06.02.23 || FRANKFURT
(05. Februar 2023) - Global und digital der Vertrieb, professionell und kriminell die Strukturen dahinter - Produkt- und Markenpiraterie ist ein lukratives Milliardengeschäft, auch für die
organisierte Kriminalität. Wer bewusst Fälschungen kauft, unterstützt die verheerenden Strukturen: Plagiate und Fälschungen werden oftmals unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen hergestellt
und verursachen teils existenzgefährdende Schäden bei innovativen Herstellern und dem autorisierten Handel. Das Gros der Billigkopien birgt ernsthafte Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltrisiken.
Umso besorgniserregender ist der Trend, dass immer mehr Influencer auf TikTok & Co. explizit für gefälschte Designerware werben.
Das Logo zeigt die Symbolfigur des Negativpreises
ein schwarzer Gartenzwerg mit goldener Nase
Die Aktion Plagiarius hat nunmehr zum 47. Mal ihren gefürchteten Negativpreis an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen vergeben. Die Verleihung fand im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente" statt. Die Auszeichnung mit dem „Plagiarius" sagt nichts darüber aus, ob das nachgemachte Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel der Aktion Plagiarius ist vielmehr, die skrupellosen Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren. Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Der Jury geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte zu brandmarken, sondern einen kritischen Blick auf plumpe 1:1 Nachahmungen zu richten, die dem Originalprodukt bewusst zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen. Erfreulicherweise hat auch dieses Jahr einer der Nachahmer eine Einigung mit dem Originalhersteller gesucht und Restbestände der Plagiate vom Markt genommen. Die Trophäe des Schmähpreises ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. Letztere symbolisiert die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und innovativen Unternehmen erwirtschaften.
Allein in der EU wurden 2021 laut EUIPO und der Europäischen Kommission etwa 86 Millionen gefälschte Waren beschlagnahmt, ein Anstieg von fast 31% gegenüber 2020. Und das sind nur die nachweislichen
Aufgriffe, also die Spitze des Eisbergs. Den internationalen Handel mit Fälschungen bezifferten EUIPO und OECD für 2019 auf alarmierende 412 Milliarden Euro, was 2,5% des Welthandels entspricht. Je
größer die Nachfrage, desto größer der Erfolg der Fälscher.
Mehr als jeder dritte jugendliche Europäer (37%) zwischen 15 und 24 Jahren hat schon mal vorsätzlich Fälschungen gekauft, so das „Jugendbarometer 2022 zum geistigen Eigentum". Das entspricht einer Verdoppelung in den letzten 3 Jahren. Besonders gefragt sind gefälschte Kleidung, Schuhe, Accessoires sowie Elektronik. Hauptargumente sind der günstige Preis und die hohe Verfügbarkeit. Als besorgniserregend wird die deutlich gestiegene soziale Akzeptanz von Fälschungen bezeichnet sowie eine Gleichgültigkeit der Problematik gegenüber.
Staatssekretär Uwe Becker bei der Laudatio in der
Fälschungsvorstellung
In diesem Zusammenhang forderte der diesjährige Laudator, der hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Uwe Becker: „Mit der Änderung der Handelswege aus der analogen in die digitale Welt hat der Handel mit Plagiaten über elektronische Verkaufsplattformen noch zusätzlichen Aufschwung erfahren. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Deshalb muss der Schutz des geistigen Eigentums und die Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie noch engagierter betrieben und auf die neuen Geschäftsmodelle des Ideenklaus angepasst werden. Mit dem Plagiarius wird auf diese Bedrohung für Wirtschaft und Verbraucher in besonderer Weise aufmerksam gemacht. Daher ist dieser Negativpreis auch gleichzeitig Auftrag zum Handeln."
Das Museum Plagiarius in Solingen zeigt in seiner einzigartigen Ausstellung mehr als 350 Plagiarius-Preisträger der unterschiedlichsten Branchen - jeweils Original und Plagiat im direkten Vergleich.
Während der „ambiente"- Ausstellung in Frankfurt wurden drei Hauptpreise sowie drei gleichrangige Sonderauszeichnungen vergeben. Die ersten zwei Hauptpreise sind:
Original: Studio Hausen / Jörg Höltje, Hamburg, Deutschland. Plagiat: Vertrieb: Deutscher Möbel-Filialist (EU-weit tätig)
Der erste Preisträger des Negativpreises und das eigentliche Markenprodukt.
Design, Konzept und Proportionen sind plump 1:1 kopiert - Groß und nicht zu übertünchen sind indes die Qualitätsunter-schiede. Das Original überzeugt durch hochwertige Verarbeitung und wird aus FSC-zertifiziertem Massivholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gefertigt. Beim Plagiat wird tropisches Mangoholz niederer Qualität verwendet, die Billig-Bügel sind verzogen. Das Preisverhältnis 380 zu 128 Euro.- Der Möbelfilialist zeigte sich einsichtig, hat den Verkauf gestoppt, Restbestände vernichtet und Umsatzzahlen genannt.
Originale: koziol »ideas for friends GmbH, Erbach, Deutschland; Plagiate: METPLAS A.S. / „Rubikap" Plastic Tableware, Istanbul, Türkei
Markenprodukte und ihre negativ prämierten Plagiate.
Fotos(4): Karl-Heinz Stier
Kristall- vs. Plastikoptik: Das Besondere der „CLUB SUPERGLAS" Serie: Ein Hightech-Material, das die Eigenschaften von Glas - wie Transparenz, Brillanz und Lichtbrechung - mit den Vorzügen des Kunststoffes - wie Unzerbrechlichkeit, Isolierfähigkeit, Leichtigkeit und individuelle Einfärbbarkeit - vereint. 100% recycelbar, 100% Made in Germany, wurden die hochwertigen koziol Supergläser für die professionelle Anwendung in Gastronomie und Hotellerie konzipiert. Beim Plagiat wurden Form, Konzept und das exklusive Facettendesign nahezu 1:1 übernommen. Allerdings fallen im direkten Vergleich eine einfachere Verarbeitungsqualität, eine geringere Standfestigkeit sowie die Kunststoff-typische matte Optik auf. Koziol hat sein Design in der EU geschützt. Irreführenderweise wirbt der Nachahmer, eine türkische Firma aus Istanbul, mit dem Hinweis „patented".