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BVI-Präsident: Spezialfonds sind starkes Standbein im Fondsgeschäft

BVI-Jahresbilanz 2008: Dezemberabsatz mit Lichtblick nach Rückflüssen im Herbst - Schlussspurt bei Aktien-, Misch- und Offene Immobilienfonds

10.02.09 || FRANKFURT (10. Februar 2009) - Die deutsche Investmentbranche blickt auf ein dramatisches Jahr 2008 zurück. Konnten die Kapitalanlagegesellschaften bei Spezialfonds neue Mittel im Umfang von 19,9 Mrd. Euro einsammeln, so verbuchten sie bei Publikumsfonds einen Netto-Abfluss von 27,8 Mrd. Euro. Im Rahmen der diskretionären Vermögensverwaltung, die die Branche außerhalb von Investmentfonds managt, flossen unter dem Strich 5,0 Mrd. Euro ab. „Von Januar bis August hatten wir bei Publikumsfonds einen Netto--Zufluss von fast 24 Mrd. Euro erhalten. Das änderte sich ab Mitte September, als die Finanzkrise eskalierte", sagte heute Dr. Wolfgang Mansfeld, Präsident des BVI-Bundesverband Investment und Asset Management anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt am Main.

Bei Publikumsfonds standen insbesondere Geldmarktfonds und geldmarktnahe Rentenfonds auf der Verkaufsliste. Die Ende September 2008 angekündigten Pläne zur Verschärfung der Besteuerung von steueroptimierten Geldmarktfonds führten im Oktober zu Mittelabflüssen von knapp 16 Mrd. Euro. Zudem gaben in panikartiger Unsicherheit befindliche Anleger nach der Garantieerklärung der Bundesregierung für Bankeinlagen Anfang Oktober in kurzer Zeit allein aus Geldmarktfonds und geldmarktnahen Rentenfonds rund 29 Mrd. Euro zurück. Auf Jahressicht verbleibt ein Abfluss von 26,5 Mrd. Euro aus diesen Gruppen. Bei den anderen Rentenfonds, d.h. ohne die geldmarktnahen Produkte, zogen Anleger von Anfang Januar bis Ende Dezember 2008 per Saldo 17,8 Mrd. Euro ab.

Besonders gefragt bei den Anlegern waren 2008 Dachfonds mit einem Netto-Mittelzufluss von 9,3 Mrd. Euro. Davon entfallen 6,3 Mrd. Euro auf Dachfonds mit variablem Anlageschwerpunkt. Ebenfalls auf der Kaufliste standen Mischfonds mit einem Netto-Mittelaufkommen von 2,4 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Wertgesicherte Fonds rückten aufgrund des verstärkten Sicherheitsbedürfnisses zahlreicher Anleger in den Fokus. Dabei standen Garantiefonds, die zum Laufzeitende einen bestimmten Betrag garantieren, mit einem Zufluss von 7,4 Mrd. Euro im Vordergrund. Aus Produkten mit dynamischen Absicherungselementen zogen Anleger hingegen 1,3 Mrd. Euro per Saldo ab.

Offene Immobilienfonds zeigten sich in der Finanzkrise als wertstabile Anlageklasse. Dennoch kam es in Folge der Marktverwerfungen Ende Oktober innerhalb weniger Tage zu hohen Rückgaben. Dabei nutzten insbesondere größere Anleger und Vermögensverwalter die jederzeitige Rückgabemöglichkeit, um sich Liquidität zu beschaffen. Nach teils hohen Zuflüssen in den Vormonaten, zogen Anleger im Oktober 5,1 Mrd. Euro ab.

Diese geballten Rückflüsse führten dazu, dass elf Offene Immobilienfonds die Rücknahme von Anteilen zum Schutz der verbleibenden Anleger befristet aussetzen mussten. Im Dezember verzeichnete die Fondsgruppe wieder einen Netto-Mittelzufluss von 0,9 Mrd. Euro. Davon entfiel ein gutes Drittel der Neuanlage auf diejenigen Offenen Immobilienfonds, deren Anteilrücknahme seit Ende Oktober ausgesetzt ist. „Dies belegt das grundsätzliche Vertrauen der Anleger in Offene Immobilienfonds. Nun gilt es,  die Fonds mit Blick auf Rückgaben und Liquidität wirklich wetterfest zu machen", sagte der BVI-Präsident und kündigte ein Lösungspaket zur Verbesserung der Liquiditätssteuerung an.

Aktienfonds flossen im Dezember 2008 per Saldo 3,2 Mrd. Euro zu - das ist seit Januar 2001 (Zufluss: 3,4 Mrd. Euro) der höchste Monatszufluss. Hierbei dürfte der Bestandschutz für künftige Veräußerungserlöse im Rahmen der zum Jahresbeginn 2009 eingeführten Ab- geltungsteuer eine wichtige Rolle gespielt haben. Von Anfang Januar bis Ende Dezember 2008 flossen aus Aktienfonds 2,3 Mrd. Euro ab.

Die Spezialfonds waren in 2008 ein starkes Standbein im Fondsgeschäft. Diese ausschließlich für institutionelle Kunden verfügbaren Sondervermögen sammelten per Saldo 19,9 Mrd. Euro neue Anlagemittel ein. Die stärksten Zuflüsse (25,7 Mrd. Euro) kamen von Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen, die zusammen 55 Prozent des Spezialfondsvermögens ausmachen. Kreditinstitute gaben - bedingt durch den erhöhten eigenen Liquiditätsbedarf - netto Spezialfondsanteile zurück (Abfluss: 6,4 Mrd. Euro).

Die Mitgliedsgesellschaften des BVI repräsentieren ein Fondsvermögen von 1.217,5 Mrd. Euro und weitere 288,9 Mrd. Euro in der freien Portfolioverwaltung. (bvi)