06.09.19 || SCHWALBACH am TAUNUS (05.
September 2019)- Schwalbach begeht in diesem Jahr sein 40 jähriges Bestehen der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Avrillé und so stand bereits der Neujahrsempfang unter dem Thema
„Städtepartnerschaften: Erfolgskonzept oder Auslaufmodell", Referentin war die Mainzer Historikerin Dr. Tanja Herrmann. Große Feierlichkeiten zum Städtepartnerschafts-Geburtstag stehen vom 6. bis 8.
September an. Aus Avrillé werden über 40 Bürgerinnen und Bürger erwartet und aus deren englischer Partnerstadt Fen Edge Villages kommt eine kleine Delegation. Aus den weiteren Schwalbacher
Partnerstädten Yarm in England und Olkusz in Polen , werden ebenso Abordnungen erwartet. Wie das Schwalbacher „Erfolgsmodell Städtepartnerschaft" seinen Anfang nahm schildert nachstehend der
Journalist Ralph Delhees, der von Anfang an dabei war.
Auch nach 40 Jahren Städtepartnerschaft zwischen Schwalbach am Taunus und der französischen Stadt Avrillé im Département Maine-et-Loire in der Region Pays de la Loire ist die Partnerschaft zwischen den beiden Kommunen so lebendig wie am ersten Tag. Dazu tragen die alljährlichen wechselnden gegenseitigen Besuche von Bürgerfahrten, die vielen Kontakte zwischen den Familien in beiden Städten und seit einigen Jahren die Jugendbegegnungen in den Sommerferien bei. Von Anfang an stand der Gedanke die Verschwisterung durch bürgerschaftliches Engagement zu fördern und wie es in einem Referat 1982 der damalige Gründer und Vorsitzende des Arbeitskreises Städtepartnerschaft „... als einen kleinen vollziehbaren Schritt auf dem Weg zu einem vereinigten Europa" (AK) Ralph Delhees hervorhob:. Dies ist gelungen. Doch wie kam es dazu? Grundlegend waren die ersten Jahre zwischen 1977 mit den ersten Begegnungen auf politischer Ebene bis Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Die Suche nach einer Städtepartnerschaft war bereits Anfang der 70er des vergangenen Jahrhunderts mit einem Beschluss in den Gremien Schwalbachs unter Bürgermeister Hugo Lietzow gefasst worden. Erste
Kontakte wurden 1973 mit der österreichischen Stadt Rum aufgenommen und zu dieser Zeit war bei der Suche auch der Rat der Gemeinden Europas behilflich. Angebote gab es u.a. aus Dänemark, auch
Finnland war kurz im Gespräch eines Ausschusses, und nach Holland reiste sogar eine städtische Delegation. Doch dann kam der April des Jahres 1976.
Vermittelt durch den Rat der Gemeinden Europas, kam Avrillé als Partner ins Gespräch. Auf Einladung des Schwalbacher Magistrates kam im Frühjahr 1977 eine Delegation aus Avrillé unter dem damaligen Bürgermeisters Yves Besnier, Mitgliedern des Stadtrates, der Parteien und André Bremon, der Präsident des Comité de Jumelage in Avrillé. In Schwalbach wurden die städtischen Einrichtungen, Schulen und Vereinseinrichtungen besucht. Der Abschluss fand bei sehr freundlicher Atmosphäre auf dem Fuchstanz statt. Der Gegenbesuch ließ nicht lange auf sich warten, und vom 9. bis 11.September 1977 reisten eine Magistratsdelegation und Mitglieder der Parteien unter Bürgermeister Roland Petri nach Avrillé. Die Stadtverordnetenversammlung von Schwalbach beschloss am 19. Januar 1978 die Kontakte mit Avrillé weiterzuführen mit dem Ziel einer Verschwisterung der beiden Städte.
Im Frühjahr 1978 kam die Einladung aus Avrillé, dass Schwalbach willkommen sei und die Städtepartnerschaftsfeier für das Wochenende 10. und 11. Juni 1978 vorgeschlagen werde. Der erste Kontakt zwischen Bürgern beider Städte kam Ostern 1978 zustande, als der Schwalbacher Fotoclub e.V. nach Avrillé reiste, und eine Fotodokumentation erstellte. Ihm folgte noch eine Fahrt der Pfadfinder in die künftige Partnerstadt.
Am 11. Mai 1978 stimmte die Stadtverordnetenversammlung von Schwalbach der Städtepartnerschaft zu. In Avrillé wurde sie am 11. Juni, dem Tag der Verschwisterung, kurz vor der Besieglung durch die
Unterschriften von Bürgermeister Roland Petry (Schwalbach) und Guy Pasquier (Avrillé) auf den Rathausstufen vor rund 800 Gästen beschlossen.
Denkwürdig ist der Tag als 32 Schwalbacher - Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, Vertreter der Stadtverwaltung, der Kulturkreis GmbH, der Vereine, Kirchen und Schulen - sich am 10. Juni 1978 auf die 930 Kilometerlange Strecken nach Avrillé begaben, um an der Verschwisterungsfeier am 11. Und 12. Juni , die in ein internationales Folklorefest eingebunden war, teilzunehmen. Es war ein Fest der Superlative, der Freundschaft, des Verstehens und der Liebenswürdigkeit und dies bei herrlichem Sommerwetter. Noch Wochenlang wurde in Schwalbach von der Festivität gesprochen. Drei Monate später am 9. und 10. September wurde die Verschwisterung mit einer Delegation aus Avrillé in Schwalbach gefeiert, bei der die Zweitschrift der Städtepartnerschaftsurkunde von den beiden Bürgermeistern unterschrieben wurde. Auch in Schwalbach fand ein unvergessenes Verschwisterungsfest statt, das dem in Avrillé in keinster Weise nachstand.
Nach den Verschwisterungsfeierlichkeiten wurde Anfang Oktober die damalige „Kleine Limesspange" in „Avrillé-Straße" umbenannt. In Zusammenarbeit zwischen Ralph Delhees und der Kulturkreis GmbH wurde im Oktober eine „Französische Woche" durchgeführt an der zahlreiche Schwalbacher Geschäfte teilnahmen. Neben einer Ausstellung über die deutsch-französische Freundschaft gab es unter anderem eine Modenschau und eine große musikalische Weinprobe.
Im selben Monat noch lud die Stadt die Bürger zu einem Informationsabend ein, und im November hatte der Vorsitzende des Ausschusses für Erwachsenenbildung und Ausstellungen in der Kulturkreis GmbH
ein Gespräch mit Geschäftsführer der Kulturkreis Gerhard Abt. Diesem schlug er vor, einen Arbeitskreis Städtepartnerschaft zu schaffen. Ein erstes Gründungstreffen mit 13 Interessenten aus Vereinen,
Politik und Bürgerschaft fand am 5. Dezember 1978 statt. Mit dem Aufruf zur Mitarbeit wurde der eigentliche Gründungstag für den 23. Januar 1979 festgelegt. Intension des Gründers des AK war es, ein
breites Spektrum der Interessen im AK Städtepartnerschaft zu schaffen, um die Partnerschaft auf eine breite Basis zu stellen.
Bereits durch die ersten Begegnungen entstanden viele Freundschaften zwischen den Bürgern beider Seiten, die im Laufe der Jahre durch wechselseitige Besuche bei den von dem AK und dem Comité de Jumelage organisierten Busreisen stattfanden und auch durch Privatreisen in die jeweilige Partnerstadt. Der AK Städtepartnerschaft kam mehrmals mit dem Comité de Jumelage in Avrillé zusammen und umgekehrt um Vorausplanungen festzulegen.
Anfangs reisten auf beiden Seiten viele Vereine in die Partnerstädte, so unter anderem von Schwalbach aus die Fußballvereine, der Radfahrverein, der CC Pinguine, der Gesangverein, Handballer der
Turngemeinde, die DLRG und die Kleingärtner. 1980 kam eine radsportbegeisterte Bürgergruppe nach Schwalbach als die Tour de France in Frankfurt startete und über Schwalbach verlief. Ein Jahr später
traf man sich wieder in der Stadt am Taunus und nahm am Festzug zur 1200 Jahrfeier der Ersterwähnung von Schwalbach teil. Damals kam man nicht nur mit dem Omnibus sondern auch mit Campingwagen und es
wurde extra ein Campingplatz am Parkplatz des Fußballstadions eingerichtet. Eine Grundschulklasse von Pierette Pasquier, der Frau des ehemaligen Bürgermeister Pasquier (bis 1983), kam nach Schwalbach
zur Geschwister Scholl Schule. Ein
internationales Radrennen organisierte der Radfahrverein Gemütlichkeit zu dem der Veloclub aus Avrillé anreiste. Große Aufmerksamkeit fanden der „Chorale l'Evre chantante" aus dem Anjou der Gast des
katholischen Kirchenchores von St. Pankratius (1982) war und auch die Folkloregruppe „Brise de Anjou", die schon bei der Städtepartnerschaftsfeier 1978 in Avrillé begeisterte.
Die größte Reisegruppe die jemals nach Avrillé fuhr, fand vom 23. bis 26. September 1983 zum 5-jährigen Bestehen statt. Zwei Busse mit 121 Schwalbachern reisten damals mit. Eine Linde der Freundschaft wurde zu dem Anlass vom Kleingartenverein vor dem Kulturzentrum gepflanzt und der Rathausvorplatz von Avrillé wurde als „Esplanade de Schwalbach" benannt. Nicht vergessen werden darf, dass der „Club feminin" aus Avrillé 1982 Gast des Hausfrauenbundes waren, das vom 25. bis 29. Juni 1981 eine Hochzeitsralley nach Avrillé stattfand als Peter Lorenz Odile Villain heiratete und im Rathaus von Schwalbach Frédérique aus Avrillé im Juli/August 1984 als Auslandspraktikantin arbeitete.
Dies war ein Querschnitt der ersten Jahre der Städtepartnerschaft zwischen Schwalbach und Avrillé. Mir selbst war es vergönnt die ersten Jahre der Begegnungen mit der heutigen Partnerstadt direkt mitzuerleben.
Viele persönliche Kontakte und Freundschaften wurden zwischen den Bürgern beider Städte in den vergangenen 40 Jahren geschlossen, selbst habe ich seit dem ersten Avrillébesuch mit der Familie von Jo und Dany Renaudier enge Kontakte. Wir treffen uns seither fast alle zwei Jahre und dies seit 40 Jahren. Es darf ruhig von einem „Erfolgsmodell Städtepartnerschaft" gesprochen werden, dass keinesfalls in Schwalbach ein Auslaufmodell ist, zumal die Jugend nachwächst.
Alle Schwalbacherinnen und Schwalbacher sind eingeladen, das Städtepartnerschaftsjubiläum gemeinsam zu feiern. Folgende Veranstaltungen finden am Jubiläumswochenende - alle bei freiem Eintritt -
statt:
Sa., 7.9.2019, 11:00 - 14:00 Uhr: Begegnungsfest auf der Wiese vor dem Atrium, Westring
Wir feiern gemeinsam mit den Flüchtlingen. Viele Aktionen sowie Essen und Trinken bieten die Möglichkeit, sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen.
Sa., 7.9.2019, 14:00 - 18:00 Uhr: Spiel- und Sportnachmittag, Sportplatz Limesstadion
American Gladiator, Sumo-Ringen, Bungee Run, Kletterpyramide, Fußballarena und viele weitere Angebote für Groß und Klein - hingehen, ausprobieren, Spaß haben. Für Essen und Trinken ist auch
gesorgt.
So., 8.9.2019, 13:00 - 19:00 Uhr: Interkulturelles Marktplatzfest, Marktplatz
Ein vielfältiges Bühnenprogramm, verschiedene kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt, Aktivitäten
für Kinder, ein Zauberer, Musik und ein verkaufsoffener Sonntag bieten vielfältige Unterhaltung.