08.11.18 || FRANKFURT (08. November 2018) - Der noch im Oktober bei der Vorlage des ersten Halbjahresberichtes der hessischen Chemie - und Pharmabranche geäußerte Optimismus, das bis Jahresende
eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung für 2018 zu erwarten sei, ist nach den neuesten Zahlen der Gesamtbranche nicht mehr ganz so euphorisch. Grund hierzu sind besonders die immer stärkeren
Bremsspuren die sich in der deutschen und europäischen Wirtschaft bemerkbar machen. VCI-Präsident Hans Van Bylen sagte dieser Tage zur Lage der chemisch-pharmazeutischen Industrie: „Die Nachfrage
unserer Kunden nach Chemieprodukten wird schwächer. Die zunehmenden Risiken, wie die Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China sowie der Brexit, sorgen für steigende
Verunsicherung".
Foto: Die Halbjahresbilanz 2018 erklärte Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Große (Bild Mitte), zur Landespolitik sprach Dirk Meyer (Bild links). Foto: Karl-Heinz Stier
Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist im dritten Quartal 2018 bundesweit kaum gewachsen. Rechnet man die boomende Pharmaproduktion heraus, musste Deutschlands drittgrößte Industriebranche ihre
Produktion sogar drosseln. Das geht aus dem aktuellen Quartalsbericht hervor, den der Verband der Chemischen Industrie (VCI) veröffentlicht hat. Die Chemiesparten bekamen demnach die schwächer
werdende Industriekonjunktur in Deutschland und Europa zu spüren. Allerdings legten durch steigende Preise die Umsätze in nahezu allen Chemiesparten zu, sodass die Chemieunternehmen mit ihrer
aktuellen Geschäftslage überwiegend noch zufrieden sind. Die Erwartungen für die Zukunft trüben sich aber ein.
Der VCI rechnet für 2018 weiterhin mit einem Zuwachs der deutschen Chemieproduktion von 3,5 Prozent. Die Chemikalienpreise steigen voraussichtlich um 1,5 Prozent, sodass der Branchenumsatz um 4,5 Prozent auf 204 Milliarden Euro zulegt.
Die hessische Chemie- und Pharmabranche konnte insgesamt in der ersten Jahreshälfte 2018 knapp 13,6 Milliarden Euro umsetzen. Dies ist eine Umsatzsteigerung von 4,2 Prozent, die wesentlich auf eine
Ausweitung der Produktion zurückzuführen ist. Das Inlandsgeschäft stieg auf 4,4 Milliarden Euro und das Auslandsgeschäft auf 9,2 Milliarden Euro. Diese positive Entwicklung hat auch Konsequenzen auf
die Beschäftigtenzahlen. Im 1. Halbjahr waren durchschnittlich 58 500 Menschen in der Branche tätig - 1,9 % mehr als im Jahr zuvor.
Wie Prof. Dr. Heinz-Walter Große, der Vorstandsvorsitzende von HessenChemie in diesem Zusammenhang mitteilte, wurden auch die Ausbildungsvergütungen überproportional erhöht. Auszubildende in den beiden ersten Lehrjahren erhalten seit Anfang Oktober neun Prozent mehr Geld (986 bzw. 1.063 Euro), in den Lehrjahren drei und vier sind es 6 Prozent mehr (1 121 bzw. 1 205 Euro). „Damit haben die Tarifpartner bewusst einen Anreiz im Rahmen der Bekämpfung des Fachkräftemangels gesetzt".
Zurück zu den Umsatzzahlen im ersten Halbjahr. Bei der klassischen Chemie lagen sie bei 7,6 Milliarden Euro - im Ausland ein Plus von 3,7 %, im Inland 2,1 %. In der Pharmabranche stieg der Umsatz um 4.9. % auf 6 Milliarden Euro. Hier machte sich ein Umsatzsprung im Inlandsgeschäft bemerkbar. Der Umsatz im Ausland sank aufgrund negativer Währungseffekte leicht auf 3,7 Milliarden Euro.
In einem Ausblick auf die restlichen Monate 2018 sind die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie zuversichtlich. So rechnen 47 % der Unternehmen mit einer Steigerung ihrer Produktion und einem Umsatzwachstum von 3,5 %. Die Chemikalienpreise steigen voraussichtlich um 1,5 Prozent, sodass der Branchenumsatz bundesweit gerechnet um 4,5 Prozent zulegen kann.
HessenChemie- Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer sprach die Hoffnung aus, dass sich die Landespolitik auch in Zukunft für die Stärken des Industriestandortes Hessen einsetzen werde. Auf die Agenda gehörten Investitionen in den Straßen - und Wohnungsbau, den flächendeckenden Ausbau der Breitbandnetze sowie Schulen.