05.09.23 || OBERZENT-OLFEN (05.
September 2023) - Spannende und gruselige Geschichten, Erzählungen in Verbindung mit historischem Hintergrund sind im Odenwald heute noch vielfach in Erinnerung der Menschen. Hierzu zählt neben den
Sagen vom Rodensteiner und vom Tod des Siegfrieds auch kleine, wenig bekannte Geschichten rund um Bildstöcke und Hexenbuchen. Der Theatermacher Daniel Zucht war auf Einladung des Dorftreff Olfen, den
der frühere Landrat Horst Schnur vor Jahren ins Leben gerufen hat, beim jüngsten Treff in das Gasthaus „Zum Spälterwald" gekommen, um so mancher Odenwälder Sage und Legende zum Besten zu geben.
Danny Zucht in traditioneller
Odenwäldertracht faszinierte die Besucher im Dorftreff Olfen mit seinen Geschichten aus alten Odenwälder-Tagen.
Seit jeher ist der Odenwald ein von Märchen und Sagen durchwobenes Gebiet. Durch seine waldreiche Landschaft galt er früher sogar als unwegsam und unzugänglich und wurde oft als geheimnisvoll und unheimlich beschrieben, bevor man die Lieblichkeit des Landschaftsraumes entdeckte. In diesem Lebensraum gab es ungezählte Geschichten über Sagengestalten, geheimnisumwitterten Rittern auf ihren Burgen, viele Gruselgeschichten mit Hexen, Zauberern und heilkräuterkundigen Brauchern, die die Menschen angezogen haben und deren Treiben über Generationen in Familien und Spinnstuben weitererzählt wurden.
In diesem Sinne gelang es dem Theatermacher Danny Zucht vom Odenwälder Sommertheater, seine Zuhörer durch staunenswerte Erzählungen magisch anzuziehen und ihre Fantasien anzuregen. Er führte sie mit seinen Legenden nach Güttersbach zu dem im Dreißigjährigen Krieg bekannten Wunderheiler Wilhelm Lautenschläger, dem damals wegen seiner unerklärlichen Heilungen der Gerichtsprozess als Zauberer und Hexer gemacht worden war.
Dorftredd Olfen Gründer und Vorsitzender
Landrat a.D. Hoerst Schnur mit Danny Zucht. Fotos (2): H. Schnur
Aufgegriffen wurde auch die Sage von Einhard und Emma, der Tochter Karls des Großen, die beide wegen ihrer nicht standesgemäßen Verbindung in den Dreieichwald verbannt worden waren, wo dieser seine Tochter wieder fand und den Ort „selig" nannte, woraus sich der Name Seligenstadt ableitet.
Nicht fehlen durfte der Rodensteiner, auch Schnellertsherr genannt, der durch seine geräuschvollen Umzüge durch die Luft einst Anlass gab, darüber die Reichelsheimer-Protokolle zu erstellen, die wiederum Grundlagen für die deutsche Literaturgeschichte wurden.
Angeregt durch die Erzählungen über die Heilkräfte durch Kräuter und Segenssprüche leistete der Landarzt Dr. Raimund Keysser aus Beerfelden spontan unterhaltsame Beiträge, die zum Lachen ermunterten. Als jüngster Teilnehmer ließ sich Max Daum aus Brombachtal zur Freude der Gäste ungehemmt in das Programm einbauen.
Die Aufforderung zu Zugaben mündete in die Ermunterung im kommenden Jahr eine weitere Lesung mit Danny Zucht ins Programm des Dorftreffs aufzunehmen. Veranstalter Horst Schnur wies auf die kommenden Veranstaltungen, jeweils am letzten Dienstag im Monat, im September mit Manfred Giebenhain und seinen Informationen über barrierefreie Wanderwege sowie im Oktober mit Bernhard Röck und die Mammut-Funde an der Kante des sibirischen Eismeeres und deren Bedeutung für die Odenwälder Elfenbeinschnitzerei.