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Der Wäldchestag: Frankfurts „Nationalfeiertag“ wartet auf

Feda: Das schönste Volksfest der Stadt" - Vier Tage im Wäldchen am Oberforsthaus - „Pfingstdienstag" ist der eigentliche Waldtag für die Frankfurter           von Ralph Delhees

18.05.18 || altFRANKFURT (18. Mai 2018) - Frankfurts dritter Pfingstfeiertag ist seit frühsten Zeiten der Dienstag nach dem Fest und so soll es auch weiterhin vermehrt sein, wie es Oberbürgermeister Peter Feldmann im vergangenen Jahr betonte. Der Wäldchestag ist Frankfurts „Nationalfeiertag". Immer mehr Firmen haben den halben Frankfurter Feiertag, dessen Arbeitsniederlegung zur Mittagszeit bis vor wenigen Jahrzehnten noch ein „Muss" war mittlerweile aufgegeben. Dies ist der Internationalität der Stadt und der fortschreitenden Technisierung zu verdanken. In den Schulen ist fast immer noch nach der dritten bzw. vierten Stunde frei. Auch Thomas Feda, Geschäftsführer der Touristik+ Congress GmbH - die der Ausrichter des Wäldchestages ist -, plädiert vehement dafür, dass doch die die Frankfurter mit ihren Familien auch am Pfingstdienstag für einen Ausflug ins Wäldche kommen mögen.

altEin Blick auf den Lageplan mit seiner insgesamt 1,8 Kilometer lange Festmeile. Das Bild zeigt vlnr. Thomas Feda, , Geschäftsführer der Touristik+ Congress GmbH, und den Vorsitzenden des Schaustellerverband Frankfurt/RheinMain e.V., Thomas Roie

Das Wäldche ist der Frankfurter Stadtwald, direkt am Oberforsthaus gelegen, hier findet das ureigenste, traditionelle Volksfest, laut Feda, „das schönste Volksfest der Stadt", wieder ab  Samstag, 19. Mai statt und endet am eigentlichen Wäldchestag, dem Dienstag, 22. Mai. Erwartet werden rund 250.000 bis 300.000 Besucher in den kommenden Tagen, wobei laut den Wettervorhersagen der Pfingstdienstag - der eigentliche Wäldchestag - der schönste werden soll.

Die Besucher erwarten inmitten des Waldes - was eine besondere Logistik für den Aufbau einer Vergnügungsstadt benötigt - sie umfasst u.a. neun Fahrgeschäfte, darunter das 44 Meter hohe Riesenrad mit seinen 32 Gondeln und die Feuer- und Eis-Achterbahn. Acht Kinderfahrgeschäfte von Aquaball bis zum Kinder Auto Scooter lassen die Herzen der Jüngsten höher schlagen und die Wahrsagerin Noverdana, lädt ebenso ein wie u.a. die Geistervilla die mit zu den fünf Belustigungsgeschäften zählen. Aber dies ist noch längst nicht alles es kommen noch 25 Spiel-, Schieß- und Verlosungsstände, 22 Verkaufs-, 47 Imbiss- bzw. Spezialitäten- und 19 Süßwaren-Stände hinzu.

altaltEin Eisstand darf natürlich bei den zu erwartenden Temperaturen nicht fehlen (links).Hochhinaus geht es -im Bild rechts -  in der Gondel des Riesenrades

Zahlreiche Live-Bühnen - die Regenbogenarena, die Binding-Bühne, der Sommergarten Hill und die „We Love Frankfurt Stage mit den Top-DJs der Frankfurter Clubszene", das Schwarzwaldhaus am Kamin - bringen an allen vier Tagen ein umfangreiches Shows und Musikprogramme in das Wäldche.

Es sei nicht nur der fantastischste, sondern auch der größte was die Schaugeschäfte angeht, so Feda. 1,8 Kilometer muss der Besucher auf den Waldwegen gehen um alles zu erkunden. Doch bis es soweit war sind Pläne angefertigt worden, in denen die Wege Straßennamen, wie z.B. Ochsenweg, Kutscherweg usw., erhielten, damit Post an die Schausteller zugestellt werden kann. Damit die Besucher, nach dem vielen regen in letzter Zeit, trockenen Fußes über das Festgelände gehen können wurden 40 Tonnen an Spezialsteinen auf den Waldboden aufgebracht.

Feiern nach Pfingsten sind alte Traditionen


Frankfurt ist seit jeher eine Stadt in der Menschen aus allen Ländern und Kulturen zusammenkommen, dies beweist die Geschichte der Stadt seit der Frühzeit und ihre jahrhundertealten Aktivitäten. Blickt man in die neuere Zeit, so ist die Frankfurter Messe seit über 700 Jahren Bestandteil der Stadt, seit über 640 Jahren das Mainfest, dass auf die Fischerzünfte zurückführt und auch die pfingstlichen Traditionen fanden schon um das Jahr 1300 Erwähnung.

altDas „Venezia Labyrinth" lädt ein sich seinen Weg durch den Glaspalst zu bannen

Der eigentliche Ursprung des Wäldchestags ist bis heute nicht eindeutig belegt. Drei Varianten gibt es u.a. zur Historie. Möglicherweise ist der Anfang des dritten Pfingstfeiertages in dem Brauch zu sehen, dass nach Pfingsten das Vieh zum ersten Mal auf die Weide getrieben wurde. Aus Anlass des jährlichen Pfingstaustrieb des Viehs fand anschließend ein Waldpicknick statt, an dem auch die Knechte und Mägde teilnahmen, um sich an „Speis und Trank" zu laben. Frankfurter Straßennamen wie „Pfingstweide", die schon um 1300 Erwähnung fanden, zeugen noch heute von dieser alten pfingstlichen Tradition.

Der Wäldchestag könnte aber auch aus der Tradition des Holzsammelns am Pfingstdienstag hervorgegangen sein. Die Stadt Frankfurt erlaubte, nachdem sie von Kaiser Karl IV 1372 den Stadtwald erhielt, ihren Bürgern Holz im Stadtwald zu sammeln und so könnte ein Picknick nach dem Holzsammeln der Anfang zum Wäldchestag gewesen sein.

Oder es waren die jährlichen Festumzüge der Handwerker, die mit einem fröhlichen Stelldichein im Stadtwald verbunden waren. Feststeht, dass die Handwerker zu Pfingsten ihre großen festliche Umzüge veranstalteten, da in der Freien Reichsstadt Frankfurt das Verwaltungsjahr bis 1792 vom 1. Mai bis 30. April des Folgejahres gerechnet wurde. Mit dem neuen Verwaltungsjahr begann somit die Amtsperiode der Zunftoberen, was auch ein Grund für ausgedehntes Feiern und Fröhlichkeit war. Ein Schriftstück aus dem Jahr 1831 erwähnt, dass bereits im Jahr 1792 ein Wäldchestag stattfand.

altWäldchestag in Frankfurt, ein Ölgemälde von Heinrich Hasselhorst aus dem Jahre 1870. Es gehört zum Fundus des HMF. Foto: Archiv Ralph Delhees

Schon damals zogen die Bürger mit Kind und Kegel und die Begüterten mit ihren Dienstboten ins Wäldche. Sehr anschaulich beweist dies ein Frankfurter Wäldchestag-Ölgemälde von Heinrich Hasselhorst aus dem Jahre 1870, dass im vergangenen Jahr das Museum Angewandte Kunst in seiner Ausstellung „Picknick Zeit" zeigte. Das Ölgemälde widmet sich den Feiernden und ihren Speisen unter freiem Himmel in all seinen Facetten. Selbst im Kriegsjahr 1942 zogen die Frankfurter in ihr Wäldchen, obwohl es der Oberbürgermeister verboten hatte und nach dem Krieg wurde 1950 der Frankfurter „Nationalfeiertag" wieder begangen.

Auch Eingang in der Literatur gefunden


Der Erste Vorsitzender des Schaustellerverband Frankfurt/RheinMain e.V., Thomas Roie, betonte gestern bei einem Rundgang im Wäldche, dass der Wäldchestag „für Identifikation und Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt steht. Er ist ein signifikantes Brauchtum des städtischen Lebens und dies erleben wir immer wieder". Und dies spiegelt sich auch in der Literatur wieder, so beschäftige sich mit dem Wäldchestag, so u.a. Frankfurts großer Sohn, Johann Wolfgang Goethe in seinem Osterspaziergang. Ein Besuch Goethes ist 1814 belegt. In einem Reisebericht erwähnt 1828 Johanna Schopenhauer den Wäldchestag und Friedrich Stoltze schrieb 1853 ein Gedicht zu ihm.

altWie auf jedem Jahrmarkt zu finden, die Geisterbahn

Mit Bus, Bahn und Auto zum Wäldchestag


Damit sich die Festbesucher keine Gedanken um Parkplatz oder Führerschein machen müssen, sondern unbeschwert einen Schoppen zu sich nehmen können, wird das Nahverkehrsangebot von Bus und Bahn zum und vom Frankfurter Stadtwald - Haltestelle "Oberforsthaus" - deutlich erweitert. Hierzu gehören die Straßenbahnlinien 20, 21 und der - aufgrund von Gleisarbeiten - zum Oberforsthaus umgeleiteten Linie 12 sowie den Buslinien 61 und 80. Besuchern der Commerzbank-Arena können für die An- und Abreise die S-Bahnen S7, S8 und S9 sowie Regionalzüge zur Station „Stadion", die Straßenbahnlinien 20 und 21 zur Haltestelle „Stadion Straßenbahn" sowie die Buslinien 61 und 80 zur Haltestelle „Stadion Osttribüne" empfohlen werden.

Vom Südbahnhof ins Wäldche und zum Stadion (Haltestelle „Stadion/Osttribüne") und zurück bieten sich die Linien 61 und 80 an. An allen Tagen sorgen zusätzliche Gelenkbusse für mehr Platz und kurze Wartezeiten. Zum Wäldche verkehren zusätzliche Fahrten der Linie 61 zwischen Südbahnhof und Oberforsthaus.

altEin Erlebnis der besonderen Art: Erstmals ist die Achterbahn "Feuer und Eis" auf dem Wäldchestag. Fotos (7): Ralph Delhees

Die n7 bietet in den Nächten von Samstag auf Sonntag und Sonntag auf Montag zusätzliche Fahrten vom Fest in Richtung Innenstadt: Jeweils um 0.59, 1.19 und 1.29 Uhr starten die Fahrten vom Oberforsthaus zur Konstablerwache.

„Lieschen": Historischer Busverkehr ins Wäldche


Ein nostalgisches Erlebnis bieten wieder die historischen Busse, die im Auftrag von traffiQ durch Autobus Sippel und Omnibus-Historik Königstein: Sie verkehren von Pfingstsamstag bis Dienstag zwischen Südbahnhof und Oberforsthaus. Abfahrt ab Südbahnhof ist von 14.00 bis 23.00 Uhr alle 30 Minuten, ab Oberforsthaus jeweils 17 Minuten später.

Wer mit dem Auto kommt für den stehen Parkplätze am Gleisdreieck und Waldparkplatz - nur Sonntag und Dienstag kostenfrei - zur Verfügung.

Wo und Wann


Frankfurter Stadtwald, Am Oberforsthaus
19. bis 22. Mai 2018-05-18
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag: 12 bis 1 Uhr - Montag und Dienstag: 12 bis 24 Uhr

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