27.02.09 || FRANKFURT (27. Februar 2009) - Vor einem Jahr, am 1. März 2008, hat Prof. Dr. Manfred Niekisch seine Arbeit als Zoodirektor im Zoologischen Garten Frankfurt aufgenommen. „Nach 25 Jahren internationaler Naturschutzarbeit vor allem in den tropischen Wäldern, in der Praxis vor Ort und an der Universität kann ich nun mitwirken, diesen traditionsreichen Zoo zu einem international anerkannten Zentrum des Natur- und Artenschutzes weiter zu entwickeln", sagt Professor Manfred Niekisch. „Der Beruf des Zoodirektors war tatsächlich ein Kindheitstraum von mir. Nach diesem ersten Jahr möchte ich vor allem meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken. Sie haben viel geleistet und sind eine Mannschaft, auf welche die Stadt stolz sein kann."
Der Zoo Frankfurt hatte sich in seiner im Jahr 2007 erarbeiteten Vision ein neues Motto gegeben: "Tiere erleben - Natur bewahren", und damit den Naturschutz ganz hoch auf die Agenda gesetzt. Nach den
Worten von Manfred Niekisch, damals Professor für Internationalen Naturschutz an der Universität Greifswald, reizte ihn besonders die Herausforderung, die Tradition des legendären Bernhard Grzimek
aufzunehmen und Zoo und Naturschutz ganz eng miteinander zu verknüpfen.
Erste Maßnahmen zielten aber vor allem darauf ab, dringend notwendige Baumaßnahmen für die Tiere umzusetzen: Die neue Voliere für die Bartgeier wurde eröffnet und das Winterquartier für die Greifvögel fertig gestellt. Auch soll der Zoo noch besucherfreundlicher gestaltet werden - dazu wurde ein behindertengerechter Zugang zum Obergeschoss des Katzendschungels gebaut.
Durch die von Niekisch eingeleitete Neuorganisation der tierärztlichen Versorgung erhielt der Zoo Frankfurt schon im ersten Jahr die Anerkennung zum Ausbildungsbetrieb für Zoo-Fachtierärzte - dem einzigen in Hessen.
„Das Highlight in meinem ersten Amtsjahr war sicher die Eröffnung des neuen Menschenaffenhauses Borgori-Wald. Dieses Haus weist in die Zukunft, denn hier wurde schon begonnen, was sich im gesamten
Zoo fortsetzen soll", stellt Zoodirektor Niekisch fest. „Die Tiere werden nicht mehr als einzelne Arten in Gehegen gehalten, sondern mit anderen Arten vergesellschaftet."
Diese Gemeinschaftstierhaltung stellt die Natur sehr viel besser nach als die Einzelarthaltung. Außerdem wird das Haus mit einer hochmodernen, umweltfreundlichen Erdwärmeheizung betrieben. „Die Neuausrichtung des Zoos beinhaltet selbstverständlich auch ein Konzept für die Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs im gesamten Zoo", betont Niekisch.
Mehrere Neubauten sind in der Planung. „Zunächst werden wir die Situation am Alfred-Brehm-Platz rund um das Zoo-Gesellschaftshaus entzerren", stellt der Zoodirektor seine Zukunftspläne vor. „Wir sind
mitten in der Planung für einen neuen attraktiven Kassen- und Servicebereich links vom Zoo-Gesellschaftshaus sowie für den Neubau der Bärenanlage." Das Zoo-Gesellschaftshaus mit dem
Fritz-Rémond-Theater wird durch den verlagerten Eingangsbereich frei zugänglich und der Weg für ein neues Betreiberkonzept im Zoo-Gesellschaftshaus ist frei.
„Der Neubau der Bärenanlage ist seit langem überfällig. Die 1958 errichtete Anlage entspricht nicht mehr den aktuellen tiergärtnerischen Anforderungen und ist dringend erneuerungsbedürftig", erklärt Professor Niekisch die Situation. Für den Eingangsbereich sowie das Bärengehege laufen die Planungen bereits auf Hochtouren. Die Sitzung des Preisgerichts für die eingereichten Architekturentwürfe wird am Donnerstag, 5. März, stattfinden.
Dringend sanierungsbedürftig ist auch das in den Siebziger Jahren gebaute Tag- und Nachttierhaus. Um eine Abgabe aller im Grzimek-Haus lebenden Tiere zu vermeiden, entschied Niekisch, zunächst einen Neubau an anderer Stelle zu errichten. Erst nach dem Umzug der Tiere wird das heutige Grzimek-Haus abgerissen. Außerdem hat sich der Zoochef den Bau einer neuen Anlage für subantarktische Pinguine und die Modernisierung des Exotariums vorgenommen. Mit dringend erforderlichen Reparaturarbeiten im Exotarium wurde bereits begonnen. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung haben gerade ein von Niekisch vorgeschlagenes 30-Millionen-Programm zur Modernisierung des Zoos beschlossen. „Dies ist ein ganz wichtiger Beschluss und ein deutliches Signal, dass es die Stadt ernst meint mit der Sanierung des Zoos."
Auch an die kleinen Zoobesucher wurde gedacht. Der Spielplatz gegenüber dem Borgori-Wald wird völlig neu gestaltet. Ab dem Frühsommer können sich die Kinder auf modernen, aus Holz gefertigten Spielgeräten austoben und spielerisch die Bewegungen der Tiere nachahmen.
2008 war auch das 150-jährige Jubiläum des Zoos. Viele Veranstaltungen, Führungen und Vorträge haben die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger an der Geschichte des Zoos teilhaben lassen. „Und der Zoo
hat neue Freunde gewonnen", so Niekisch. Viele Partnerfirmen und Organisationen haben mit dazu beigetragen, einen Großstadtdschungel in Frankfurt zu verwirklichen. Eine Plakataktion,
Schaufenster-Installationen, Zebrastreifen mit Zoo-Logo und ein tierischer U-Bahnwagen haben die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger neugierig auf ihren Zoo gemacht.
Das Jahr 2009 steht im Zeichen des Gorillas. Der Zoo Frankfurt und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF), deren Vizepräsident Niekisch schon seit Jahren ist, wollen das „Jahr des Gorillas"
gemeinsam nutzen, um verstärkt auf die dramatische Situation der Menschenaffen im Freiland aufmerksam zu machen und Geld für die bedrohten Verwandten der Zoo-Gorillas zu sammeln. Viele
Veranstaltungen und Aktionen zum Thema sind geplant. Die „Spendenaktion: Matze" ist letzte Woche angelaufen.
„Gorillas zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Erde", erklärt Niekisch. „Vor allem die Berggorillas sind in ihrer Heimat stark durch Lebensraumverlust, Wilderei und kriegerische Unruhen gefährdet. Deshalb ist uns sehr wichtig, ein Denkmal für Matze zu verwirklichen und gleichzeitig den Gorilla-Schutz aktiv zu unterstützen." Mit den Aktionen zum Gorilla-Schutz untermauert der Zoo Frankfurt seine neue Ausrichtung als Natur- und Umweltschutz-Zoo. „Wir müssen uns insgesamt noch viel mehr im Schutz der Lebensräume draußen engagieren", so Manfred Niekisch. „Unsere Zootiere sind Botschafter für ihre Artgenossen im Freiland. Durch Aufklärung und Sensibilisierung im Zoo möchten wir den Naturschutzgedanken fest in den Köpfen unserer Besucher verankern."
Der Zoodirektor schließt: „Unser Zoo im Herzen der Stadt ist ein Platz für Menschen und Tiere, in dem sich Tier und Mensch wohlfühlen sollen". (pia)