14.12.17 || FRANKFURT/WIESBADEN/MÜNCHEN (14. Dezember 2017) - Beim Autofahren mit dem Handy telefonieren, schnell eine Nachricht tippen, E-Mails lesen oder beim Lenken, Bremsen, Schalten noch das Navi
programmieren und Musiksender suchen: Ablenkung durch Smartphone und die „Infotainmentsysteme" im Auto zählt inzwischen zu einer zentralen Unfallursache. Verkehrsexperten gehen in Schätzungen davon
aus, dass etwa 20 Prozent aller Unfälle durch Ablenkung verursacht oder mitverursacht werden - Tendenz steigend.
Einen
Zwischenbericht zur Verkehrsunfallstatistik von Januar bis September gab jetzt das Statistische Bundesamt (Destatis) ab, wonach wie bereits 2016 auch in diesem Jahr fast 9 Menschen pro Tag ihr Leben
auf Deutschlands Straßen verloren. Das Statistische Bundesamt schätzt die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2017 auf rund 3.170 (2016: 3.206), dies sind minus 1 Prozent, was immer noch 3.170 zu viele
sind. Dennoch gibt es auch eine erfreuliche Nachricht: Diese Anzahl ist so gering wie nie. Im Vergleich zum Jahr 2015 gab es ca. 300 Verkehrstote weniger und rückblickend auf das Jahr 1970, als rund
21.332 Menschen - das Jahr der schwärzesten Bilanz seit Erhebung der Verkehrsunfallstatistik im Jahre 1953 - ihr Leben im Straßenverkehr lassen mussten, geht der Trend definitiv in die richtige
Richtung.
Auch die Zahl der Verletzten ist dieses Jahr um 2% gesunken, was man als positive Bilanz werten kann. Einziger Wermutstropfen ist der erneute Anstieg bei den Verkehrsunfällen. 2015 ereigneten sich in Deutschland rund 2,5 Millionen Unfälle, 2017 waren es 2,6 Millionen. Gründe dafür gibt es viele, doch hauptverantwortlich ist die Ablenkung am Steuer, die mittlerweile Unfallursache Nr. 1 auf unseren Straßen ist. Im häufigsten Fall ist es wohl das Smartphone, das Autofahrer im Verkehr ablenkt. Blickt man in vorbeifahrende Autos, sieht man Fahrer telefonieren, Nachrichten lesen oder Fotos schießen. Das Smartphone ist zum ständigen Alltagsbegleiter geworden und keiner möchte auf seine dauerhafte Erreichbarkeit mehr verzichten. Zwar wissen die Meisten, welche Gefahren die Smartphone-Nutzung am Steuer birgt, tun es aber trotzdem und gefährden damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. „Es ist, wenn man so salopp sagen will, wirklich mittlerweile eine Seuche geworden", sagt in einem Interviewe Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland.
Der Automobilclubs Mobil in
Deutschland hat unter vielen Tausend Autofahrern einmal online nachgefragt: „Hand aufs Herz: Nutzt du denn dein Smartphone am Steuer?" 80 Prozent der befragten Autofahrer gaben zu: Ja, sie nutzen ihr
Smartphone am Steuer und 90 Prozent wissen, dass dies gefährliche Situationen seien, in die sie sich da selber hineinmanövrieren.
Nachgefragt wurden die Einzelnen zudem: „Wofür nutzt du denn dein Smartphone am Steuer?" Fast 20 Prozent sagten, sie nutzen ihr Smartphone für WhatsApp, 10 Prozent ungefähr fürs Telefonieren, nochmals so viele für Navigation und weitere 10 Prozent für Entertainment. Dr. Michael Haberland bezeichnet die Ergebnisse als eine sehr erschreckende Bilanz und Summe insgesamt.
Da es der
Automobilclub nicht bei einer reinen Online-Befragung bewenden lassen wollte, wurden auch in den Städten, auf der Landstraße und auf der Autobahn Zählungen und Beobachtungen bei insgesamt 36.000
Autofahrern vorgenommen. Registriert wurde, dass am meisten das Smartphone an der roten Ampel genutzt wird und, 12,9 Prozent der Autofahrer äußerten „weil es ein bisschen langweilig" sei. Aber auch
auf der Autobahn, oder vor allem auf der Landstraße mit Gegenverkehr, nutzen dauerhaft insgesamt 4 Prozent jeweils ihr Smartphone während der Fahrt am Steuer. Die Bilanz zeigt, dass dies eine ganz
gefährliche Situation ist.
Die 18 bis 24-Jährigen stechen bei der aktuellen Ablenkungsstudie des Allianz Zentrums für Technik aus dem Jahr 2016 heraus. Die meisten Unfälle, die auf Ablenkung zurückzuführen sind, wurden demnach
von dieser Altersgruppe verursacht. Und obwohl der Gesetzgeber für das Telefonieren während der Fahrt ohne Freisprechanlage 60 Euro Bußgeld plus einen Punkt in Flensburg verhängt hat, kommt die
Studie zu dem Schluss, dass nach wie vor 46 Prozent der Fahrer ihr Handy beim Autofahren benutzen. Verkehrssachverständige fordern deshalb seit Jahren, Ablenkung als Unfallursache in die
Unfallstatistik des Statistischen Bundesamtes aufzunehmen.
Aufklärung bleibt Daueraufgabe - nicht zuletzt, damit Gesetze auch „ankommen". Wie zum Beispiel die Info, dass Fahranfänger, die mit Handy am Steuer erwischt werden, zu einem Aufbauseminar und einer bis zu zwei Jahre verlängerten Probezeit verurteilt werden können.
Seit 17 Jahren läuft „Check wer fährt" und ist gewissermaßen zum präventiven Dauerbrenner in Frankfurt geworden. Nicht von ungefähr: Vor allem Alkohol am Steuer ist neben Drogen- und
Medikamenteneinfluss seit jeher ein zentrales Thema der Präventionskampagne für junge Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Bei den diesjährigen Aktionstagen „Check wer fährt", die das
Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main im Juni anbot, machten sieben Frankfurter Schulen mit.
„Wir müssen Jugendliche gut informieren, damit sie möglichst früh Verantwortungsbewusstsein und Risikokompetenz entwickeln. Das ist der beste Schutz", sagte damals Stadtrat Stefan Majer. Die enge Kooperation mit Schulen ist ihm deshalb wichtig: „Hier erreichen wir alle Jugendlichen und können sie zielgerichtet und altersgemäß ansprechen."
Die drei
Bilder zeigen was nicht zum Autofahren gehört: Das Handy. Fotos (3: Automobilclub Mobil in Deutschland
Die Zahl der Unfälle mit Verletzten, die auf Alkohol-Einfluss zurückzuführen sind, sind aufgrund der vielfältigen Präventionsangebote in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gesunken - und sinkt weiterhin.
Die Aufklärungsarbeit von „Check wer fährt" beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Schul-Projektwochen einmal im Jahr. Die begleitende Broschüre zur Kampagne ist inzwischen in elfter Auflage erschienen. Speziell für Schüler wurde 2015 zudem ein Flyer entwickelt, der entsprechend dem veränderten Leseverhalten von Jugendlichen alles Wichtige kurz und knackig zusammenfasst. Über die Aktionen, Broschüren und Flyer wurden inzwischen mehr als 350.000 junge Menschen erreicht.
Um Autofahrer zum Umdenken in ihren Köpfen zu bewegen und die Zahl der Verkehrsunfälle, verursacht durch Ablenkung am Steuer, zu sinken, hat der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. gemeinsam mit
TÜV SÜD die Verkehrssicherheitskampagne „BE SMART! Hände ans Steuer - Augen auf die Straße!" ins Leben gerufen. Sie soll Menschen für die Gefahren der Smartphone-Nutzung während des Autofahrens
sensibilisieren und ihnen ins Gedächtnis rufen, dass keine Nachricht und kein Telefonat so wichtig ist wie das eigene Leben.
In Bezug auf Alkohol am Steuer hat Aufklärungsarbeit in den letzten Jahren viel gebracht, um Verkehrsunfälle deutlich zu reduzieren. Das Ziel von „BE SMART!" ist es, auch die Unfälle zukünftig zu vermeiden, die der Ablenkung am Steuer geschuldet sind. „Das Smartphone hat in der Hand eines Autofahrers nichts zu suchen.", so der Appell von Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V.
Broschüre und Flyer sind kostenlos im Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main zu haben. E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. . Auf der Webseite http://www.checkwerfaehrt.de finden Jugendliche, junge Erwachsene und Multiplikatoren außerdem - ständig aktualisiert - alle wichtigen Informationen und Serviceangebote
zu den Themen Alkohol, illegale Drogen und Ablenkung im Straßenverkehr. Auf der Seite surfen und lesen ist rund um die Uhr möglich - nur nicht am Steuer.