unter einen Hut bringen konnten. Er bezifferte die Investitionen für Parkhaus, Busbahnhof und Hotel auf insgesamt 70 Millionen Euro. Das Hotel allein verschlinge 50 Millionen Euro.
Auch der Hauptbahnhof hat inzwischen ein Investitionsprogramm für seine Gebäude und Flächen auf den Weg gebracht. Hartmut Schwarz, Leiter Bahnhofsmanagement Frankfurt der DB Station & Service AG:
„Uns ist der Bahnhof ein attraktives Entree zur Stadt - immerhin gehen hier eine halbe Million Menschen täglich ein und aus. Deshalb werden wir den Bahnhof weiterhin sanieren und modernisieren." So
sei für 2019 eine Neugestaltung der B-Ebene geplant, mit 140 Millionen Euro „unser größtes Projekt".
Diakon Carsten Baumann, Leiter der Bahnhofsmission, begrüßt, dass sich das Erscheinungsbild der Südseite durch die bauliche Neustrukturierung entscheidend verbessern wird. „Grundlegende Probleme für die Menschen in besonderen Lebenslagen im Quartier lösen sich damit nicht auf." Dennoch will die Bahnhofsmission als „soziales Gesicht des Hauptbahnhofes" weiterhin eine qualifizierte Anlaufstelle für Menschen in Not und für die Menschen am Rande der Gesellschaft sein. Die Zahl der Drogenabhängigen bezifferte er auf etwa 250 Personen.
Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH Frankfurt wies in Zusammenhang mit der Neuansiedlung im Hauptbahnhof-Quartier darauf hin, dass von Jahr zu Jahr die Zahl der Touristen
größer und attraktiver würde. „Die Übernachtungszahlen steigen stärker als die Betten". 40 bis 50 Prozent der Hotelgäste, sollen, so Feda, „internationale Stadttouristen sein". Das IntercityHotel
werde deshalb, was die Tourismuspläne der Stadt betrifft, sehr begrüßt. Feda erwartet nach der Fertigstellung des Fernbusplatzes Ende 2018 über zwei Millionen Fernbus-Touristen im Jahr.
Zurück zum IntercityHotel. Obwohl die offizielle Eröffnung erst Anfang 2019 stattfinden soll, hat der neue Hoteldirektor Anton M. Wüstefeld bereits ein Musterzimmer eingerichtet, in dem künftige Gäste sehen, wie ihre Wohnsituation aussehen könnte. Die Zimmer sind 21 Quadratmeter groß, haben ein Schlafzimmer und abgetrennte Dusche, Waschraum und Toilette. Zu Preisvorstellungen konnte sich der Direktor noch nicht äußern. Das Hotel hat auch mehrere Konferenzzimmer und eine Tiefgarage mit etwa 80 Stellplätzen, die in einem weiteren Bauabschnitt auf weitere 130 ausgebaut werden.
Frankfurt zählte im Kaiserreich mit Firmen wie Dr. M. Albersheim und Mouson und mit zu den bedeutendsten Produktionsstätten kosmetischer Artikel und Parfums. Der Chemiker Dr. Moritz M. Albersheim
gründete 1892 die Firma „Dr. M. Albersheim Parfümerien, Toilette-Artikel, Specialitäten". Aus kleinsten Anfängen wuchs die Firma zu einem Unternehmen mit dem Firmen- und Produktnamen Khasana (indisch
für: Schatz)., das in der ganzen Welt erfolgreich war. Der Stammsitz der Firma lag in der heutigen Karlsruher Straße 15-17, südlich des Frankfurter Hauptbahnhofs produzierte die Firma Parfums, Seifen
und kosmetische Artikel aller Art von Haarwässern über Rasiercremes bis zu Mitteln gegen Sommersprossen.
Das Kontorhaus an der Ecke
Mannheimer Straße/ Karlsruher Straße der Kosmetikfirma Dr. Allbersheim-Khasana, rmit einem der Nebengebäude - Karlsruher Straße - nach einer
Fotografie aus den 20er Jahren. Das untere Bild zeigt den gleichen Standort nach der teilweise Zerbombung im Zweiten Weltkrieg. Bis Anfang der 60er Jahre standen die Gebäude noch. Repros: Ralph
Delhees
Moritz Albersheims Neffen Walter Carsch und Fritz Albersheim übernahm später die Firma in Frankfurt. Alice, eine Nichte, heiratete einen Angestellten der Firma, Ludwig Scherk. Gemeinsam gründeten sie in Berlin eine eigene Firma, die ebenfalls kosmetische Produkte und Parfums produzierte und vertrieb.
Während die Inhaberfamilien in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten enteignet (arisiert) wurden, wurden die Firmen selbst weitergeführt. Im Krieg sind die Betriebe, 1944 in Frankfurt,
schwer beschädigt worden. Direkt danach betrieben die Familien, die in die USA und nach Großbritannien fliehen konnten, die Rückerstattung ihrer Firmen, die auch vergleichsweise schnell gewährt
wurde. So wurde die Firma Albersheim ab 1949 wieder von Walter Carsch geführt, der auch den alten Namen Dr. Albersheim wieder einsetzte. Fritz Scherk übernahm in Berlin die Firma seines Vaters, die
1969 verkauft wurde. Die Firma Dr. Albersheim blieb ihren Spezialgebieten, der dekorativen Kosmetik - insbesondere den Lippenstiften - und den phantasievollen Parfumschöpfungen treu.
Mit unternehmerischem Geschick, Reduktion des Produktangebots und innovativer Werbung waren die Firmen in den 1950er Jahren wieder erfolgreich. Die Fabrikation fand am alten Standort an der
Mannheimer Straße statt. Im Jahr 1959 verkauften die Khasana-Erben unter Walter Carsch die Firma Dr. Albersheim - Khasana an den Konkurrenten Henkel.. Der bestens eingeführte Name „Khasana" wurde
auch bei nachfolgenden Verkäufen noch lange Jahre weitergeführt.
Nach dem Verkauf an die Firma Henkel 1959 wurde bald darauf die Produktion eingestellt. Auf dem Khasana-Gelände entstand ein bewachter Auto-Parkplatz der gerne als Bring- und Abholplatz für und von
Bahn- und Busreisenden genutzt wurde. Im Randbereich um das Quartier war bis zuletzt der sogenannte provisorische Fernbusparkplatz der Stadt.
Das höchste Haus Europas war in den 80er Jahren auf dem damaligen Parkplatz Mannheimer Straße 21 als Milliarden-Projekt geplant, doch die Investoren rechneten nicht mit dem Widerstand der Anwohner
und auch an der rot-grünen Römerkoalition scheiterten 1989 die Pläne. Den 300 Meter hohen „Campanile", geplant mit Büros und Luxushotel, verhinderte insbesondere die Pensionswirtin Hannelore Kraus
aus der Gutleutstraße 94 - die als Nachbarin hätte zustimmen müssen - obwohl sie1988 mehrere Millionen Mark angeboten bekam. Danach fristete das Grundstück weiter sein Dasein als Parkplatz bis zum
Baubeginn 2015.
2007 wurde ein kleinerer Turm in den Hochhaus-Rahmenplan aufgenommen, auf diesem fußt die jetzige Bebauung. Am 14. Januar 2015 wurde es mit der künftigen Bebauung des Areals ernst: Der damalige
Bürgermeister Olaf Cunitz und Verkehrsdezernent Stefan Majer begrüßen die Absichtserklärung zwischen CA Immo Deutschland GmbH und der ABG Frankfurt Holding über die teilweise Umwandlung des
Parkplatzes in der Mannheimer Straße in einen Fernbusbahnhof. „Für den Magistrat der Stadt Frankfurt war immer klar, dass eine städtebauliche Entwicklung an dieser Stelle einen Fernbusbahnhof
enthalten muss", sagen Cunitz und Majer. „Die Fläche an der Südseite des Frankfurter Hauptbahnhofs ist dafür ein idealer Standort: zentral gelegen und bestens angebunden an den öffentlichen Nah- und
Fernverkehr." Und weiter hieß es: „Unter Berücksichtigung des bestehenden Baurechts und des Hochhausrahmenplans der Stadt Frankfurt soll das Areal einer etappenweisen Entwicklung zugeführt werden".
Diese ist derzeit noch im Gange.
Entstanden ist das „temporäres" Parkhaus mit 350-Autoabstellplätzen und400 Fahrradabstellplätzen, die ersten drei Busparkplatze der Fernbusbahnhofes werden genutzt, weitere elf werden künftig noch
entstehen und das IntercityHotel sieht seiner Fertigstellung in 2019 entgegen. Während des Baustellengespräches machte der Bauherr, der Immobilienkonzern CA Immo Deutschland, Geschäftsführer Ralf
Schneider, deutlich, dass es mit der weiteren Bebauung des Areals nach der Fertigstellung des IntercityHotels weitergehen könne, wenn ein Nutzer bzw. Mietinteressent für einen weiteren Büroturm
gefunden werde. Dieser Büroturm soll bis zu 200 Meter hoch werden, dass neue Parkdeck wird dann in das Hochhaus integriert. Der Standort für das gegenüber dem einst geplanten „Campanile", 100 Meter
niedriger, ist im Hochhaus-Rahmenplan der Stadt verankert. Planungsdezernent Mike Josef merkte hierzu an: „Es gilt, was im Hochhaus-Rahmenplan drinsteht".
„Es ist eine lange Geschichte, die nicht untypisch für Frankfurt ist, die nun ihr gutes Ende findet", so urteilte Planungsdezernent Mike Josef iem Gespräch mit dem RheinMainTaunus-Onlinemagazin bei dem Baustellengespräch im Rohbau des IntercityHotels.
Quellenverzeichnis: „Devise Sauberkeit" -Die Kosmetikfirmen Schenk und Dr. Albersheim, Ausstellung im Museum Judengasse, Börnegalerie, Frankfurt 2011/2012
Pressedienst der Stadt Frankfurt 14. Januar 2015