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Eppsteins Türme bieten Stöhnen, Motive zum Fotografieren und Kaffee und Kuchen

Stadt saniert und inszeniert den Bettelbub auf der Burg - Neuer Farbanstrich für die Turmstation in der Burgstraße - Pächter des Neufvilleturm lädt ein           von Ralph Delhees

22.04.14 || altEPPSTEIN (22. April 2014) - Die Stadt Eppstein steht immer mal wieder im Blickpunkt. Es ist die einzige Stadt de Main-Taunus-Kreises mit einer Burg. Die Burgfestspiele bestehen seit 100 Jahren. Einer von zwei Bergparks in Hessen ist hierzu finden der „Bergpark Villa Anna, ein Park wie ein Gemälde, ein begehbares Landschaftsgemälde - dies war vor 100 Jahren, heute ist er zugewachsen und kann besichtigt werden. Weiterhin sollen nicht unerwähnt bleiben der Kaisertempel (1894) von dem aus der Besucher eine herrliche Aussicht geniest und die spätgotische Talkirche. Auch die Stadtteile bergen so manche sehenswerte Schönheit. Was ist eine Stadt ohne ihre Türme? Durch die Burg mit ihren stattlichen Türmen gibt es sicherlich so manche Geschichte zu erzählen und so ist es auch mit dem im Volksmund genannten „Bettelbub" , der jetzt saniert und inszeniert wird. Ein weiterer Turm ist die viel fotografierte Turmstation in der Altstadt die saniert wird und sich positiv verändern wird. Ein weiterer Turm, der sogar noch höher steht als die Burg ist der Neufvilleturm, der an Wochenenden besucht werden kann und wo der Pächter sogar Kaffee und Kuchen anbietet. Aktuelle Themen und Entwicklungen werden also nicht aus dem Blick gelassen.

Das Stöhnen aus dem Bettelbub -Stadt saniert und inszeniert einen weiteren Turm auf der Burg


Bereits der Architekt Franz Burkhard untersuchte 1905 den im Volksmund „Bettelbub" genannten Turm. Burkhard grub im Untergeschoss des Turms ein Verlies mit Eisenketten, einer Beinkugel und eine vermoderte Schicht mit Reisern aus. Dieser Befund mag nicht nur Namensgebung des Turmes geführt haben, er wird auch bei der künftigen Inszenierung für Burgbesucher eine Rolle spielen.

altÜber der Stadt tront die Burg mit ihrem mächtigen Turm, der jetzt Sanierung wird. Dann wird der sogenannte "Bettelbub" mit eingen interessanten Details für die Besucher aufwarten. Foto: Ralph Delhees

„Mit der Sanierung und Inszenierung des Bettelbubs gelingt uns ein weitere wichtiger Schritt zur Erschließung der Burg", sagt Bürgermeister Alexander Simon. Mittlerweile sei die kleine versteckte Tür, die in den Turm führt, durch die neue Beschilderung des Burgvereins und durch den Multimedia-Guide gut aufzufinden. „Wir möchten aber auch, dass der Besucher hier außer historischen Fakten etwas mit nimmt, und sei es ein leichtes Erschauern bei der Vorstellung, in einem solchen Verlies sitzen zu müssen."

Burgverein half


Die Stadt Eppstein beauftragte 2011 das Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune mit einer bauhistorischen Dokumentation und einer Schadenskartierung mit Empfehlung für Sanierungsmaßnahmen. Daraus ergab sich, dass sich der markante und hoch aufragende Turm insgesamt in einem baulich stabilen Zustand befindet. Zu verdanken ist dies den Maßnahmen Burkhards, einer Sanierung Ende der 1960ger Jahre und der kontinuierlichen Nutzung. Nun hat die Stadt Eppstein auch die fest gestellten Rissschäden und Ausbrüche schließen lassen. Jüngere Ausbesserungen mit Zementmörtel wurden entfernt. Für die Mauerarbeiten konnten in Absprache mit der Oberen und Unteren Denkmalpflege eine spezielle Mörtelrezeptur mit hydraulischem Kalk genutzt werden. Die einzigartigen noch erhaltenen und unberührten historischen Oberflächen mit Putz und Fassungsbefunden im Erdgeschoss wurden behutsam durch die Restaurierungsfirma Mathias Steyer konserviert. Der Burgverein half bei der Entfernung des Efeubewuchses.

Freier Blick durch die Schießnischen auf die Stadt


Durch die Freilegung der vermauerten Schießnischen im Erdgeschoss des Turmes bietet sich ein völlig neuer Raumeindruck. Zudem ist dort ein Teil des noch intakten Bodenbelags, der wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt, zu sehen. Doch nicht nur der freie Blick durch die Schießnischen hinunter auf die Stadt soll Besucher anlocken. „Der Bettelbub ist als prominenter, überdachter und gut zugänglicher Baukörper prädestiniert für eine intensivere Einbindung in das Erschließungskonzept der Stadt Eppstein", so Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung, der auch die wissenschaftliche Beratung für das Erschließungskonzept übernimmt. Er hat die historischen Text- und Bildquellen nun mit den neuesten Baubefunden verzahnt. Daraus ergibt sich, dass der Bettelbub wohl erst im Zuge der Anlage der Zwingerbefestigungen entstanden ist. Datiert wird dies durch die Schlüsselscharten in die Zeit um 1430. Im 16. und 17. Jahrhundert stockte man den Turm auf und verlängerte die Schlitze der Schlüsselscharten nach oben.

In dieser Zeit ist auch die Nutzung als Kelterturm belegt, seit Ende des 17. Jahrhunderts auch als Uhrturm. Wohl im 18. Jahrhundert erfolgte der Einbau eines neuen Obergeschosses mit Aborttüren. Den Turmsockel baute man als Gefängnis um. Eine ganz neue Nutzung erfuhr der Bettelbub durch Franz Burkhard: Der Burgarchitekt richtete 1908 im Obergeschoss das Burgmuseum ein. Dazu entstand die Außentreppe, die noch saniert werden muss.

Museumsleiterin Monika Rohde-Reith legt Wert auf eine behutsame Erschließung


Die Baugeschichte mit den unterschiedlichen Nutzungen des Turmes könnte im Obergeschoss des Bettelbubs wieder für Besucher aufbereitet werden. Zunächst aber steht die Gestaltung des Erdgeschosses und des Sockelgeschosses an. Wie im Bergfried möchte Museumsleiterin Monika Rohde-Reith auf eine behutsame Erschließung setzen, ohne den Raumeindruck zu verändern. Erlebnispunkt wird die Nutzung des Turmes als Verlies. Wer die Wächterstube mit den Schießnischen betritt, kann durch das Fallgitter in das etwa sechs Meter tiefe Verlies schauen und dort einen Gefangenen wahrnehmen. Akustisch untermalen den Eindruck ein Stöhnen und Kratzgeräusche, denn im Turmsockel konnte Zeune Ausbrüche dokumentieren, die wohl von Gefangenen stammten. „Bezeichnenderweise haben wir es hier mit einem Gefängnis der Neuzeit zu tun", so Zeune, der darauf hinweist, dass zu unserem Bild einer mittelalterlichen Burg düstere Gewölbe und Verliese gehörten, die meisten Verliese auf Burgen aber nicht im Mittelalter, sondern erst ab dem 15. Jahrhundert und im Zuge der Inquisition eingebaut worden seien. So gehört der Ausbau des Bettelbubs zum Gefängnis nicht mehr zur Geschichte Herren von Eppstein, sondern in die Zeit der kurmainzischen und hessischen Verwaltung, die sich Burg Eppstein als Amtssitz teilten.

Wie der für die Burg zuständige Architekt Alwin Dörr ausführt, kostet die Maßnahnahme zur Sanierung des Bettelbubs rund 60.000 Euro. Die Stadt Eppstein erhält dabei große Unterstützung durch den Main-Taunus-Kreis. Und der Eppsteiner Burgverein ist bereits dabei, in Eigenarbeit elektrische Leitungen im Turm zu verlegen. Die Fertigstellung des Sockel- und des Erdgeschosses soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Turmstation in der Altstadt wird saniert - Meist fotografierte Ansicht verändert sich


Bürgermeister Alexander Simon zeigt sich ebenso hoch erfreut über die anstehende Sanierung der Turmstation in der Burgstraße. Die Station, die im Eigentum der Süwag Energie AG steht, wurde in den 1950er Jahren errichtet und versorgt seitdem die Altstadt verlässlich mit Strom. Die Turmstation steht in der Blickachse Bahnhof - Burg und wirkt neben den zahlreichen Fachwerkhäusern als Fremdkörper. „Der Blick auf den Bergfried von der westlichen Burgstraße ist die meist fotografierte Ansicht unserer Stadt", so der Bürgermeister. Die Sanierung werde den Blick weiter aufwerten. Die notwendige denkmalrechtliche Genehmigung liege bereits vor. Diese ist notwendig, da der Bereich zur Gesamtanlage der Altstadt gehört. Die Süwag möchte in den nächsten Wochen mit den Arbeiten beginnen. Für den regionalen Standortleiter Andreas Haus ist diese Maßnahme ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen Energieversorger und der Stadt.

altDie Turmstation wird einen neuen Farbanstrich erhalten, der sich in das Altstadtensemble besser einfügt und harmoniert. Zudem wird eine Holzverkleidung am oberen Ende der Station angebracht, um den Turm optisch kleiner wirken zu lassen. Die Turmstation liegt im Bereich des alten Friedhofes, der 1591 vor dem Stadttor angelegt und bis 1891 genutzt wurde. Im Rahmen der letzten Umgestaltung konnten 1985 etliche abgeräumte alte Grabsteine wieder aufgestellt werden, die mit einem Brunnen und einer Infotafel an den ehemaligen Totenhof erinnern.

Im Rahmen der Sanierung des Ortskerns in Bremthal wurde ein ähnliches Projekt durchgeführt, erinnert sich der Bürgermeister, der zu Zeiten der Umsetzung des Vorgängerprojektes Ortsvorsteher in Bremthal war. Der Heimat- und Geschichtsverein Bremthal brachte an der Turmstation im Ortskern seinerzeit ein beleuchtetes Wappen an. „Auch die Verschönerung der Station in Alt-Eppstein wird eine positive Ausstrahlung auf die Umgebung haben", so Simon abschließend. Die Anlieger in der Burgstraße wurden im Vorfeld über das anstehende Projekt informiert.

Kaffee und Kuchen nach Besuch auf dem Neufvilleturm


altaltDer Neufvilleturm gehört zur architektonischen Ausstattung des von der Bankiersfamilie Neufville ab 1885 am Eppsteiner Jähenberg angelegten Bergparks. Der Bauherr verwirklichte hier 1894 seine eigene Burg, höher gelegen als der einstige Stammsitz des Adelsgeschlechtes der Herren von Eppstein. Heute hat die Stadt Eppstein hat den Turm verpachtet. An den Wochenenden bietet die Pächter Wanderern Kaffee und Kuchen mit herrlichem Ausblick.

Die Postkarte (rechtes Bild) aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt Eppstein mit der Burg und oben im Hang den Neufvilleturm Im linken Bild ist der Neufvilleturm aus heutiger Sicht zu sehen. Fotos (3): Stadtarchiv Eppstein

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