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ILM: Treffpunkt der Branche auf der gearbeitet und geordert wird

Optimistische Aussteller, gute Ordertätigkeit - Die 155.Offenbacher Lederwarenmesse mit positiver Resonanz           von Karl-Heinz Stier

08.03.22 || OFFENBACH (07. März 2022) - „Trotz der politisch und weltwirtschaftlich angespannten Lage startet die Branche mit Zuversicht in die Herbst-Winter Saison 2022/23. Die Lust auf Neues war deutlich spürbar. Handel und Industrie suchten den direkten Austausch", so resümierte Arnd Hinrich Kappe, Geschäftsführer der Messe Offenbach nach den drei erfolgreichen Messetagen - Samstag, 5. März, bis Montag, 7. März. Er freute sich auch über die gute Besucherfrequenz, kam doch das Publikum aus 36 Ländern, um ihre Order zu treffen. Und dabei waren modische Frequenzbringer gefragt wie Handytaschen oder funktionelle Bags sowie aufgerüstete Produkte im Segment Business und Reisegepäck, schließlich verlangen die Airlines nach Koffern mit veränderten Abmessungen.

Durchweg positiv waren auch Stimmen bei den Austellern: „Die Messe läuft prima, die Menschen reisen wieder, die Vorbuchungen stimmen optimistisch", so Dirk Schmidinger von Samsonite. Oder: „ Wir kommen gestärkt aus der Krise heraus, Offenbach ist für uns ein Ort, an dem man arbeitet. Das ist heute für Messen nicht selbstverständlich", meint Donald Molazzani von The Bridge/Piquadro. Oder: „Die Menschen genießen es, wieder auf Messen sein zu können und sich auszutauschen", betont Georg Picard von der Firma Picard. Oder: „Für mich als Schuhhändlerin ist die ILM eine sehr wichtige Messe, um ergänzende Produkte wie Taschen und Accessoires zu ordern", versichert Sabine Hünlein von Neun aus Reichelsheim.

Worauf die Internationale Lederwarenmesse(ILM) besonders stolz ist, ist ihre Internationalität und ihre Bedeutung als wichtige Order-Messe im Bereich Taschen, Reisegepäck du Accessoires. Wie in den vergangenen Jahren ist die Messe eine Mischung aus traditionellen und neuen Unternehmen „Wir haben eine qualitativ stark besetzte Veranstaltung mit einer Auslastung von 87 Prozent", betonte Arnd Hinrich Kappe, Geschäftsführer der Messe Offenbach bei der Eröffnung. Das sei zwar weniger als in früheren Jahren, doch da hatte auch die Pandemie keine Rolle gespielt. Meist war die Nachfrage größer als das Angebot. Diesmal kamen 230 Austeller aus 22 Ländern in die Lederstadt. Vermisst wurden Austeller aus dem Bereich Reisegepäck. Dafür war erstmals ein Aussteller aus Australien dabei und die Skandinavier stellen eine starke Abordnung.

Motto der Mese lautet: „Zeitgeist trifft auf Tradition"


Das Motto dieser Ausstellung heißt nach Angaben von Geschäftsführer Knappe „Zeitgeist trifft auf Tradition", will heißen, dass nicht nur eine große Zahl von Starausstellern gekommen sind, sondern dass man auch auf der Suche nach Marken ist, die neue Wege gehen. Die Ausstellung zeige aber auch, dass analoge Präsentationen ein wichtigstes Kriterium bei Besuchern und Ausstellern ist. Zwar werde das digitale Angebot nicht vernachlässigt, denn erstmals können Besucher via Stream mit den Ausstellern in Kontakt treten, die zwar einen Stand auf der Messe haben, diesen aber beispielsweise durch Reisebeschränkungen nicht persönlich besetzen können.

Wie es intern bei den Firmen, Verkaufsläden und Unternehmen im letzten Jahr wirtschaftlich aussah, davon berichteten - wie gewohnt - die Verbände. Die Deutsche Lederwaren- und Kofferindustrie wies auf eine Minderung der Verkaufserlöse in 2021 um 12,7 Prozent hin. Die Rückgänge der Umsätze im Inland liegen bei einem Drittel, die im Ausland bei 8,2 Prozent. Auch die Beschäftigten sind im Jahr 2021 weniger geworden (minus 15,6 Prozent). Die Angaben beziehen sich nur auf die Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten. Rechnet man noch die anderen dazu, liegt das Minus weitaus höher.

Preisentwicklung hinkt der allgemeinen Entwicklung hinterher


Die Verbraucherpreise für Reiseartikel und Lederwaren entwickelten sich nicht in demselben Maße wie die Verbraucherpreise (insgesamt plus 3,1 Prozent). Bei Koffern, Reisetaschen, Aktenkoffern und Geldbörsen sind die Verbraucherpreise rückläufig (von minus 1,5 bis minus 0,3 Prozent) „Summa summarum hinkt die Preisentwicklung der allgemeinen Entwicklung hinterher", meinte Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert. Die Hauptursachen sieht er in den zwei Jahren Corona. Es habe keine Events, keine Anlässe zum Vorzeigen von modischen Artikel, Einschränkungen im Flugverkehr und Tourismus gegeben, Koffer und Reisegepäck seien weniger nachgefragt worden.

Was die Importe angehe, so liege China mit 38,8 Prozent am gesamten Wert aller nach Deutschland eingeführten Lederwaren an der Spitze. Beim Export von Handtaschen beträgt die Stückzahl im Vergleich zu 2020 Plus 8,2 Prozent. Der Durchschnittspreis einer exportierten Handtasche betrug 2021 27,99 Euro (2020: 24.43 Euro).

Im Ausblick auf 2022 rechnen die Betriebe mit gleichbleibenden Umsätzen. Zu den Ungewissheiten über das durch Corona veränderte Verbraucherverhalten und die zukünftige Bedeutung von Innenstädten als Einkaufsstätten komme noch die Inflation und der noch nicht abzuschätzende Krieg in der Ukraine.

Freizeitartikel und der Schulbereich haben u.a. das Überleben gesichert


Ins gleiche Horn stieß auch Axel Augustin vom Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren. Reisen, Shoppen, Fahrten zum Büro und zu Geschäftsterminen - das alles sei in den letzten zwei Pandemie-Jahren zeitweise gar nicht oder nur mit Beschränkungen möglich gewesen. Für den stationären Lederwarenhandel bedeute dies massive Umsatzeinbrüche bis zu 50 Prozent gegenüber 2019. Hinzu komme noch, dass der Online-Handel Pandemie-Gewinne gemacht habe und dessen Marktanteil im letzten Jahr bei 35 bis 40 Prozent gelegen habe. Unverändert gut liefen Freizeitartikel und der Schulbereich, die zusammen mit Kleinlederwaren vielen Geschäften in den beiden letzten Jahren das Überleben gesichert hätten. Wie und ob der Ukraine-Krieg sich auswirken werde, bleibe abzuwarten.

Dominanz der Farben von dunklem grünem Moos zu warm-rote Fuchsbeere und Sumpfbraun bis hin zu Schwarz


Welche Farben, Muster oder Formen in Zukunft dominieren, konnte man auf den sogenannten Runway-Shows, also wie Models mit neuen Produkten über den Laufsteg liefen, erkennen. Zuvor hatte Trendexperte Martin Wuttke in der ihm eigenen Art die neue Mode im Herbst/Winter erläutert. So meint er, dass im Winter 2022/23 „neben einer deutlichen Portion Eskapismus von funktionaler Eleganz und Sportivität sowie einer weitergeführten Casualisierung definiert wird". Und im Kapitel „Instictiveness" - was das auch immer bedeuten mag - sich die neue Liebe zur Natur in den Farben manifestiere. „Die Eckpfeiler bilden dunkles grünes Moos, warm-rote Fuchsbeere sowie Sumpfbraun. Schwarz komplettiert diese dunkle Seite der Natur".

In seinem Ausblick auf die Zukunft der ILM wies Geschäftsführer Kappe darauf hin, dass Kundenorientierung, also die konkreten Anforderungen und Bedürfnisse des Handels, für ihn im Fokus stehe. „Es wird auf den künftigen Messen weniger gehandelt als mehr gesprochen". Das gelte auch für das Rahmenprogramm. Neben branchenrelevanten Vorträgen, den traditionellen Runway Shows werde auch weiterhin Branchengespräche mit der Textil - und Schuhwirtschaft stattfinden. „Kurz gesagt: insgesamt müsse die Messe auch Dienstleistungen für die Aussteller bieten".