23.12.11 || KRIFTEL (22. Dezember 2011) - Es ist wieder soweit: 2011 geht, und das RheinMainTaunus-Onlinemagazin (RMT-Magazin) kommt! Erneut waren die Redakteure des RheinMainTaunus-Onlinemagazins bei
Bürgermeister Christian Seitz und dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek zum traditionellen Jahresgespräch und erfuhren darin ihre Bewertung des noch aktuellen Jahres, aber auch schon eine
Perspektive für 2012 für Kriftel.
Im Rückblick nennt Bürgermeister Seitz 2011 ein „ereignisreiches" Jahr für die Gemeinde, in dem Vieles umgesetzt werden konnte. Anfang März 2012 sind die Wähler in Kriftel zur Bürgermeisterwahl aufgerufen. Dann sind über fünf Jahre der ersten Amtszeit von Seitz vorbei. Wer zurückschaut, erkennt auch Tempo und Zug in der Amtsführung des 39jährigen. Er hat mit Jirasek an der Seite, mit seinem Team im Rathaus und mit der Zustimmung von Gemeindevertretung und Gemeindevorstand Planungen und Absichten rasant realisiert.
RMT-Magazin: Herr Bürgermeister, 2006 kamen Sie ins Amt. Jetzt haben wir Ende 2011. Haben Sie schon einmal Bilanz über diese knapp sechs Jahre gezogen. Falls ja, wie sieht sie denn nach Ihrer Einschätzung aus?
Unser Bild zeigt Bürgermeister
Christian Seitz mit RMT-Magazin-Redakteur Wilhelm Meyer. Foto: frawi
Seitz: Es war eine ereignisreiche Zeit. Lassen Sie uns aber mit dem aktuellen Jahr beginnen: Spatenstich und Richtfest für unseren neuen und auch der Zukunft angepassten Kindergarten Linsenberg am Ortseingang, in den die Kinder 2012 einziehen werden. Die Sporthalle an der Konrad-Adenauer-Schule ist fertig, Krifteler Vereine trainieren bereits darin. Endlich ist sichtbar der Startschuss für das Pflegeheimprojekt gefallen. Das Gelände am Brunnenweg ist bereits in der praktischen Bearbeitung, dort kann der offizielle Erste Spatenstich wahrscheinlich ebenfalls in Kürze vorgenommen werden. Für den Mönchhof ist die Grundsatzentwicklung getroffen worden, dort wird sich Gewerbe ansiedeln. Das geschieht aufgrund der Freigabe unserer Erschließungsstraße, die nun wirklich dort den Raum öffnet. Diese Entwicklung ist absolut notwendig auch für die Konsolidierung unserer Gemeindefinanzen, da wir mehr Einnahmen im Bereich der Gewerbesteuer erwarten können.
Jetzt werden die großen Projekte aber weniger. Allerdings kommen aktuell von außen neue Herausforderungen wie beispielsweise die Erhöhung der Kreisumlage auf uns zu, die den Haushalt belasten.
RMT-Magazin: Herr Jirasek, die Sanierung des Parkbades, die neue Kita, die Erschließungsstraße im Gewerbegebiet, die Beteiligung an der neuen Sporthalle - alles Werke, die in die Millionen gingen, war das nicht etwas zu viel für die Gemeinde?
Franz Jirasek und Christian Seitz beim
Interview. Foto: Ralph Delhees
Jirasek: Natürlich waren das große Herausforderungen, auch für unsere kleine Verwaltung, aber die Investitionen waren für Kriftel einfach notwendig. Und auf die Kostenentwicklung haben wir dabei stets geachtet, auch wenn neue Standards die Baukosten heute immer mehr in die Höhe treiben. Der Bau des Kindergartens Linsenberg hat vor 40 Jahren zwei Millionen Mark gekostet. 40 Jahre später kostet die neue Kita 4,4 Millionen Euro. Die Kosten sind beträchtlich gestiegen. Das liegt an diesen neuen Standards, die Gesetzgeber, Brandschutz und Unfallkassen vorschreiben.
Wir haben immer darauf geachtet, dass der Kostenrahmen eingehalten wurde. Beispiel dafür ist auch das neue Parkbad: Die Kosten für die Sanierung blieben unter dem Ansatz. Beim Bau der Zubringerstraße bewegen sich die Kosten ebenfalls erheblich unter dem Ansatz, und wir haben durch den Verkauf von Erdaushub auch Einnahmen erzielt. Das sind alles keine Selbstverständlichkeiten. Andernorts gibt es Beispiele für Großprojekte, die am Ende wesentlich teurer geworden sind als in der Kalkulation. Es ist nicht einfach, Kosten im Griff zu behalten, aber es ist uns dennoch gelungen. Uns hat dabei auch die günstige Zinspolitik geholfen. Wir haben diese günstige Zeit ausgenutzt und haben die Vorteile daraus für Kriftel gezogen.
RMT-Magazin: Herr Seitz und Herr Jirasek, lassen Sie uns mal auf Ihre Amtszeit bisher zurücksehen. Da hat sich ja sehr viel getan ...
Seitz/Jirasek: Wir sind ein wenig stolz, dass wir vieles von dem umgesetzt haben, was wir uns für die Amtszeit vorgenommen haben.
Jirasek: Die Personenaufzüge am Bahnhof wurden fertig. Dafür haben wir sehr viel Lob erhalten. Dann ist der gesamte Bahnhofsplatz Süd wirklich attraktiv gestaltet worden. Der Bau mit Sanitäreinrichtungen auf dem Sportgelände konnte trotz Veränderungssperre geschaffen werden. Die Oberweidbrücke hat jetzt keine Enge mehr, sondern fast ein Delta und kann so leichter angesteuert werden.
Seitz: Unser Kampf um die Ablehnung der B 519 neu hat eine völlig neue Qualität bekommen, nämlich die der Bürger und ihrer Einsprüche. Sie sind so massiv und überlegt gehalten, dass wir damit wirklich Kräfte im Regierungspräsidium binden und so die nötige Zeit gewinnen, um uns gründlich auf den anstehenden Erörterungstermin vorzubereiten.
Dann haben wir die Krifteler Bürgerstiftung aus der Taufe gehoben, aus der heraus wir vielseitig Gutes werden tun können, wobei uns viele Krifteler helfen, denn sie stiften und spenden zu! Nicht zuletzt haben wir es neuen und weiteren Aktivitäten zu verdanken, dass auch die Partnerschaft zu Airaines in Frankreich noch aktiver gestaltet wird. Und denken Sie an die Schwarzbachhallen! Für sie reiht sich ein Sanierungsabschnitt an den anderen. Das ist sinnvoll, um unsere Werte zu erhalten.
RMT-Magazin: Der Gemeinde ist viel gelungen. Gibt es denn dafür ein Erfolgsrezept?
Seitz: Ich sehe das so: Hier in Kriftel wird seit Jahren und Jahrzehnten eine kontinuierliche abgestimmte Ortsentwicklung umgesetzt, die auch bei den Bürgern auf breite Zustimmung stößt. Die Grundlage dafür ist - ich will es einmal so nennen - eine ureigene Krifteler Idee, eine praktische Vorstellung von Gemeinsamkeit. Das hat auch der Kampf gegen die B519 neu wieder gezeigt. Was uns außerdem zugute kommt, ist die räumliche und politische Geschlossenheit der Gemeinde. Und die verkehrsgünstige Lage mitten im Rhein-Main-Gebiet, durch die Kriftel als Wohnort und als Gewerbestandort attraktiv ist. Kriftel ist eben nicht nur eine Gemeinde, sondern es gibt hier auch ein großes Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl.
RMT-Magazin: Herr Jirasek, Sie sind ja unter anderem Leiter der Wirtschaftsförderung. Wie sieht es denn damit Ende 2011 in Kriftel aus?
Jirasek: Wir arbeiten dafür im Rathaus und auch mit der VKS zusammen. Dieses Gemeinschaftswerk trägt seit Jahren Früchte: Arbeitsplätze und Sozialversicherungspflichtige nehmen in Kriftel wieder ständig zu! Bereits bestehende Firmen und Großbetriebe im Gewerbegebiet sichern sich Flächen. Die Aussichten sind günstig. Vielleicht können wir in Bezug auf Gewerbeneuansiedlungen sogar bald eine kleine Sensation präsentieren. Aber es ist noch zu früh, hierzu etwas Konkretes zu sagen.
RMT-Magazin: Viel Erfolg dafür! Herr Bürgermeister, geben Sie uns und unseren Lesern doch einmal einen Ausblick auf 2012 in Kriftel!
Seitz: Wir hoffen, dass sich das Thema 519 neu im kommenden Jahr in unserem Sinn entscheidet, dann ergeben sich daraus für uns ganz neue Optionen in diesem Bereich. Endlich wäre dieser Druck von uns genommen, die Veränderungssperre wird aufgehoben. Das ist das eine. Nach meiner Auffassung wird weiterhin die Kinderbetreuung eine immer größere Rolle spielen - auch finanziell. Ihr Anteil an den Gesamtausgaben der Gemeinde wird weiter steigen. Hier müsste der Staat nach unserer Auffassung die Kommunen viel stärker finanziell unterstützen. Trotz der Belastung: Kriftel ist eine familienfreundliche Gemeinde und wird es auch bleiben. Daran arbeiten wir nachhaltig.
RMT-Magazin: Und wenn Sie über 2012 hinausblicken?
Seitz: In Zukunft werden Themen wie etwa die Förderung des Ehrenamtes, Bürgerbeteiligung und Bürgerservice oder das große Thema Energiewende eine größere Rolle spielen als Bauprojekte, die es allerdings weiter geben wird - ich denke dabei etwa an die Entwicklung des Mönchhofes und des Grundstückes am Platz von Airaines (Bahnhofsplatz) oder die Verlagerung der Abfallsammelstelle und natürlich die Erhaltung unserer Infrastruktur. Wir müssen auch Synergieeffekte in allen Bereichen noch stärker nutzen. Die wichtigste Aufgabe für die kommenden Jahre ist aber die Konsolidierung des Gemeindehaushaltes - dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Gemeindevorstand und Gemeindevertretung, die in einer speziellen Interfraktionellen Arbeitsgruppe wahrgenommen werden soll.
RMT-Magazin: Wir wollen nicht über den Ausgang der Bürgermeisterwahl spekulieren, aber was wünschen Sie sich für das Jahr 2012?
Seitz und Jirasek: Wir würden natürlich gerne wie bisher als Team unsere Arbeit für Kriftel fortzusetzen.
RMT-Magazin: Danke für dieses Gespräch und Ihnen beiden alles Gute!
Seitz und Jirasek: Wir wünschen auch Ihren Lesern schöne Feiertage und ein gutes, neues Jahr! (wifra/mk)