21.01.23 || HESSEN (21. Januar 2023) - Am morgigen Sonntag jährt sich zum 60. Mal die Unterzeichnung des Elysée-Vertrags. Bundeskanzler Konrad Adenauer und der
französische Staatspräsident Charles de Gaulle haben am 22. Januar 1963 einen wesentlichen Grundstein für die deutsch-französische Versöhnung gelegt. Ein historischer Moment, der die Jahrhunderte
alte Rivalität beider Länder beendete und bis heute die deutsch-französische Freundschaft in Versöhnung und Zusammenarbeit begründet.
Der Vertrag hat die Grundlage für viele Freundschaften und zwischenmenschliche Beziehungen, zwischen unzähligen Menschen, Städten und Gemeinden überall in Deutschland und Frankreich gelegt. Europa
ist nicht zuletzt durch den deutsch-französischen Vertrag enger zusammengerückt. Es ist, wie es dieser Tage die die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Ines Claus, betonte „eine
wirklich beispiellose Erfolgsgeschichte, dies gelte gerade in Zeiten wie diesen, die geprägt sind von vielfältigen geopolitischen Herausforderungen und einem fast ein Jahr andauernden Krieg in der
Ukraine hervorzuheben, zu pflegen und neu zu entfachen".
Bereits 1950 entstand die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard. Dieses Modell hat über die Stadtgrenzen hinaus Schule gemacht: Rund 20.000
Städtepartnerschaften gibt es heute in Europa, rund 2.200 Partnerschaften existieren allein zwischen Deutschland und Frankreich. Dass dieses Modell die europäische Zusammenarbeit auch in Zeiten von
Wirtschaftskrisen und Europaskepsis lebendig hält, zeigt eine Studie, die die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Deutsch-Französischen Institut (dfi) erstellt haben. Für die Studie haben 1.322
Städte und Kommunen in Deutschland und Frankreich an einer Umfrage zu ihrer Städtepartnerschaft teilgenommen.
Darin heißt es unter andere, dass: knapp zwei Drittel der Teilnehmer angaben, dass ihre Städtepartnerschaften stabil sind oder an Intensität gewonnen haben. Auffallend ist: Die Städtepartnerschaften
erreichen durch Freizeitangebote wie Sport oder Kulturprogramme viele Jugendliche und breite Bevölkerungsgruppen, die im Alltag kaum Berührungspunkte mit Europapolitik haben. Dennoch sorgen sich
viele Teilnehmer der Studie um den ausbleibenden Nachwuchs für ihre Programme. Die Pandemie in den vergangenen drei Jahren hat zu mancher Ermüdung der Partnerschaften - sowohl von Deutschland wie
auch von Frankreich - beigetragen hat und so mancher Arbeit erlahm, die wieder mit viel Mühe erweckt werden muss.
Auf Einladung der Régions de France, dem Pendant der deutschen Europaministerkonferenz (EMK), und der Region Grand Est haben sich die Vertreter der deutschen und französischen Regionen am 17. und 18.
Januar in Straßburg getroffen. Im Mittelpunkt des Treffens stand die Würdigung des vor 60 Jahren unterzeichneten Élysée-Vertrages. Dieser bildete die Grundlage für die Aussöhnung und enge
Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich.
Am Rande des Treffens betonte der Europastaatssekretär die Bedeutung der deutsch-französischen Zusammenarbeit: „Der Élysée-Vertrag gilt zu Recht als Jahrhundertabkommen. Er schaffte das schier Unmögliche, nämlich die Aussöhnung zweier Staaten, die sich in den Jahrzehnten zuvor in zwei Weltkriegen gegenüberstanden. Noch heute gilt das deutsch-französische Verhältnis als Taktgeber für die europäische Zusammenarbeit. Selbst kleinere Verstimmungen können große Vorhaben ausbremsen."
Die Repräsentanten der französischen Regionen und die Mitglieder der EMK unterstrichen bei ihrem Zusammentreffen in Straßburg auch die außerordentliche Bedeutung, die den Regionen bei der Umsetzung
des Élysée-Vertrags und des 2019 unterzeichneten Vertrags von Aachen zukommt. „Ohne starke Regionen und deren Wille, Herausforderungen gemeinsam anpacken und lösen zu wollen, wäre das Projekt der
deutsch-französischen Zusammenarbeit rasch gescheitert", so Europastaatssekretär Uwe Becker. „Heute verbindet Deutschland und Frankreich eine beispielhafte Partnerschaft, die auf einem über
Jahrzehnte gewachsenen Netzwerk deutsch-französischer Strukturen und Institutionen gründet und die fest in der Gesellschaft verankert ist."
Uwe Becker nutzte das Treffen auch dazu, den Vizepräsidenten unserer Partnerregion Nouvelle-Aquitaine, Guillaume Riou, zu treffen. Beide würdigten die heute verabschiedete Gemeinsame Erklärung der französischen Regionen und deutschen Länder als wichtigen Impuls für die bilaterale, aber auch europäische Zusammenarbeit.
„Themen wie der Klimaschutz, der digitale Wandel oder die Umsetzung des European Green Deal kann kein Land in Europa allein lösen. Hier braucht es gemeinsame Ansätze und die Regionen Europas sind dabei oftmals beides: Ideengeber für europäische Lösungen und Betroffene europäischer Entscheidungen. Mit dem Élysee-Vertrag und dem Vertrag von Aachen haben Deutschland und Frankreich vor sechs Jahrzehnten die Grundlage der Zusammenarbeit geschaffen. Doch in den Regionen und bei jeder einzelnen Begegnung, ob auf solchen Treffen oder auch im Rahmen von Städte- oder Regionalpartnerschaften, wird diese Zusammenarbeit gelebt. Hessen wird sie auch weiter fördern", betonte der Europastaatssekretär.