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Frankfurts Altstadt feierlich eröffnet

OB Feldmann: „...wir brauchen auch die Vergangenheit, um die Gegenwart zu beurteilen ..." - Drei Tage wird gefeiert mit Theater, Musik, Ochs am Spies, einer spektakulären Drohnenshow und vielem anderem mehr           von Karl-Heinz Stier und Ralph Delhees

28.09.18 || FRANFURT (28. September 2018) - „Wir geben der Stadt Herz und Seele zurück. Es ist ein Fest für Frankfurt und seine Einwohner und zugleich das Ereignis dieses Jahres", sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann, als er in Begleitung von Gästen in der Mitte des historischen Krönungsweges am Hühnermarkt ein Band durchschnitt und damit die neue Altstadt feierlich eröffnete. Der OB machte keinen Hehl daraus, dass er der Gestaltung des neuen Quartiers zwischen Dom und Römer anfangs mit Skepsis gegenüber stand, jetzt aber sei es ihm nach jahrelangen Planungen und Bautätigkeiten ans Herz gewachsen.

Ihr Wiederaufbau habe die Frankfurter wie kaum ein anderes Projekt bewegt, von Beginn an mit vielen Ideen aus der Bürgerschaft bereichert und mit großer Leidenschaft von allen Beteiligten verwirklicht. „Viele Jahrhunderte Frankfurter Stadtgeschichte werden in den Fassaden, der Architektur und den Siedlungsspuren sichtbar und viele neue Geschäfte, Cafés und Restaurants haben sich in dem neuen Viertel niedergelassen.

In der Altstadt, auch Ausgangspunkt der 800jährigen Messegeschichte, dokumentiere sich Toleranz, Internationalität und Weltoffenheit. „Das haben die Menschen in dieser Stadt über die lange Zeit hin begriffen und praktiziert. Wir finden Spuren, die uns die Historie der Stadt stets näher bringen. Hier lebten und leben Streiter für die Demokratie. Wir grenzen niemand aus", betonte OB Feldmann. Auch die Paulskirche, die er mit zu dem Quartier zählt und in der der Festakt zur Eröffnung der Altstadt stattfand, sei dafür ein gutes Beispiel. „In Frankfurt wird immer nach vorne geschaut, aber wir brauchen auch die Vergangenheit, um die Gegenwart zu beurteilen und dafür ist die neue Altstadt ein gutes Beispiel".

Nach einer Schweigeminute für die Opfer der beiden Weltkriege und die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg ergriff Prof. Christoph Mäckler, der Vorsitzender des Gestaltungsbeirates DomRömer, zu seinem Festvortrag das Wort. Er sprach von einem Entstehungsbedürfnis des öffentlichen Raums, in dem der Bürger gerne lebe. „In den modernen Städten fühle sich der Bewohner meist nicht wohl, es fehle das „kommunale Wohnzimmer", in dem man feiern könne. „Stellen Sie sich mal vor, die Frankfurter Eintracht hätte nach ihrem Pokalsieg nicht auf dem Römer sondern in Riedberg sich dem Publikum gestellt", sagte der Professor schmunzelnd. Die „Außenwände" bildeten den öffentlichen Raum mit ihren Fassaden, Straßen und anderen gestalterischen Formen, so wie es etwa jetzt die Fassadengestaltung des Krönungsweges sei. Was am Römergebäude zum Beispiel noch fehle, seien die Turmspitzen, wofür er sich stark mache. „Wenn man so will, residiert der OB noch in einer Kriegsruine".

Mit der neuen Altstadt sei ein historischer Stadtkern zurückgewonnen worden, wo man schon 962 Kaiser und Könige gekrönt habe. Es ist ein einmaliger Ort, der über die Grenzen der Stadt hinaus Bedeutung gewonnen hat". Die wiederaufgebauten Häuser entsprächen einer Typologie, die man zuvor graphisch festgehalten habe. Es habe auch zwei Architekten gegeben, die neue Häuser entworfen hätten, die sich aber nur schwer von den anderen unterschieden. Entscheidend sei aber die Verwendung der Materialien.
Von heute an bis 30. September wird der Wiederaufbau der Altstadt gefeiert. So gibt es Oper-und Theateraufführungen, Konzerte von Orchestern, Bands und Chören. Höhepunkt ist die Inszenierung mit 110 Drohnen.

„Sternenbilder - Eine Symphonie für die Altstadt"


Die sogenannten „Sternenbilder - eine Symphonie für die Frankfurter Altstadt", spielen morgen, 29. September, wobei heute bereits um 21.45 Uhr eine öffentliche Generalprobe stattfindet, 110 LED-Drohnen in einer Inszenierung die Hauptrolle. Das Spektakel wird zwischen Eisernem Steg und Untermainbrücke ablaufen. Bei der Drohnen-Choreographie verschmelzen um 21.45 Uhr direkt über dem Main Lichtsiele, eigens komponierte Musik und Sprachpassagen zu einer Hommage am nächtlichen Himmel von Frankfurt. Die Flug-Formationen der Drohnen werden begleitet durch skulpturale Effekte verschiedenfarbiger Scheinwerfer, die Figuren in den Himmel malen.

Die akustische Untermalung der Inszenierung nimmt den Dialoggedanken musikalisch auf: Sebastian Hohberg und Jan Mayerhofer von hoerfeld kreierten eigens für den Anlass, der einmalig in Deutschland ist, eine Fusion aus Klassik und Elektronik. Teile der Komposition interpretieren den prägnanten Barock-Komponisten Philipp Telemann neu. Auch Telemann lebte zeitweise in der Frankfurter Altstadt. Es werden auch Zitate ins Firmament geschrieben. Sie stammen aus der Feder des ehemaligen Altstadt-Bewohners, Johann Wolfgang von Goethe.

Die Show in Frankfurt - etwa 20 Minuten lang - steht weltweit im Kontext innovativer Luftraum-Veranstaltungen, das von einem internationalen Team realisiert wird. Das Gestaltungskonzept stammt vom Frankfurter Kreativstudio Atelier Markgraph (Geschäftsführer Stefan Weil) in Zusammenarbeit mit Lichtdesignern. Die besondere Herausforderung der Choreographie: die Sternenbilder, die sich durch die Flugpositionen der Drohnen ergeben, sollen aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven erkennbar sein. Im erzählerischen Zentrum der „Sternenbilder" stehen neben herausragenden Persönlichkeiten und Figuren der Stadt auch prägende Ereignisse und Landschaftsbilder. So wird auch ein Portrait Goethes aus 100 Drohnen gezeichnet, ebenso der Struwwelpeter und die Kaiserkrone. Auch ein Spiel mit Rauten, wie sie die Äppelwoi-Gläser auszeichnen, ist dabei.

Die inhaltliche Gestaltung seiner Show leitet Stefan Weil von der Vielfalt und den Kontrasten Frankfurts ab. „In der neuen Altstadt sind überall Spuren dieser kontrastreichen Identität zu finden. Wir nutzen die neueste Generation der Technik für ein Spektakulum, die dieser weltoffenen Haltung der Mainmetropole in poetischen Bildern die Ehre erweist".

Das „stete Zwiegespräch zwischen Vergangenem und Künftigen" hebt auch Oberbürgermeister Peter Feldmann hervor." Das manifestiere sich auch in der Architektur der Stadt - nur hier ragen hinter Fachwerkfassaden Wolkenkratzer hervor". Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus + Congress GmbH und verantwortlich für das Einweihungsfest meint: „Das Mainufer, der angrenzende Römerberg und der Dom gelten als zentrale Orte des Frankfurter Lebens - damals wie heute. Hier wurden Könige gewählt, Waren gehandelt und Feste ausgerichtet. Mit der Eröffnung des neuen Quartiers soll wieder mehr Leben in die Mitte der Stadt einziehen." Nach seiner Einschätzung wird das Spektakel zwischen 300.000 und 400.000 Euro kosten. Auch die Mainova, die Lufthansa und die Verkehrsbetriebe Frankfurt beteiligen sich finanziell an der Show.

Es gibt noch eine Unsicherheit, die die Veranstaltung zum Scheitern bringen könnte: Planbar ist nicht das Wetter. Wenn es stürmt oder regnet, müssen die Drohnen am Boden bleiben. Doch auch für den Fall aller Fälle: Dann wird kurzfristig ein Ersatztermin bekannt gegeben - so Feda.

Ein facettenreiches Fest


In knapp vier Wochen feiert Frankfurt die offizielle Eröffnung seiner neuen Altstadt. „Wir stehen vor einem unserer Jahreshöhepunkte", sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann, als er mit Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus und Congress GmbH und Veranstalter kürzlich das das Programm zum Altstadtfest, dass an diesem Wochenende gefeiert wird, erläuterte. Gefeiert wird heute bis 23 Uhr, am Samstag von 11 bis 23 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Dabei wird das Altstadtfest wird nicht allein auf dem neu entstandenem Areal gefeiert, es zieht sich über den Römerberg; wo eine der beiden Bühnen aufgebaut ist, bis hinunter zum Mainufer, wo eine weitere Bühne und eine Infomeile Platz finden.

Auf einer Bühne am Römerberg inszeniert die Dramatische Bühne „Die Leiden des jungen Werther" und „Faust", am heutigen Eröffnungsabend gibt die Oper Frankfurt mit „Opernhighlights unterm Sternenhimmel" ein Gastspiel, bei dem 200 Personen mitwirken. Sängerinnen des Ensembles präsentieren zusammen mit dem Opern- und Museumsorchester Melodien aus dem Programm der neuen Spielzeit: Ausschnitte aus weltberühmten Opern und Operetten, von Mozarts „Le nozze di Figaro" über Bizets „Carmen" bis zur „Lustigen Witwe" und „West Side Story".

Am Samstagabend tritt auch Laith Al-Deen mit der hr-Bigband auf, am Sonntag das Roma und Sinti Orchester sowie der Cäcilienchor mit Orffs „Carmina Burana" (120 Mitwirkende). Auch die Musikschule Frankfurt und das Swingorchester beteiligen sich an dem Programm auf dem Römerberg. Die Bühne am Mainufer gehört während des Altstadtfestes u.a. Soulouge, Andreas Kümmert, den Rodgau Monotones und Yvonne Mwale.

Auch die Museen sind am Festwochenende dabei. Das Archäologische Museum führt durch die Kaiserpfalz Franconofurd, das Architektenmuseum zeigt seine neue Ausstellung „Die immer neue Altstadt- Bauten zwischen Dom und Römer seit 1900". Die beiden großen Konfessionen veranstalteten am Sonntagnachmittag eine Ökumenische Andacht zur Altstadteröffnung auf der Römerbergbühne.

Festbesucher finden auch rund um die Altstadt Programmpunkte in Galerien, kirchlichen Orten, privaten Geschäften und der Gastronomie , dabei fehlt auch nicht wie einst bei dem Kaiserkrönungen der „Ochs am Spies". „Viele hundert Hände und Köpfe in unserer Stadt machen mit. Das ist typisch Frankfurt!", sagt der OB stolz.

Mit Bus und Bahn ist man nach Auffassung von Thomas Feda auf dem besten Weg zu den Feierlichkeiten „Wir haben mit dem RMV ein 3 für 1 Ticket vereinbart, d.h. wer am Freitag eine Tageskarte kauft, kann damit bis Sonntag fahren. Das gilt auch für die Historischen Straßenbahnen, die am Samstag und Sonntag zwischen Westbahnhof und Zoo durch die Stadt pendeln.

Weitere Infos rund um das Festwochenende unter www.altstadtfest-frankfurt.de

Zur Erinnerung: Es war ein steiniger Weg


Die Frankfurter Altstadt, die vor dem Krieg als das größte zusammenhängende Fachwerkviertel in Deutschland bezeichnet wurde, wurde bei den großen Bombenangriffen der Alliierten im Jahre 1944 fast vollständig zerstört. Besonders das Areal zwischen Dom und Römer glich einer Mondlandschaft. Schon früh wurde der Römer und die Paulskirche aufgebaut und in den 50er Jahren wurden auch die ersten neuen Häuser auf dem Römerberg errichtet, die dann in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch die ersten Nachbauten der Fachwerkhäuser gegenüber des Römers entstanden. Bereits 1974 wurde das Technische Rathaus errichtet, dass nun für die neue/alte Altstadt weichen musste. Vor sechseinhalb Jahren wurde der Grundstein für das 200-Millionen-Euro-Projekt zwischen Dom und Römer gelegt. Auf einer Fläche von rund sieben Hektar wurden 35 Häuser zum Teil originalgetreu wiederaufgebaut. Die neue Altstadt kann sich sehen lassen und wenn sie in ein paar Jahren Patina angesetzt hat wird sie noch liebevoller werden.

Vorschau:Zeitzeugengespräch mit Dr. Ernst Gerhardt

Anlässlich der feierliche Eröffnung am heutigen Tag in der Paulskirche war geplant, dass OB Feldmann ein Zeitzeugengespräch mit Dr. Ernst Gerhardt führt, in dem der Frankfurter „Bub" (Gerhardt), über die vielen erlebten Bewegungen in der Mainmetropole erzählen wollte. Aus gesundheitlichen Gründen nahm Ernst Gerhardt nicht an den Feierlichkeiten teil. Dafür veröffentlichte die Stadt Frankfurt am Main - Hauptamt und Stadtmarketing - zu dem ausgefallenen Gesprächsthema einen Beitrag von Anja Prechel.

Unter dem Titel „Ein Gang durch die neue Altstadt macht ihn überglücklich" plaudert in einem Gespräch mit Anja Prechel Frankfurts Stadtältester Dr. Ernst Gerhardt über seine Erinnerung an die alte und seine Gefühle für die neue Altstadt. Das Gespräch wird das RMTOM morgen veröffentlichen.

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