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Hanau - Vorbild für eine lebensnahe Innenstadt

Auszeichnung und Fördergelder für Deutschlands kleinste Großstadt - Stadtentwicklungsprogramm „Hanau aufLaden"           von Karl-Heinz Stier

30.10.21 || HANAU (30. Oktober 2021) - Seit Jahrhunderten verändern sich Stäte und Innenstädte in ihrem Aussehen, ihrer Funktion und die Menschen, die dort zusammenkommen. Mittlerweile haben die Veränderungen rasant zugenommen - durch den Boom des On-Line-Handels, durch Immobilienspekulationen, durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Der stationäre Handel verliert an Bedeutung, auch große Marken ziehen sich zurück. Die Folge: mehr leere Läden, die vorhandenen Liegenschaften werden qualitativ schlechter. Die Verantwortlichen stehen vor einer Herkulesaufgabe.

Ein Musterbeispiel, wie dem begegnet werden kann, ist Hanau mit seinem Stadtentwicklungsprogramm „Hanau aufLaden" im Sommer 2020 gestartet. Es unterstützt Handel und Gastronomie, fördert neue kreative Geschäfts-Modelle und besondere Läden. „Ursache für die Leerstände in den Toplagen sind für den Inhaber das Fehlen von Nachfolgern, wacklige Immobilien, deren Besitzer sich danach orientieren, was sie an Geld investieren auch wieder zurückkommt, viele Filialisten in Schieflage", erläuterte Oberbürgermeister Claus Kaminsky und berichtet von einer einstimmig beschlossenen Vorkaufsrecht-Satzung, der Kernsäule des Hanauer Programms. Die Stadt werbe für faire Mietkonditionen, die spannende Geschäftsideen ermöglichen und die Innenstadt auf Dauer bereichern. Sie fördere zudem neue Konzepte mit Mietzuschüssen, vermittelte Flächen und bringe in einer „neuen Dialogbereitschaft" Immobilienbesitzer mit Nutzenden zusammen. „Wir kommen allein mit den Gesetzen des Marktes in den Innenstädten nicht weiter".

Es fing mit Lifestyle für Hunde an


Erstes Projekt war im September 2020 ein Laden „Von & Zu - Lifestyle für Hunde", eine Handelsnische. Im März 2021 hat ein neuer Betreiber mit Vollkonzept Einzug gehalten: Verschiedene Hanauer Schmuckkünstlerinnen und Schmuckkünstler sowie Designerinnen und Designer haben sich zusammengeschlossen, um ihre Arbeiten - Schmuck, Gemälde, Fotografien, Accessoires und Möbel - auszustellen und Kreativworkshops anzubieten. Die Nachfrage ist groß, die Betreiber profitieren von stark umsatzbezogenen Mieten und kurzen Laufzeiten.

Neue, innovative Geschäftskonzepte#


Auch die Gastronomie wandelte den Fronhof in der Altstadt zur einer Kulturwirtschaft mit modularem Außengelände. Im August 2021 wurde hier „das Quartier" eröffnet. Auf dem bisher als Parkplatz genutzten Hof entstand ein Experimentierfeld mit modernen Stadtmöbeln und Innenstadt-Begrünung. Am Marktplatz das Weinlokal „Place de Provence", für deren Betreiberin die Hanauer Marketing GmbH eine Rundum-Betreuung bot, das Kulturforum mit verdoppelter Stadtbücherei auf dem früheren Parkplatz, der nunmehr zu einem offenen Einkaufszentrum geworden ist, der KunstKaufLADEN Tacheles und die Gaststätte Dona Eva, ein peruanischer Betreiber gefördert als Newcomer- Starthilfe, mit der die Stadt neue , innovative Geschäftskonzepte mit bis zu 10.000 Euro unterstützt. Bislang wurden sechs Anträge genehmigt, darunter neben ihm auch ein Lederwarengeschäft und ein Feinkostladen.

Zur weiteren Belebung der Innenstadt eröffnete die Stadt Mitte September Flächen zum Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen auf 500 Quadratmeter Fläche. Die Bahnen sind aus klimaneutralem Glicerink-Kunststoff und auch bei sommerlichen Temperaturen zu nutzen.

Ausgezeichnet und gefördert wurde das Hanauer Programm von der Initiative „Stadtimpulse", einem Bündnis, dem u.a. der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte-und Gemeindebund, der Handelsverband Deutschland, die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland angehören, „ als eines der besten Beispiele zur Innenstadtentwicklung Deutschlands". Im September 2021 erhielt Hanau mit 250.000 Euro den maximalen Förderbeitrag aus dem Programm „Zukunft Hanau" des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Im gleichen Monat wurde Hanau als eine von bundesweit nur 15 Städten in das Projekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung" des Bundeswirtschaftsministeriums als Modellkommune aufgenommen. An die Teilnahme ist eine Förderung von 293.654 Euro gekoppelt. Gemeinsam mit dem beauftragten Institut für Handelsforschung Köln soll ein proaktives Ansiedlungsmanagement geschaffen werden.

Gesellschaftliche Debatte führen, wie die Innenstadt fortgesetzt erlebt werden soll


„Das, was wir bisher geplant haben in Transparenz und Konsens mit den Beteiligten, wird fortgesetzt. Wir haben ein Fundament für einen großen Stadtumbau nach dem Krieg gelegt und dafür 15 Millionen Euro finanziert", betonte OB Kaminsky und fuhr fort: „ Wir brauchen auch eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir die Innenstadt fortgesetzt erleben wollen. Dazu gehört auch ein Wohlfühlcharakter für die Bevölkerung und der aktiv Beteiligten zu erzeugen. Dazu brauchen wir auch das Geld von außen, umso wichtig ist es dabei auf gute Resonanz mit unseren Ideen und Aktionen bei überörtlichen Geldgebern zu stoßen".

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